Wer beliefert DocMorris in Hüffenhardt?

Apotheker verlangen eidesstattliche Erklärung von Großhändlern

Berlin - 11.05.2017, 07:00 Uhr

Woher kommen die Arzneimittel? Die Apotheker können sich vorstellen, dass die Großhandelsunternehmen eine Erklärung darüber abgeben, dass sie DocMorris in Hüffenhardt nicht beliefern. (Foto: dpa)

Woher kommen die Arzneimittel? Die Apotheker können sich vorstellen, dass die Großhandelsunternehmen eine Erklärung darüber abgeben, dass sie DocMorris in Hüffenhardt nicht beliefern. (Foto: dpa)


Noweda würde Erklärung unterzeichnen

Die Apotheker sollten die Unterstützung aller vorgelagerten Handelsstufen in vollem Umfang beanspruchen dürfen, so Kuck weiter. „Ein Großhandelsunternehmen, das den DocMorris-Automaten beliefert, gewährt diese Unterstützung jedenfalls nicht.“ Der Großhandels-Chef wies nochmals darauf hin, dass die Noweda bereits Apotheker bei Klagen gegen DocMorris unterstütze. Und auch die neue Forderung der Apotheker würde die Noweda unterstützen: „Wir sind selbstverständlich zur Abgabe einer entsprechenden eidesstattlichen Versicherung bereit.“

Ähnlich antwortete Herbert Lang, Chef der Apotheken-Genossenschaft Sanacorp. Der Wunsch nach einer eidesstattlichen Erklärung in Bezug auf die Nichtbelieferung des Automaten in Hüffenhardt sei bislang noch nicht an die Sanacorp herangetragen worden. Und weiter: „Dass die Sanacorp als Apothekerunternehmen bedingungslos und vollumfänglich stets für die Interessen der unabhängigen Individualapotheker eintritt, steht außer jeder Frage. Nicht zuletzt durch die viel beachtete aktuelle Image-Kampagne ‚Für uns ganz normal‘ sensibilisieren wir die Bevölkerung für die vielschichtigen und wichtigen Leistungen der Vor-Ort-Apotheken für die Gesundheitsversorgung und stellen damit unsere bedingungslose Grundhaltung für alle erkennbar unter Beweis. Zweifellos können wir diese Handlungsprämisse der Sanacorp auch jederzeit gerne gegenüber Apothekerkammern beziehungsweise -verbänden oder auch gegenüber der Öffentlichkeit bekunden.“

Gehe: Klare Kante gegen DocMorris

Der Celesio-Großhändler Gehe kann den Zorn der Apotheker gut verstehen. Eine Sprecherin erklärte: „Als vollversorgender Großhandel stehen wir klar auf der Seite der deutschen Individualapotheken und werden sie in ihren politischen Forderungen gegenüber dem Gesetzgeber unterstützen.“ Sie fügte hinzu, dass man auch in der Frage der Rx-Preisbindung mit den Apothekern einer Meinung sei: „Wir können die Entscheidung des EuGH nicht nachvollziehen. Sie bewirkt einen klaren Wettbewerbsnachteil für die Apotheke in Deutschland und übersieht vollkommen deren Versorgungsauftrag.“

Den derzeitigen Betrieb eines Arzneimittel-Automaten in Hüffenhardt findet die Gehe „rechtswirdrig“. Man könne erneut bestätigen, dass der Automat nicht beliefert werde. Und weiter: „Es ist verständlich, dass die deutschen Apotheker mehr Transparenz über das System haben wollen. Schließlich umgeht DocMorris mit dem Abgabeterminal die strengen gesetzlichen Anforderungen, die für die Abgabe von Arzneimitteln auf deutschem Boden gelten.“ Auf die Frage, ob die Gehe eine eidesstattliche Erklärung unterzeichnen würde, antwortete die Sprecherin allerdings nicht.

Auch der relativ „neue“ Wettbewerber der etablierten Großhändler, die AEP, scheint von dem Vorgehen von DocMorris in Hüffenhardt wenig zu halten. Zwar wollte AEP-Chef Jens Graefe die Forderung nach der eidesstattlichen Erklärung nicht weiter kommentieren. Zum Thema „Belieferung“ sagte er allerdings: „Gerne können wir bestätigen, dass wir hier nicht geliefert haben und auch nicht werden. Des Weiteren haben wir ohnehin überhaupt keine Geschäftsbeziehung mit Doc Morris oder verbundenen Unternehmen.“

Sowohl Phoenix als auch Alliance Healthcare wollten sich zu dem Thema nicht äußern.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


5 Kommentare

verhältnismässig uninteressant...

von Sven Oliver Conrad am 11.05.2017 um 9:20 Uhr

Viel interessanter ist doch mal, wer in Heerlen liefert...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Strafbare Lieferkette

von Armin Vollrin am 11.05.2017 um 9:09 Uhr

Attribute für dieses RP spare ich mir mittlerweile.
In Hüffenhardt steht ein Ding, das keine Apotheke ist.
Das RP weiß nicht wer den Automaten bestückt.
Es gibt keine Apotheker vor Ort, der kontrolliert, ob die Arzneimittel in Ordnung sind.
Das RP weiß wegen unbekannter Lieferkette nicht ob die Arzneimittel geprüft sind, ob sie verkehrsfähig sind oder ob Arzneimittelfälschungen in die Lieferkette gelangen.
Ist Gefahr in Verzug?
Das RP weiß nichts. Macht es sich strafbar?
Warum mussein Apotheker aufwendig studieren, wenn keiner mehr was wissen muss!?
Gibt es sowas wie Staarsverbrechen?!!!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Logik und Logistik ...

von Christian Timme am 11.05.2017 um 8:53 Uhr

Man hört noch das Summen der Bienen aus den eigenen Reihen und dann der geäußerte Genaralverdacht gegenüber dem GH ... aus Bayern? Wer gegen die Wand fährt und die Mauer "verdächtigt" ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Beihilfe?

von Christian Becker am 11.05.2017 um 7:51 Uhr

Wenn nun entschieden würde, dass auch der OTC-Verkauf verboten ist/ war (wobei das ja eigentlich eindeutig so ist, da apothekenpflichtige Ware ohne Apotheke abgegeben wird), wäre dann der Großhändler (oder wer auch immer liefert) wegen Beihilfe zu einer Straftat zu belangen?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Beihilfe

von Heiko Barz am 11.05.2017 um 10:57 Uhr

Die Antwort liegt auf der Hand.
Alles was aus diesem holländischen und Saudi Arabischen "Zur Rose" Departement - DOMO - Kapital bestimmend nach
Deutschland schwappt wird aus welchen Gründen auch immer von den Bundesland spezifischen Rechtsverdrehern in BW SANKTIONIERT.
Diese sonderbare Rechtsauffassung, fragen Sie mal die Frau Linz ( Apothekerkammer Niedersachsen ), ist im Südwesten Deutschlands schon einmal auffällig geworden. Da spielt der Name Josef Hecken eine nicht unwesentliche Rolle bei der unrechtmäßigen Eröffnung eines DOMO Kettenversuchs.
Nun gut, dieser Kettenversuch konnte noch eben verhindert werden, aber die Saat wurde nun mal gesät. Wenn auch die Früchte erst spärlich sichtbar werden, so ist aber für die Zukunft einiges zu erwarten.
Viele gesundheitspolisch subversive Kräfte, die sich im Hintergrund tollen, wollen offensichtlich die Deutsche Apotheke vernichten, weil sie sich dadurch große Vorteile für ihre Aktionäre erwarten.

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.