Medikationsmanagement in den USA

Öffentliche Apotheker und Ärzte sollen sich stärker vernetzen

Stuttgart - 02.06.2017, 11:00 Uhr

Beim Medikationsmanagement kommt es auf Zusammenarbeit an. (Foto: grafikplusfoto / Fotolia)

Beim Medikationsmanagement kommt es auf Zusammenarbeit an. (Foto: grafikplusfoto / Fotolia)


Die USA setzen seit einiger Zeit auf einen engeren Schulterschluss zwischen den öffentlichen Apothekern und den Ärzten bei der Betreuung chronisch kranker Patienten. Hierzu hat die Abteilung für Herzkrankheiten und Schlaganfall der US-Amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC zusammen mit dem US-amerikanischen Apothekerverband APhA und der American Medical Association einen neuen Leitfaden entwickelt.

Eine neue Handreichung mit dem Titel „Herstellen von Verbindungen zwischen den öffentlichen Apothekern und den Ärzten. Ein Leitfaden für die Apotheken (Creating Community-Clinical Linkages Between Community Pharmacists and Physicians. A Pharmacy Guidesoll helfen, die Vernetzung zwischen den beiden Gesundheitsberufen zu stärken und auszubauen. Wie es darin heißt, arbeiten beide bisher weitgehend nebeneinander her. Den Ärzten fehle vielfach die Einsicht, dass Apotheker einen wertvollen Beitrag in Versorgungs-teams leisten könnten. Der Leitfaden ergänzt einen anderen Leitfaden mit der Überschrift „Community-Clinical Linkages for the Prevention and Control of Chronic Diseases. A Practitioner’s Guide“, in dem es vornehmlich um die Betreuung chronisch Kranker geht und der sich an die Ärzte richtet.

Öffentliche Apotheken gehören zum „Gemeinschafts-Sektor“

Ein wenig zum Hintergrund: Unter dem “Community Sector” werden Organisationen außerhalb von Einrichtungen der Gesundheitsversorgung verstanden, die Dienstleistungen gegenüber der Gemeinschaft erbringen. Dazu zählen unter anderem Arbeitgeber, religiöse und andere Wohlfahrtsorganisationen und Altenheime, aber auch die öffentlichen Apotheken. Der klinische Sektor umfasst sämtliche Organisationen und Berufsgruppen, die in Einrichtungen der Gesundheitsversorgung wie in Krankenhäusern oder Gesundheitszentren Leistungen im Zusammenhang mit der Diagnose und Behandlung von Krankheiten erbringen.

Darunter fallen die Ärzte, Physiotherapeuten, Krankenpflegepersonal und auch die Krankenhausapotheker. Öffentliche Apotheken gehören demnach nicht zum klinischen, sondern zum Gemeinschaftssektor. Diese Abgrenzung ist wichtig, um einordnen zu können, an welcher Schnittstelle der neue Leitfaden angreift. 

Apotheker sind bestens vorbereitet

„Dieses Dokument ist eine wichtige Quelle für Apotheker, Ärzte und andere Ressourcen im Gemeinschaftssektor, ihre Kenntnisse mit anderen zu teilen und gemeinsame Weg zu suchen, mit denen die Gesundheit der Bevölkerung verbessert werden kann“, sagt Stacia Spridgen, Direktorin des Bundes-Apotheken-Programms (Federal Pharmacy Program) des Apothekerverbandes.

Dabei sehen sich die Apotheker in der Schlüsselrolle, denn durch ihre Aus-und Fortbildung seien sie für die Unterstützung einer Team-basierten Versorgung und das Disease-Management bestens vorbereitet, heißt es in dem Dokument.

Erfolgsmodell „Asheville-Projekt“

Der Leitfaden verweist unter anderem auf bereits bestehende „Community-Clinical” Verbindungen, darunter das so genannte „Asheville-Projekt“ als ein Beispiel für ein erfolgreiches Medikationsmanagement-Programm (medication therapy management (MTM), das von Apothekern gesteuert wird. Im Rahmen dieses Projekts, das im Jahr 1997 durch die Stadt Asheville im Bundesstaat North Carolina gestartet wurde, erhielten städtische Angestellte mit chronischen Gesundheitsproblemen wie Diabetes, Asthma, Bluthochdruck und hohen Cholesterinwerten Aufklärung und eine persönliche Betreuung. Hieran waren auch öffentliche Apotheker intensiv beteiligt. Sie sorgten dafür, dass die Betroffenen ihre Medikamente ordnungsgemäß einnahmen. 

Verschiedene Beteiligungsformen

Der neue Leitfaden konzentriert sich sowohl auf das Medikationsmanagement (MTM) als auch auf eine weitergehende Form der Beteiligung der Apotheker, das so genannte „collaborative drug therapy management“ (CDTM)Bei diesem Modell übernehmen qualifizierte Apotheker innerhalb eines definierten Rahmens eine erheblich umfangreichere Verantwortung, angefangen von der Begutachtung der Patienten über die Anordnung von Labortests im Zusammenhang mit der Arzneimitteltherapie bis hin zur Verabreichung der Medikamente und zur Auswahl, Einleitung, Überwachung, Fortsetzung und Anpassung medikamentöser Therapien. Entsprechende Vereinbarungen von CDTM haben aber offenbar bis dato noch nicht so recht Fuß fassen können. 

Der neue Leitfaden soll die öffentlichen Apotheker und die Ärzte dabei an die Hand nehmen, letzten Endes ein so genanntes „LINKAGE Framework“ auszubilden. Hierzu werden bestimmte Schritte mit Handlungsanweisungen für die Ärzte und Apotheker definiert.

Er diskutiert auch eventuelle Hindernisse für die Umsetzung sowie mögliche Lösungsansätze, unter anderem für die Honorierung der Apotheker.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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