DAZ-Tipp aus der Redaktion

Der Apotheker, ein „Behandler seiner Patienten“

Stuttgart - 26.05.2017, 14:10 Uhr

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt kann sich für Deutschland ein Einschreibe-Modell vorstellen, wie es in den Niederlanden existiert. Die DAZ-Redaktion hat recherchiert, wie die Rolle des niederländischen Apothekers im Gesundheitswesen ausgestaltet ist. (Foto: goodluz / fotolia)

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt kann sich für Deutschland ein Einschreibe-Modell vorstellen, wie es in den Niederlanden existiert. Die DAZ-Redaktion hat recherchiert, wie die Rolle des niederländischen Apothekers im Gesundheitswesen ausgestaltet ist. (Foto: goodluz / fotolia)


Friedemann Schmidt schlägt ein Einschreibe-Modell nach niederländischem Vorbild für die Apotheken in Deutschland vor. Aber wie sieht die Rolle der Apotheker als Behandler der Patienten in unserem Nachbarland eigentlich aus?

Er spreche sich für ein Modell aus, bei dem sich Patienten in der Apotheke einschreiben, sagte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt vor fast zwei Wochen auf dem niedersächsischen Apothekertag  – und nannte die Niederlande als Beispiel. Eine Bezahlung der Apotheke nicht mehr nur nach den abgegebenen Packungen, sondern auch pro eingeschriebenem Patienten könnte viele Dienstleistungen und Angebote finanzieren, an die man nicht so ohne Weiteres ein Preisschild hängen könne. Das Hauptziel der Standesvertretung sei der Erhalt der flächendeckenden Versorgung – diese lasse sich aber nicht wirtschaftlich darstellen, wenn die Patienten die Apotheken nur noch im Ausnahme- bzw. Notfall besuchten, so Schmidt.

Der ABDA-Präsident betonte in Celle mehrfach, dass seine Idee kein offizieller Vorschlag der ABDA sei. Die Apothekerschaft sei aber in der Pflicht, Vorschläge zu unterbreiten, wie sie sich die Honorierung ihrer Arbeit in Zukunft vorstelle. Die Politik erwarte das vom Berufsstand. In den letzten Wochen und Monaten wurden bereits verschiedene Ansätze zu diesem Thema diskutiert. Mal waren das eher allgemeine Forderungen wie die aus SPD- und Grünen-Kreisen, die Beratungsleistung getrennt von der Logistik zu vergüten. Es gab aber auch relativ weit ausgearbeitete Konzepte wie den Vorschlag von Thomas Müller-Bohn, einen Fonds nach Vorbild des Nacht- und Notdienst-Fonds zu schaffen (s. „Ein neuer Weg zum sicheren Ertrag?“ in DAZ 2017, Nr. 20)

Bisher wollte Schmidt das von ihm präferierte Modell nicht detaillierter vorstellen, so dass in der Diskussion unklar bleibt, welche Teile des niederländischen Apothekensystems Schmidt eigentlich als vorbildlich ansieht – und welche eher nicht übernommen werden sollten. Und wie sieht das Arbeiten der Apotheker dort eigentlich aus? Die DAZ stellt in dieser Woche die Rolle der niederländischen Apotheker in der Patientenversorgung näher vor. Die deutsche Apothekerin Dr. Martina Teichert, die in den Niederlanden studiert und promoviert hat, arbeitet seit Jahren für den dortigen Apotheker-Verband KNMP. Sie beschreibt die Aufgabe der Apotheker in unserem westlichen Nachbarland als einen Behandler seiner Patienten, der zusammen mit dem Arzt für die Sicherheit und Wirksamkeit des Arzneimittelgebrauches verantwortlich ist. Das für diesen Zweck eingeführte Patientendossier kann dabei aber nicht nur in der Stamm-Apotheke geführt werden. Über regionale Netzwerke ist es jedem Apotheker zugänglich, wenn der Patient dem zustimmt.

Alles über die Rolle des niederländischen Apothekers

Eine formale Einschreibung bei einer Apotheke oder gar Patientenpauschalen gibt es in niederländischen Apotheken nicht (anders als beim Hausarzt). Doch der Patient kann mit der Apotheke eine Behandlungsvereinbarung schließen. Abgestimmt auf seine individuellen Kenntnisse und Bedürfnisse wird der Patient mündlich und schriftlich über den Gebrauch des verordneten Arzneimittels, die Art und das Ziel der Behandlung und die zu erwartenden Wirkungen und Nebenwirkungen der Pharmakotherapie informiert. Außerdem erhält er Informationen über mögliche Behandlungsalternativen. Diese Tätigkeit setzt natürlich einen persönlichen Kontakt zwischen Patient und Apotheke voraus.

Sicher ein Vorbild könnten sich deutsche Apotheker und Ärzte an den seit rund 30 Jahren bestehenden „Pharmakotherapie-Zirkeln“ nehmen. In diesen regionalen Gruppen treffen sich die Behandler der Patienten vier- bis sechsmal pro Jahr. Das soll sicherstellen, dass Arzt und Apotheke den Patienten mit übereinstimmenden Informationen besorgen.

Wenn Sie mehr über die Rolle der holländischen Apotheker erfahren wollen, lesen Sie in der aktuellen DAZ 2017, Nr. 21, S. 23: „Behandler des Patienten. Eine wichtige Aufgabe der Apotheker in den Niederlanden.“

Außerdem in dieser Woche in der DAZ, die übrigens zu Deutschlands bester Fachzeitschrift gekürt wurde:

Eine ausführliche Analyse der beiden aktuellen Gerichtsurteile, die vielleicht zu einer Neuauflage des EuGH-Verfahrens um das deutsche Rx-Boni-Verbot und die Preisbindung führen könnte. „Antritt zum Rückspiel in Luxemburg. Ist das letzte Wort noch nicht gesprochen?“

Alles, was sie für die Beratung zum Thema Mückenschutz wissen müssen. Ob hierzulande, wo mit den endlich wärmeren Tagen auch die Insekten wieder zunehmen, oder auf Fernreisen, wo Mücken ernsthafte Infektionskrankheiten übertragen können – mit etwas Überblick fällt es leicht, jedem Kunden ein passendes Präparat zu empfehlen. „Für einen Sommer ohne Stiche. Mückenschutz daheim und in den Tropen“

Einen kleinen Schwerpunkt mit drei Artikeln bildet das Titelthema „Kinderwunsch“:  Ein Vergleich der Methoden, mit denen der Eisprung induziert werden kann, Beratungstipps für Frauen mit Kinderwunsch und das Verhütungsprogramm für Patientinnen, die Retinoide einsetzen. „Thema Kinderwunsch“



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