Projekt an Uni-Klinik Heidelberg

Fehlerfreie Rezepte verbessern die Patientensicherheit

Heidelberg / Stuttgart - 07.07.2017, 16:00 Uhr

Schnellere und sicherere Patientenversorgung durch korrekte Rezepte vom Arzt – das fand das Universitätsklinikum Heidelberg. (Foto: Peter Atkins / stock.adobe.com)

Schnellere und sicherere Patientenversorgung durch korrekte Rezepte vom Arzt – das fand das Universitätsklinikum Heidelberg. (Foto: Peter Atkins / stock.adobe.com)


Die häufigsten Fehler auf Rezepten

Welche Fehler entdeckten die Apotheker am häufigsten? „In der Regel fehlte der Arztname oder die Mediziner hatten die Besonderheit eines BG-Rezeptes nicht beachtet“, erklärt Hanna Seidling. Und welche Rezepte waren am kritischsten? Hier stuft die Apothekerin die Verordnung von Individualrezepturen am fehleranfälligsten ein – diese bergen großes Potenzial für Missverständnisse. Die Maßnahme des Klinikums? „Wir haben folglich alle Individualrezepturen überarbeitet, auf Plausibilität geprüft und ins elektronische Verordnungssystem eingegeben“, erklärt Faller. 

Das Ergebnis: Weniger ärztliche Rücksprache erforderlich

Dem Projektteam gelang es, die Rücksprachequote zu Klinikrezepten deutlich zu verringern: Zu Beginn des Projektes im Jahr 2012 hielten die teilnehmenden Apotheken noch bei etwa einem Viertel (23 Prozent) der belieferten Rezepte Rücksprache mit der verordnenden Ambulanz. Nach drei Jahren Projektarbeit verbesserte sich dies dramatisch: Der Anteil missverständlicher Rezepte, die eine ärztliche Rückfrage erforderten, lag nun mehr bei nur noch 4,1 Prozent.

Preis für Patientensicherheit 2017 und die Zukunft des Projekts

Der Erfolg des Projektes überzeugte auch das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS). Anfang Mai erhielten die engagierten Heidelberger den ersten Platz des Deutschen Preises für Patientensicherheit 2017. „Die 10.000 Euro Preisgeld fließen zurück in das Projekt“, erklärt Seidling. Denn das Projekt soll weitergehen, gar ausgeweitet werden. Geplant ist – im Zuge der Etablierung des Entlassmanagements, das bis Oktober 2017 realisiert sein soll – nach den Ambulanzen auch die Stationen mit einzubinden. Hier werden ebenfalls Materialien benötigt, um die Stationen mit den entsprechenden elektronischen Vorrichtungen auszustatten.

Was liegt Dr. Hanna Seidling und Christine Faller für die Zukunft der Patientensicherheit am Herzen? „Ganz besonders wichtig finden wir, dass die Qualitätssicherung auch wirklich nachhaltig ist“, sagen die Apothekerinnen. Man habe viel erreicht. Ziel müsse es nun sein, das Projekt weiter auszubauen, sodass zum Beispiel im Rahmen des Entlassmanagements auch die Stationen des Universitätsklinikums Heidelberg in den Genuss der „Verordnungsbetreuung“ durch den Rezeptmonitor kommen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Fehler abstellen

von Karl Friedrich Müller am 08.07.2017 um 16:56 Uhr

Das Problem ist, dass man uns nicht zu hört und Fehler abstellt.
So wird in Praxen, weniger an Kliniken, für ein und den selben Patienten jedes Mal ! der gleiche Fehler gemacht, so dass man dann auch jedes Mal anrufen und hinrennen muss. Das zermürbt und ist unverständlich.
Würden Fehler zur Kenntnis genommen und geändert, gäbe es auf beiden Seiten sehr viel weniger Arbeit, die vermeidbar wäre. Die Zeit könnte erheblich besser genutzt werden.
Ein Traum.
Ach ja: Angebote für Erklärung oder Schulung will man schon gar nicht hören, trotz sonst guter Zusammenarbeit.
Vermutlich Sorge vor Regressen. Die Praxen haben auch unter erheblichem Druck zu leiden

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