Die Besonderen

Apothekerin und Mutter – 365 Tage im Jahr

Berlin - 28.12.2017, 16:30 Uhr

Apothekerin, Mutter und Preisträgerin: Apothekerin Ina Lucas aus Berlin betreibt in Berlin zwei Apotheken, eine davon wurde mit dem Apotheken-Award ausgezeichnet. (Foto: privat)

Apothekerin, Mutter und Preisträgerin: Apothekerin Ina Lucas aus Berlin betreibt in Berlin zwei Apotheken, eine davon wurde mit dem Apotheken-Award ausgezeichnet. (Foto: privat)


Mit Fachwissen etwas bewirken

Mit ihrem Ehemann, ebenfalls Apotheker, teilte sie sich die Elternzeit. Jetzt nach deren Ablauf teilt sie sich weiter die Zeit für Kind und Apotheke mit ihrem Mann, der inzwischen aus seiner vorherigen Anstellung in die Apotheken von Lucas und Zoschke gewechselt ist. „Es ist in Berlin leider nicht so leicht, einen Kindergartenplatz oder eine Tagesmutter zu bekommen“, sagt Lucas. Die Zeit zu überbrücken, bis ihre Tochter im Kindergarten sei, sei nun noch ein gewisser Spagat, sagt sie.

Dabei ist das „Füreinander da sein“ etwas, das Lucas in ihrem Leben sehr wichtig ist – für ihre Familie, ihre Mitarbeiter, ihre Patienten, Kollegen und wohl überhaupt für ihre Mitmenschen. „Vielleicht habe ich einen kleinen Helferkomplex. Mein Mann sagt das zumindest oft“, sagt sie lachend. Aber sie habe ein gutes Gespür dafür, wann ihre Hilfe gebraucht würde und wann man sie wohl eher versuche auszunutzen. Der Kontakt aber zu den Menschen, und mit ihrem Wissen auch etwas bewirken zu können, war dann mit ein Grund, warum sie nach ihrer Promotion der Forschung nach vier Jahren in der Pharmazeutischen Biologie den Rücken gekehrt hat und seit dem Jahr 2014 selbstständige Apothekerin mit Leib und Seele ist.

Dass sie sich für die Pharmazie ursprünglich begeistert habe, hatte allerdings mehr mit der Faszination für Heilmittel zu tun. „Ich habe als Kind stark unter Neurodermitis gelitten. Als meine Hautärztin mir dann schließlich eine Salbe verschrieb, die auch wirklich half, gab es die Faszination dafür, was Arzneimittel bewirken können“, sagt sie. So sei sie zunächst nach Ende des Studiums 2008 in die Forschung gegangen.

Apotheker sind keine Schubladenzieher

Im Labor aber, wo sie an Resveratrol, dem „Wundermittel aus dem Rotwein“ geforscht hat, habe ihr der Kontakt mit den Menschen einfach gefehlt, sagt sie. In der Apotheke könne sie nun mit ihrem Wissen den Menschen helfen, etwa das richtige Medikament zu bekommen. „Natürlich ohne Diagnosen zu stellen. Aber mit jedem Patienten, der hereinkommt, muss man sich ja im Grunde auf ein ganz neues Problem einstellen und eine Lösung finden“, sagt sie. Der Mensch-zu-Mensch-Kontakt sei dabei gut und wichtig – weshalb an der Stelle in ihrer Offizin die Technik auch ein Stück in den Hintergrund rückt. „Da gibt es keinen Touchscreen zum Selberdurchklicken am HV-Tresen. An der Stelle ist die Beratung durch die Fachleute wichtiger“, sagt Lucas.

„Wir sind ja keine Schubladenzieher“, erklärt sie ihre Berufsauffassung. Man müsse vielmehr auf jeden Menschen eingehen, ihn ernst nehmen und helfen, seine Probleme etwa durch die richtigen Medikamente zu lösen. Dieses besondere Mensch-zu-Mensch-Vertrauensverhältnis sei auch das, was die Vor-Ort-Apotheke von Online-Apotheken unterscheide. Dass sie sich auch für ihren Stand im Apotheker-Verband Berlin engagiert, klingt dabei durch. „Ich versuche, in der Zeit, die mir noch so als Freizeit bleibt, mich in der Standespolitik zu engagieren“, sagt sie. Derzeit zwar schon zeitbedingt ohne ein Amt, aber sie unterstützt ihre Partnerin, die auch Delegierte im Verband ist. „Und ich arbeite an der Homepage des Verbandes mit“, sagt Lucas.

Dankbar für ein gutes Netzwerk

Alleine, sagt sie, wäre das alles wohl nicht zu schaffen, und ist dankbar für das Netzwerk aus Partnerin, Familie und Mitarbeitern. „Ich sage ja manchmal, ich bin eigentlich mindestens zweimal verheiratet. Mit meinem Mann und mit meiner Geschäftspartnerin“, sagt sie lachend. Und auch wenn es nicht ganz leicht sei, immer Beruf, Familie und politisches Engagement unter einen Hut zu bekommen – und auch manchmal ein Bereich etwas zu kurz komme, sagt sie: „Ich würde alles genau so wieder machen“.

Dieser Artikel ist ursprünglich erschienen am 3. Mai 2017. 



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

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von Heiko Barz am 03.05.2017 um 17:22 Uhr

Respekt!
Viel Glück auch weiterhin.

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