Nach geplatzter Übernahme

Nimmt die Stada sich jetzt ein Beispiel an McKesson/Celesio?

Berlin - 27.06.2017, 13:40 Uhr

Was passiert nach der gescheiterten Übernahme? Die Stada will sich zunächst auf ihr Wachstum konzentrieren, liebäugelt aber weiter mit einer Übernahme. (Foto: dpa)

Was passiert nach der gescheiterten Übernahme? Die Stada will sich zunächst auf ihr Wachstum konzentrieren, liebäugelt aber weiter mit einer Übernahme. (Foto: dpa)


Nach dem gescheiterten Übernahmeversuch von Stada durch die Kapitalgesellschaften Bain und Cinven will sich das Management des Generikaherstellers wieder auf seine Wachstumsziele konzentrieren. Einen „Masterplan B“ gibt es nicht. Allerdings gibt es eine Blaupause, wie solch ein Deal doch noch zustande kommen könnte.

Am Ende fehlten zwar nur rund zwei Prozentpunkte, doch sie gaben den Ausschlag, dass die Übernahme von Stada durch die beiden Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven platzte. Statt mindestens 67,5 Prozent hatten lediglich 65,52 Prozent der Aktionäre ihre Anteilsscheine den Bewerbern angeboten. Damit ist eine Übernahme, bei der Stada mit rund 5,3 Milliarden Euro bewertet worden wäre, zumindest vorerst vom Tisch.

Blaupause McKesson/Celesio

Doch es gibt eine Blaupause, die auch das Stada-Management intensiv studiert hat, wie der Vorstand am Morgen nach der gescheiterten Übernahme in einer Telefonkonferenz der Presse mitteilte: die Übernahme des Pharmahändlers Celesio durch den US-Konzern McKesson im Jahr 2014. In diesem Fall war der erste Übernahmeversuch schief gegangen. Obwohl sich McKesson damals mit den Großaktionären Haniel und Elliott geeinigt hatte, kam der amerikanische Konzern nicht auf die zur Bedingung gemachten 75 Prozent an Celesio.

Im zweiten Anlauf wenige Tage später glückte der Deal dann allerdings. Die Amerikaner legten eine neue Offerte in gleicher Höhe vor, hatten sich aber im Vorfeld bereits knapp 76 Prozent der Anteile gesichert. Dafür hatte der Familienkonzern Haniel seinen Celesio-Anteil von etwas mehr als 50 Prozent auf 75,99 Prozent aufgestockt, indem er dem Hedgefonds Elliott dessen Aktien-Paket abkaufte. McKesson kaufte zudem Wandelanleihen von Elliott, um beim neuen Versuch auf Nummer sicher zu gehen.

Keine Spekulationen

Ob dieses Vorgehen im Fall Stada auch ein Modell für Bain und Cinven sein könnte, ist völlig offen. Stada-Vorstand und Aufsichtsratsvorsitzender Carl Ferdinand Oetker wollten sich in dem Gespräch mit den Journalisten jedenfalls auf keine Spekulationen über ein neues Angebot oder einen weiteren Übernahmeversuch einlassen. „Es gibt keinen Masterplan B. Es liegt heute auch kein zweites Angebot auf dem Tisch“, sagt Vorstandschef Matthias Wiedenfels. „Wenn eine neue Situation auftaucht, werden wir diese bewerten.“

Lag das Scheitern an Hedgefonds?

Für das Scheitern der Übernahme sollen zu einem wesentlichen Teil Hedgefonds verantwortlich sein, heißt es in Bankenkreisen. Sie seien verstärkt bei dem Arzneimittelhersteller eingestiegen, nachdem vor einigen Wochen Spekulationen aufkamen, dass das chinesische Unternehmen Shanghai Pharmaceuticals ebenfalls eine Übernahme von Stada erwäge. Die Hedgefonds, die zu vergleichsweise hohen Preisen eingestiegen waren, dürften darauf spekuliert haben, nach dem Gelingen der Übernahme zu einem höheren Preis ausgekauft zu werden. Letztlich kam es aber doch nicht zu einem Angebot von Shanghai Pharmaceuticals – die Hedgefonds haben sich offenbar verzockt.

Stada-Chef Wiedenfels will nun eine Analyse der Aktionärsstruktur in Auftrag geben, um festzustellen, ob es im Laufe der vergangenen Wochen und Monate zu Veränderungen im Aktionariat gekommen ist. In der Vergangenheit stellten insbesondere Ärzte und Apotheker eine bedeutende Aktionärsgruppe bei Stada dar. Als Last aus dem monatelangen Übernahmegerangel wird das Management zudem einen erheblichen Kostenblock in seiner Bilanz verbuchen. So hat das Unternehmen beispielsweise zahlreiche Berater beschäftigt. „Das wird man im Ergebnis sicher sehen“, sagte Wiedenfels.

Konzentration auf Wachstumsziele

Dessen ungeachtet will sich das Management nun wieder voll auf die im Programm Stada Plus niedergeschriebenen Wachstumsziele fokussieren. Demnach strebt der Vorstand in diesem Jahr einen bereinigten Konzernumsatz zwischen 2,280 und 2,350 Milliarden Euro und einen bereinigten Konzerngewinn zwischen 195 und 205 Millionen Euro an. Für 2019 erwartet das Stada-Management einen bereinigten Konzernumsatz zwischen 2,650 und 2,700 Milliarden Euro sowie einen bereinigten Konzerngewinn zwischen 250 und 270 Millionen Euro. Um dies zu erreichen, will das Unternehmen in den kommenden Jahren die Generika- und Markenproduktsegmente stärken, die Marktpotenziale erschließen, die Komplexität im Portfolio als auch in der Organisation reduzieren und die Kostenbasis verbessern. Dabei sind nach den Worten Wiedenfels´ in den letzten Monaten bereits signifikante Fortschritte erzielt worden.

Derweil brauchen die Stada-Aktionäre gute Nerven. Seit Bekanntwerden des gescheiterten Übernahmeversuches hat die Aktie knapp 10 Prozent an Wert verloren.  



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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