Interview mit Stada-Beirat-Chef Thomas Meyer (Apotheker)

„Das Angebot ist attraktiv und angemessen“

Stuttgart - 20.06.2017, 12:15 Uhr

Apotheker Thomas Meyer ist Vorsitzender des Stada-Beirates und meint, dass das Übernahmeangebot der Beteiligungsgesellschaften Bain Capital und Cinven kein schlechtes ist. (Foto: Stada)

Apotheker Thomas Meyer ist Vorsitzender des Stada-Beirates und meint, dass das Übernahmeangebot der Beteiligungsgesellschaften Bain Capital und Cinven kein schlechtes ist. (Foto: Stada)


Herausforderndes Marktumfeld

DAZ.online: Gegen den aktionistischen Investor AOC hatte sich der Beirat stets gewehrt. Nun unterstützen Sie das Übernahmeangebot zweier anderer Investoren. Woher der Sinneswandel? Was unterscheidet Bain Capital und Cinven von AOC?

Meyer: Ein Sinneswandel ist das mitnichten. Das aggressive und feindliche Vorgehen von AOC ist mit dem freiwilligen, öffentlichen Übernahmeangebot von Bain Capital und Cinven nicht zu vergleichen. Als Beirat waren und sind wir seit jeher an einer starken Stada interessiert, die sich nicht nur ihrer stolzen Historie – hervorgegangen aus einer deutschen Apothekergenossenschaft – bewusst ist, sondern vor allem auch zukunftsfähig sein will. Richtig ist aber auch: Das Marktumfeld ist äußerst herausfordernd und von einer hohen Dynamik geprägt, viele Konkurrenten entwickeln sich rasant weiter. In Zeiten, in denen zielgerichtetes Wachstum größere Investitionssummen erfordert, braucht Stada einen finanzstarken, verlässlichen Partner. Bain Capital und Cinven haben deutlich gemacht, dass sie mit Stada langfristige Ziele verfolgen und an einem nachhaltigen Erfolg interessiert sind, was man sicher nicht von allen behaupten kann.

Apotheker-Beirat hat nicht den Verhandlungen teilgenommen

DAZ.online: Haben Sie Ihre Empfehlung für die Übernahme von Bedingungen abhängig gemacht?

Meyer: Lassen wir die Kirche mal im Dorf: Als Beirat haben wir an den Verhandlungen natürlich nicht direkt teilgenommen. Ungeachtet dessen haben Vorstand und Aufsichtsrat offensichtlich sehr erfolgreich mit Bain Capital und Cinven verhandelt und eine umfassende Investorenvereinbarung abgeschlossen. Darin verpflichten sich die Bieter, im Falle einer Übernahme Stadas Position als global tätiges Pharmaunternehmen zu stärken und das Zukunfts- und Wachstumsprogramm Stada Plus zu unterstützen. Bei möglichen Akquisitionen zum Ausbau des Produktportfolios und der Erschließung neuer Wachstumsmärkte werden die Investoren Stada finanziell wie strategisch unterstützen. Sowohl der Standort der Unternehmenszentrale als auch die Standorte aller wesentlichen Geschäftsbereiche sollen nicht verändert werden. Das allein sind bereits Zusagen, die wir als Apotheker nur begrüßen können. Zudem konnten in den Verhandlungen auch weitgehende Schutzrechte für die Mitarbeiter erreicht werden.

DAZ.online: AOC hat seinen ca. fünfprozentigen Anteil an der Stada bereits abgestoßen. Für das „Handelsblatt“ ist das ein Anzeichen, dass der Investor am Gelingen der Übernahme zweifelt. Wie schätzen Sie das ein – gelingt der Deal?

Meyer: Die öffentlich von AOC im vergangenen Jahr kommunizierten Absichten, das Unternehmen positiv entwickeln zu wollen, werden durch den aktuellen Verkauf deutlich in Frage gestellt. Auch vor diesem erscheint die Investorenzusage von Bain Capital und Cinven umso wichtiger. Es bleibt daher zu hoffen, dass der Deal gelingt.



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