Allianz für Gesundheitskompetenz

Die Apotheke als „Tor zur Gesundheitsinformation"

Berlin - 19.06.2017, 15:05 Uhr


Die Gesundheitskompetenz der Menschen stärken – das ist ein Ziel, das jeder unterschreiben kann. Doch wie gelingt dies in Zeiten, da Informationen höchst unterschiedlicher Qualität aus dem Internet sprudeln? Akteure aus dem Gesundheitswesen, darunter auch die Apotheker, haben sich nun zusammengetan, um bestehende Ansätze zu bündeln und aufeinander abzustimmen – aber auch um Neue zu entwickeln.

Nach einem Jahr Vorarbeit haben Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), die Gesundheitsministerkonferenz der Länder sowie Vertreter von 13 Verbänden und Organisationen aus dem Gesundheitswesen am heutigen Montag eine Gemeinsame Erklärung zur Gründung der „Allianz für Gesundheitskompetenz“ unterzeichnet. Auch Friedemann Schmidt, Präsident der ABDA, gab seine Unterschrift ab.

Doch was genau steckt hinter dieser Aktion? Gröhe erklärte: Laut einer aktuellen Studie haben mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland (rund 54 Prozent) Mühe, die sie betreffenden Gesundheitsinformationen zu verstehen. Das mag der Beipackzettel eines Arzneimittels sein, die Erklärung eines Arztes oder der Entlassbrief aus dem Krankenhaus. Betroffen seien insbesondere ältere Menschen, Chroniker, Menschen mit geringem Bildungsstatus und solche mit Migrationshintergrund. Das ist für die Menschen persönlich eine äußerst unbefriedigende Situation. Und es ist zudem gesamtgesellschaftlich bedenklich, wenn man die Annahme der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zugrunde legt, dass drei bis fünf Prozent der Gesundheitsausgaben durch eine unzureichende Gesundheitskompetenz verursacht werden. Das würde allein für Deutschland etwa 9 bis 15 Milliarden Euro bedeuten, rechnet das Bundesgesundheitsministerium (BMG) vor.

Drei Handlungsfelder

Doch was kann man tun, wenn man den Menschen helfen will, gesundheitsbezogene Informationen zu finden, sie zu verstehen und zu bewerten und letztlich auch richtig auf sich anzuwenden? Die Vertreter der neuen Allianz haben drei Handlungsfelder ausgemacht:

  • Die allgemeine Gesundheitskompetenz der Bevölkerung durch Gesundheitsbildung stärken
  • Wissenschaftlich abgesicherte Informationsangebote – insbesondere im Internet – bündeln und allgemein verständlich aufbereiten
  • Die Kommunikationskompetenz der Gesundheitsberufe in der Aus-, Weiter- und Fortbildung stärken

In diesen Bereichen wollen die Akteure nun verschiedene Maßnahmen ergreifen. Friedemann Schmidt erläuterte, was die Apotheker sich vorgenommen haben.

ABDA: Medikationsanalyse im Fokus

Erstens geht es darum, die Apothekenkunden noch besser ansprechen zu können. Die Apotheke sei schon jetzt ein niedrigschwelliges Angebot, ein „Tor“ zu Gesundheitsinformation für jedermann, erklärte Schmidt. Nicht zuletzt die Assistenzberufe der Apotheker leisteten hier schon jetzt erfolgreiche Informationsarbeit – das könnten sie manchmal besser als die studierten Apotheker selbst. Doch die ABDA will sich nun dafür einsetzen, dass eine patientenverständliche Sprache auch Eingang in die Studieninhalte findet, ebenso in die Fort- und Weiterbildung.

Zweitens geht es der ABDA um eine bessere Aufklärung der Patienten über ihre Arzneimitteltherapie. Nur die Hälfte der Verordnungen würde vom Patienten wie vom Arzt verschrieben angewendet, erklärt Schmidt. Hier sieht er große Aufgaben für Apotheker. Intensive Beratungsansätze seien nötig, um herauszufinden, was genau der Patient will. Wichtig sei, Verbindlichkeit in die Beziehung zwischen Patient und Apotheke zu bringen, betonte Schmidt. Dazu müsse sich der Patient auf eine Apotheke festlegen.

Medikationsanalyse ist zentrales Element des Medikationsmanagements

Im Maßnahmenpapier heißt es zu diesem Punkt ferner, dass die Medikationsanalyse zentrales Element des Medikationsmanagements sei. „Aufgrund der sehr guten Ergebnisse bereits durchgeführter bzw. noch laufender Projekte werden die Apotheker sich dafür einsetzen, diese Maßnahme zu verstetigen, damit möglichst viele Patientinnen und Patienten von dieser pharmazeutischen Dienstleistung profitieren können. Das beinhaltet auch eine verstärkte Zusammenarbeit mit anderen Heilberufen.“ Vergütungsfragen bleiben in diesem Zusammenhang übrigens unerwähnt.

Und was passiert abseits der Apotheker? Auch alle anderen Organisatonen haben sich spezielle Ziele gesteckt. So erklärte etwa Eva Quante-Brandt (SPD), Vorsitzende der Gesundheitsministerikonferenz der Länder 2017 und Bremer Gesundheits-Senatorin, dass Gesundheit und Verbraucherschutz, Gesundheitskompetenz auch in die Schulen Einzug halten soll. Allerdings nicht als eine weitere Addition zu den bestehenden Fächern. Vielmehr könne man das Thema Gesundheit unter verschiedenen Aspekten in jedes Fach einbringen. Dafür Konzepte zu schaffen könne nicht so schwer sein, ist die Senatorin überzeugt.

Das BMG hat zudem das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) beauftragt, bis 2018 ein Konzept für ein Nationales Gesundheitsportal zu erarbeiten. Das Portal soll vertrauenswürdige, wissenschaftlich belegte und unabhängige Gesundheitsinformationen zusammenführen.  

Weitere Informationen rund um die Allianz für Gesundheitskompetenz inklusive einer Liste aller beteiligten Organisationen finden Sie hier.



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1 Kommentar

Das ist in dem Kontext...

von Tobias Kast am 20.06.2017 um 14:45 Uhr

... aber nicht mehr eine private Aussage ...

"Wichtig sei, Verbindlichkeit in die Beziehung zwischen Patient und Apotheke zu bringen, betonte Schmidt. Dazu müsse sich der Patient auf eine Apotheke festlegen."

Also betreibt die ABDA nun bei BMG und Gesundheitsministerkonferenz der Länder das Einschreibe-Modell?

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