Brexit

Bei der EMA beginnen die Umzugsvorbereitungen

Remagen - 05.05.2017, 10:15 Uhr

Die Tage, an denen die EU-Flagge über London weht, sind gezählt. Die EMA macht bereits konkrete Pläne für den Umzug. (Foto: picture alliance / empics)

Die Tage, an denen die EU-Flagge über London weht, sind gezählt. Die EMA macht bereits konkrete Pläne für den Umzug. (Foto: picture alliance / empics)


Mietvertrag läuft bis 2039 – ohne Ausstiegsklausel

Eine der spannendsten Fragen ist wohl, wo die Agentur nach dem Brexit hinkommt. Hier gibt es Bewerber aus rund zwanzig Ländern, darunter auch Deutschland. Unlängst haben sich die Österreicher mit einigen hochmodernen oder auch historischen Topimmobilien in Wien selbstbewusst in Stellung gebracht. Die Entscheidung liegt am Ende beim Rat der EU.

Der Umzug kommt für die Agentur zu einem außerordentlich ungünstigen Zeitpunkt. Erst im August 2014 war die EMA in einen Neubau am Churchill Place 30 in der Londoner Canary Wharf umgezogen, nachdem der Mitvertrag am Westferry Circus ausgelaufen war. Der neue Hauptsitz wurde am 26. Januar 2015, dem 20sten Jahrestag des Bestehens der Agentur, feierlich eröffnet. Die Räumlichkeiten belegen eine Gesamtfläche von etwa 23.500 Quadratmetern auf sechs Büro-Etagen und zwei Etagen mit Konferenzräumen. Der Standortwechsel könnte die EMA teuer zu stehen kommen. Nach Presseberichten läuft der Mietvertrag in London noch bis 2039. Bis dahin soll laut einem Prüfbericht des Haushaltskontrollausschusses des Europaparlaments eine Miete von insgesamt 347,6 Millionen Euro fällig sein. Der Vertrag enthalte keine Ausstiegsklausel. Das Jahres-Budget der Agentur für 2017 beläuft sich auf 322 Millionen Euro.  

Pool von mehreren Tausend Experten

Die Europäische Arzneimittelagentur hat in den ersten zwanzig Jahren ihres Bestehens fast 1000 Human- und knapp 200 Tierarzneimittel zugelassen. Heute sind bei der EMA sieben wissenschaftliche Ausschüsse und mehr als 30 Arbeitsgruppen angesiedelt, die sozusagen das wissenschaftliche und regulatorische “Gehirn” der Agentur bilden. Insgesamt kann die EMA auf einen Pool von mehreren Tausend Experten in den EU-Mitgliedstaaten zurückgreifen.

Um den Status der Briten in der Agentur selbst abzuschätzen, lohnt ein Blick auf die Personalstruktur vor Ort in London. Dort arbeiten rund 620 Frauen und knapp 270 Männer (Stand Ende 2015). 85 Prozent davon sind unter 50 Jahre alt und 44 Prozent zwischen 30 und 40. Franzosen und Italiener sind mit jeweils etwa 12,5 Prozent am stärksten vertreten, gefolgt von Spaniern mit gut 10 Prozent. Deutschland stellt 6,4 Prozent der Beschäftigen und liegt damit gleichauf mit Polen und knapp hinter Großbritannien (ca. 6,6 Prozent). Dass die EMA in London angesiedelt ist, scheint demnach für britische Jobsuchende in der hochrangigsten europäischen Arzneimittelagentur bislang kein „Door-opener“ gewesen zu sein.  



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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