Pharmacon Meran 2017

Praktische Tipps bei Reisediarrhö

Meran - 24.05.2017, 13:45 Uhr

Professor Thomas Weinke gibt den Apothekern beim Pharmacon Tipps, wie sie bei Durchfall beraten. (Foto: DAZ)

Professor Thomas Weinke gibt den Apothekern beim Pharmacon Tipps, wie sie bei Durchfall beraten. (Foto: DAZ)


Probiotika: Für Kinder ja, für Erwachsene nicht

Bei den Probiotika gestalten sich die Empfehlungen nicht ganz so niederschmetternd, sondern deutlich differenzierter – denn hier unterscheidet sich die Datenlage bei pädiatrischen Infektionen von den adulten. So sei die Datenlage für Kinder recht gut, bei den Erwachsenen hingegen, reiche die Evidenz nicht aus, so Weinke. Hier müsse man klar sagen, „ist die Datenlage so dünn, dass eine generelle Empfehlung zur Therapie nicht gegeben werden kann“.

Was nach Ansicht Weinkes in der Leitlinie allerdings ungenügend berücksichtigt wurde, ist Racecadotril. Der Enkaphalinaseinhibitor ist seit 2007 in Deutschland auf dem Markt und seit 2013 für Durchfallpatienten ab 18 Jahren auch rezeptfrei in der Apotheke erhältlich (Vaprino®). Racecadotril hemmt den Abbau von Enkephalinen, die dann wiederum Opioidrezeptoren-vermittelt, die Sekretion von Wasser und Elektrolyten ins Darmlumen stoppen.

Was sollte man also empfehlen? Der Internist bringt es abschließend nochmals kurz und knapp auf den Punkt: „Mit den entsprechenden Einschränkungen für Motilitätshemmer, sind Elektrolyte, Enkephalinasehemmer und Loperamid Basismaßnahmen, die sicherlich sinnvoll und richtig sind“, resümierte Weinke. „Mit diesen drei Maßnahmen liegen Sie absolut richtig und Sie geben eine evidenzbasierte Empfehlung ab“. 

Wann zum Arzt?

In manchen (Durch-)Fällen sind die Grenzen der Selbstmedikation erreicht. Diese Grenzen sollten Apotheker erkennen. Dauert die Diarrhö bereits länger als drei Tage, sind die Durchfälle blutig oder hat der Patient Fieber, muss der Patient zum Arzt. Gleichermaßen sollten Apotheker zum Arztbesuch raten, wenn der Patient über Kreislaufbeschwerden, Apathie und Koliken klagt oder alternierende Beschwerden mit Diarrhö und Obstipation äußert. Besonders gefährdet sind ältere Patienten und Kleinkinder.

Tequila gegen Reisediarrhoe?

Zum Schluss hat der Infektiologe doch noch einen Tipp auf Lager – den selbst die Leitlinie nicht berücksichtigt hat. Basis bildet die „Eiswürfelstudie“, wobei für eine ausreichende Evidenz wohl die klinischen Daten fehlen. Gebe man mit E. coli, Shigellen oder Salmonellen kontaminierte Eiswürfel in Wasser, steigt die Keimzahl. Von Cola sind die Bakterien offensichtlich auch wenig beeindruckt und selbst Scotch und Soda lässt die Keime munter wachsen. „Aber wenn Sie Tequila oder reinen Scotch Whiskey zu sich nehmen – da haben Sie eine Chance“. Allerdings solle dies nun kein Aufruf zum Alkoholkonsum sein.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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