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Apothekerkammer Bayern
„Die Ärzte sind nicht dafür bereit, uns Kompetenzen abzugeben!“
Die Delegiertenversammlung der Landesapothekerkammer Bayern hat am heutigen Freitag in Würzburg darüber diskutiert, ob Apotheker mehr Aufgaben in der Primärversorgung übernehmen sollten. Konkret ging es um Tätigkeiten wie Impfungen. Kammerpräsident Thomas Benkert warnte jedoch vor einem solchen Beschluss, weil die Ärzte sonst mit dem Dispensierrecht drohen könnten.
Die Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) ist am heutigen Freitag in Würzburg zusammengekommen. Im Rahmen einer Diskussion einiger politischer Tagesordnungspunkte beschwerte sich ein Kammermitglied über die politischen Forderungen der Kammer an die Parteien für die nächste Legislaturperiode. Kammerpräsident Benkert hatte zuvor die drei Kernforderungen der Apotheker an die Politik im Rahmen der Bundestagswahl vorgestellt. Dazu gehören: Die freiberufliche Leistungserbringung, die Stärkung der flächendeckenden Versorgung durch die Ausweitung des Leistungskataloges der Apotheker und die Weiterentwicklung des Honorarsystems der Apotheker.
Ein Delegierter merkte an, dass diese Forderungen aus seiner Sicht eher oberflächlich und unkonkret seien. Der Apotheker schlug vor, dass man beim Punkt „Leistungskatalog der Apotheker“ konkrete neue Tätigkeiten der Apotheker aufführe. Der Delegierte nannte Beispiele aus anderen Ländern. In England dürften Apotheker beispielsweise impfen, in einem Testprojekt im Vereinigten Königreich dürfen sie bestimmte Antibiotika bei leichten Erkrankungen auch ohne Rezept abgeben. „Warum können wir sowas nicht? Und warum schlagen wir so etwas nicht der Politik vor?“, stellte der Pharmazeut als Frage in den Raum.
Mehr Kompetenzen? Ärzte drohen dann mit dem Dispensierrecht
Benkert antwortete prompt: „Natürlich bin ich auch dafür, dass wir unsere heilberuflichen Kompetenzen stärker in die Versorgung einbringen. Allerdings wird es ganz, ganz schwierig, die Ärzte davon zu überzeugen, uns einzelne ihrer Tätigkeitsbereiche zu überlassen.“ Benkert merkte an, dass er darüber schon mehrfach mit Ärztefunktionären gesprochen habe. „Als Antwort bekam ich stets, dass die Ärzte dann geschlossen das Dispensierrecht einfordern würden. Die sind dafür einfach nicht bereit. Wir können daher nicht einfach an deren Leistungskatalog kratzen.“
Teilnahme an der Unterschriftenaktion – ein Armutszeugnis
Mit Blick auf die aktuelle Debatte um den Versandhandel appellierte der Kammerpräsident an seine Kollegen: „Wenn Sie sehen, dass einer Ihrer Kollegen Boni oder Rabatte auf Rx-Medikamente anbietet, melden Sie uns das bitte sofort! Das wäre auch nicht unkollegial.“ Des Weiteren kritisierte er auch seine Kammermitglieder dafür, dass nur so wenige Apotheken an der Unterschriftenkampagne der ABDA teilgenommen hätten. „Dass nur ein Drittel aller bayerischen Apotheken an der Aktion teilgenommen hat, ist ehrlich gesagt ein Armutszeugnis.“ An der PR-Aktion hatten sich von den 3205 bayerischen Apotheken lediglich 1170 beteiligt, 221.280 Unterschriften waren zusammengekommen.
Heftige Kritik schickte Benkert aber auch in Richtung FDP. Die Liberalen hatten am vergangenen Wochenende einen Passus im Wahlprogramm beschlossen, in dem die Aufhebung des Fremdbesitzverbotes gefordert wird. Benkert sagte, dass die FDP „an allen Grundfesten“ rüttele. Die Liberalen sollten lieber einmal nach Norwegen und Schweden schauen, wo es nach der Liberalisierung immer weniger Apotheken auf dem flachen Land gebe, so der Kammerpräsident. „Es darf schlichtweg nicht passieren, dass das Fremdkapital das Gesundheitswesen regiert.“
Resolution für das Rx-Versandverbot
Schließlich hat die Kammer mit den Stimmen aller Delegierten eine Resolution beschlossen, in der man sich zum Schutz des Patientenwohls explizit für das Rx-Versandverbot ausspricht. Zur Erklärung des Resolutionstextes erklärte Benkert: „Wir haben absichtlich eine politische Schelte mit Blick auf den Koalitionsausschuss weggelassen, weil wir in der nächsten Legislaturperiode mit diesen Gesundheitspolitikern zusammenarbeiten müssen.“
2 Kommentare
Notdienst der Apotheken
von Redaktion DAZ.online am 26.07.2018 um 9:06 Uhr
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Notdienst der Apotheken
von Sigl Franz am 23.07.2018 um 10:30 Uhr
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