Videosprechstunden

Ärzte öffnen sich der Fernbehandlung

Freiburg - 24.05.2017, 17:42 Uhr

Der Ärztetag in Freiburg beschloss, zukünftig die Chancen der Digitalisierung stärker zu nutzen. (Foto: dpa)

Der Ärztetag in Freiburg beschloss, zukünftig die Chancen der Digitalisierung stärker zu nutzen. (Foto: dpa)


„Hier entscheidet sich die Zukunft des Berufsstandes“, hieß es am heutigen Mittwoch auf dem Deutschen Ärztetag in Freiburg: Die Delegierten der Bundesärztekammer diskutierten, wie sie mit der um sich greifenden Digitalisierung umgehen sollten. Viele Ärzte hätten am liebsten an Ort und Stelle die Musterberufsordnung geändert, um zukünftig auch ausschließlich aus der Ferne behandeln zu dürfen. 

Das Schwerpunktthema des diesjährigen Deutschen Ärztetages ist ein inzwischen altes Thema: Die Digitalisierung. Am heutigen Mittwoch diskutierten die Delegierten die Frage, wie weit sie sich Videosprechstunden oder anderen modernen Entwicklungen öffnen wollen – und ab welchem Punkt „die Digitalisierung gruselig wird“, wie Redner und Blogger Sascha Lobo es auf dem Ärztetag formulierte.

„Ich denke, es ist wichtig zu sagen, dass wir in einer ganz besonderen Zeit leben“, sagte er – und erklärte gleichzeitig, dass dies wohl seit 2000 Jahren jede Generation so sehe. Doch die Veränderungen, die das Smart-Phone und die gesamte Digitalisierung mit sich gebracht hat, seien von grundsätzlicher Natur. „Sie sind verpflichtet, sie mitzugestalten“, appellierte Lobo an die vertretenen Ärzte. 

Datenschutz über die vereinten Nationen 

Wird es bald heißen „An App a day keeps the doctor away“, fragte die Medizinethikerin Christiane Woopen, die bis zum letzten Jahr Vorsitzende des Deutschen Ethikrats war. Die Digitalisierung fördere die Selbstbestimmung des Patienten, sagte sie – und erinnerte gleichzeitig an die Gefahren beispielsweise durch personalisierte Werbung. „Totalitäre Systeme“ kämen heutzutage in neuem Gewand, sagte Woopen. Sie plädierte für einen Vertrag zum Datenschutz auf Ebene der Vereinten Nationen, um diesen Risiken zu begegnen – und rief die vertretenen Ärzte dazu auf, die Digitalisierung zur Verbesserung einer partnerschaftlichen Arzt-Patienten-Beziehung zu nutzen.

„Der Zug der Digitalisierung fährt mit oder ohne uns“, erklärte Peter Bobbert, Mitglied der Ärztekammer Berlin – er zeigte sich „irritiert“, wie wenig die Ärzteschaft die Digitalisierung bislang für ihren Beruf genutzt habe. „Seien wir mutig, seien wir zukünftig der Taktgeber“, plädierte Bobbert an seine Kollegen. „Die Digitalisierung verändert unsere ärztliche Welt wie damals der Buchdruck auch“, erklärte der frühere Berliner Kammerpräsident Ellis Huber. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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