Apothekerkammer Bayern

„Die Ärzte sind nicht dafür bereit, uns Kompetenzen abzugeben!“

Würzburg - 05.05.2017, 12:20 Uhr

BLAK-Präsident Thomas Benkert, hier auf dem DAT 2016, warnt  davor, die Kompetenzen der Apotheker zu erweitern. ( Foto: A. Schelbert / DAZ)

BLAK-Präsident Thomas Benkert, hier auf dem DAT 2016, warnt  davor, die Kompetenzen der Apotheker zu erweitern. ( Foto: A. Schelbert / DAZ)


Die Delegiertenversammlung der Landesapothekerkammer Bayern hat am heutigen Freitag in Würzburg darüber diskutiert, ob Apotheker mehr Aufgaben in der Primärversorgung übernehmen sollten. Konkret ging es um Tätigkeiten wie Impfungen. Kammerpräsident Thomas Benkert warnte jedoch vor einem solchen Beschluss, weil die Ärzte sonst mit dem Dispensierrecht drohen könnten.

Die Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) ist am heutigen Freitag in Würzburg zusammengekommen. Im Rahmen einer Diskussion einiger politischer Tagesordnungspunkte beschwerte sich ein Kammermitglied über die politischen Forderungen der Kammer an die Parteien für die nächste Legislaturperiode. Kammerpräsident Benkert hatte zuvor die drei Kernforderungen der Apotheker an die Politik im Rahmen der Bundestagswahl vorgestellt. Dazu gehören: Die freiberufliche Leistungserbringung, die Stärkung der flächendeckenden Versorgung durch die Ausweitung des Leistungskataloges der Apotheker und die Weiterentwicklung des Honorarsystems der Apotheker.

Ein Delegierter merkte an, dass diese Forderungen aus seiner Sicht eher oberflächlich und unkonkret seien. Der Apotheker schlug vor, dass man beim Punkt „Leistungskatalog der Apotheker“ konkrete neue Tätigkeiten der Apotheker aufführe. Der Delegierte nannte Beispiele aus anderen Ländern. In England dürften Apotheker beispielsweise impfen, in einem Testprojekt im Vereinigten Königreich dürfen sie bestimmte Antibiotika bei leichten Erkrankungen auch ohne Rezept abgeben. „Warum können wir sowas nicht? Und warum schlagen wir so etwas nicht der Politik vor?“, stellte der Pharmazeut als Frage in den Raum.

Mehr Kompetenzen? Ärzte drohen dann mit dem Dispensierrecht

Benkert antwortete prompt: „Natürlich bin ich auch dafür, dass wir unsere heilberuflichen Kompetenzen stärker in die Versorgung einbringen. Allerdings wird es ganz, ganz schwierig, die Ärzte davon zu überzeugen, uns einzelne ihrer Tätigkeitsbereiche zu überlassen.“ Benkert merkte an, dass er darüber schon mehrfach mit Ärztefunktionären gesprochen habe. „Als Antwort bekam ich stets, dass die Ärzte dann geschlossen das Dispensierrecht einfordern würden. Die sind dafür einfach nicht bereit. Wir können daher nicht einfach an deren Leistungskatalog kratzen.“

Teilnahme an der Unterschriftenaktion – ein Armutszeugnis

Mit Blick auf die aktuelle Debatte um den Versandhandel appellierte der Kammerpräsident an seine Kollegen: „Wenn Sie sehen, dass einer Ihrer Kollegen Boni oder Rabatte auf Rx-Medikamente anbietet, melden Sie uns das bitte sofort! Das wäre auch nicht unkollegial.“ Des Weiteren kritisierte er auch seine Kammermitglieder dafür, dass nur so wenige Apotheken an der Unterschriftenkampagne der ABDA teilgenommen hätten. „Dass nur ein Drittel aller bayerischen Apotheken an der Aktion teilgenommen hat, ist ehrlich gesagt ein Armutszeugnis.“ An der PR-Aktion hatten sich von den 3205 bayerischen Apotheken lediglich 1170 beteiligt, 221.280 Unterschriften waren zusammengekommen.

Heftige Kritik schickte Benkert aber auch in Richtung FDP. Die Liberalen hatten am vergangenen Wochenende einen Passus im Wahlprogramm beschlossen, in dem die Aufhebung des Fremdbesitzverbotes gefordert wird. Benkert sagte, dass die FDP „an allen Grundfesten“ rüttele. Die Liberalen sollten lieber einmal nach Norwegen und Schweden schauen, wo es nach der Liberalisierung immer weniger Apotheken auf dem flachen Land gebe, so der Kammerpräsident. „Es darf schlichtweg nicht passieren, dass das Fremdkapital das Gesundheitswesen regiert.“

Resolution für das Rx-Versandverbot

Schließlich hat die Kammer mit den Stimmen aller Delegierten eine Resolution beschlossen, in der man sich zum Schutz des Patientenwohls explizit für das Rx-Versandverbot ausspricht. Zur Erklärung des Resolutionstextes erklärte Benkert: „Wir haben absichtlich eine politische Schelte mit Blick auf den Koalitionsausschuss weggelassen, weil wir in der nächsten Legislaturperiode mit diesen Gesundheitspolitikern zusammenarbeiten müssen.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Notdienst der Apotheken

von Redaktion DAZ.online am 26.07.2018 um 9:06 Uhr

Sehr geehrter Herr Sigl,

für die Einteilung der Notdienste sind die Apothekerkammern zuständig. Wie das im Detail geregelt ist, ist in jedem Bezirk anders. Bei Ihnen wäre die zuständige Stell die Bayrische Landesapothekerkammer. Die können Sie diesbezüglich kontaktieren.
Kontakte finden Sie hier http://lak-bayern.notdienst-portal.de/blakportal/
Herzliche Grüße
Ihre DAZ.online-Redaktion

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Notdienst der Apotheken

von Sigl Franz am 23.07.2018 um 10:30 Uhr

Wohnort 82288 Kottgeisering

Sehr geehrte Damen und Herren;
hiermit bitte ich um Auskunft nach welchen
Kriterien bzw Enfernungen die Apotheken eingeteilt werden.
Ich benötigte am Sonntag eine Apotheke, worauf ich mich an der nächst gelegenden Apotheke informierte.
Da wurden mir vier Notdienste angeboten, keiner war unter einer Anfahrtsstrecke unter ca 25 km.
Ich kann doch als Bürger erwarten, dass ich einen Notdienst in der Nähe Wohnorts sich befindet.

Ich erwarte eine ausführliche Erklärung für mein Anliegen

Mit freundlichen Grüßen

Franz Sigl

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