Beratungs-Quickie

Ein junger Patient mit bronchialem Infekt

München / Stuttgart - 22.06.2017, 13:15 Uhr

Mehrkosten gelten auch für Kinder. Selbst wenn das Kind den Mehrkosten-freien Saft nicht verträgt, entbinden pharmazeutische Bedenken nicht davon. (Foto: Picture-Factory / Fotolia)

Mehrkosten gelten auch für Kinder. Selbst wenn das Kind den Mehrkosten-freien Saft nicht verträgt, entbinden pharmazeutische Bedenken nicht davon. (Foto: Picture-Factory / Fotolia)


Beratungs-Basics

Es ist wichtig, das Kind in das Beratungsgespräch miteinzubeziehen und nicht über seinen Kopf hinweg nur mit der Mutter zu sprechen. Der ausländische Name kann einen Hinweis auf Sprach- und Verständnisprobleme geben. Vor allem in diesem Fall ist bei der Beratung darauf zu achten, sich Rückmeldung darüber geben zu lassen, ob der Patient – oder hier die Mutter – alles versteht.

Die Mutter versteht die Apothekerin sehr gut und schimpft, sie wolle auf keinen Fall irgendetwas für Medikamente auf einem Kinderrezept bezahlen. Auf das Angebot, das Rezept mit einem Ibuprofensaft ohne Mehrkosten zu beliefern, reagiert die Kundin ablehnend. Ihr Sohn möge diese Säfte nicht und spucke diese aus. Der Kundin ist zu verdeutlichen, dass die Möglichkeiten der Apotheke hier ausgeschöpft sind.

Der schleimlösende Wirkstoff Acetylcystein (ACC) wird bei akuten und chronischen bronchopulmonalen Erkrankungen eingesetzt, die mit einer Störung von Schleimbildung und -transport einhergehen. Für Kinder von sechs bis 14 Jahren beträgt die empfohlene Dosierung zweimal täglich eine Brausetablette (400 mg ACC pro Tag). Die Brausetabletten werden in einem Glas Wasser aufgelöst und nach den Mahlzeiten eingenommen. Die Anwendung erfolgt am besten morgens und (nach)mittags vor 16 Uhr, damit sich der Schleim tagsüber lösen und abgehustet werden kann und die erholsame Nachtruhe möglichst nicht beeinträchtigt wird. Der Junge sollte ausreichend trinken, gut eignen sich auch warme Husten- und Bronchialtees.

Während der Einnahme von ACC kann es zu Kopfschmerzen, allergischen Reaktionen an Haut und Atemwegen sowie zu gastrointestinalen Nebenwirkungen kommen. Sehr selten ist über lebensbedrohliche Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom und Lyell-Syndrom) in zeitlichem Zusammenhang mit der Anwendung von ACC berichtet worden. Treten während der Behandlung mit ACC Haut- und Schleimhautveränderungen auf, ist die Anwendung sofort zu beenden und unverzüglich ärztlicher Rat einzuholen.

Das Schmerz- und Fiebermittel enthält den Wirkstoff Ibuprofen. Die Mutter darf das Arzneimittel nur bei Bedarf und kurzzeitig geben. Laut Kinderärztin soll sie ihrem Sohn bei Fieber über 39 °C eine Schmelztablette (SMT) auf die Zunge legen. Für die Einnahme ist kein Wasser erforderlich. Für Kinder von sechs bis neun Jahren (20 - 28 kg) beträgt die Einzeldosis 200 mg Ibuprofen. Falls erforderlich, kann alle sechs bis acht Stunden eine weitere Schmelztablette verabreicht werden. Über den Tag verteilt darf eine Gesamtdosis von 600 mg Ibuprofen nicht überschritten werden. Da unter der Einnahme von Ibuprofen sehr häufig Magen-Darm-Beschwerden auftreten, empfiehlt es sich, das Arzneimittel direkt nach einer Mahlzeit zu geben. Bei Schmerzen im Oberbauch, Schwarzfärbung des Stuhls oder Spucken von Blut darf die Mutter das Schmerzmittel nicht mehr geben und muss sofort mit ihrem Kind einen Arzt aufsuchen.



Manuela Kühn, Apothekerin
redaktion@daz.online


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