Digitalisierung

Gröhe will Medikationsplan weiterentwickeln

Berlin - 25.04.2017, 14:55 Uhr

Medikationsplan bald auch digital: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will den Medikationsplan digitaisieren. Welche Rolle die Apotheker spielen sollen, verriet er aber nicht. (Foto: Külker)

Medikationsplan bald auch digital: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will den Medikationsplan digitaisieren. Welche Rolle die Apotheker spielen sollen, verriet er aber nicht. (Foto: Külker)


Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will den Medikationsplan zügig weiterentwickeln. Auf der Digitalisierungs-Messe „ConhIT“ sagte Gröhe, dass die derzeitigen Abläufe beim Medikationsplan einem „Übungslauf“ entsprächen. Ob die Apotheker künftig stärker in die Ausstellung und Kontrolle der Pläne eingebunden werden und dafür vergütet werden sollen, ließ der Minister offen.

Seit Oktober 2016 haben GKV-Versicherte, die zeitgleich drei oder mehrere Arzneimittel über einen längeren Zeitraum anwenden, das Recht auf einen Medikationsplan auf Papier. Der Plan kann derzeit ausschließlich vom Arzt ausgestellt werden und soll dazu dienen, Wechselwirkungen sowie unnötige Medikamente zu identifizieren und gegebenenfalls abzusetzen. Die Ärzte können dafür ein neues Honorar bei den Krankenkassen abrechnen. Apotheker dürfen den Plan nur auf Wunsch des Patienten kontrollieren und ergänzen, werden aber nicht vergütet.

Auf der Eröffnungsveranstaltung der „ConhIT“ erklärte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), dass er im Medikationsplan große Einsparpotentiale sehe. „Wir haben in Deutschland jährlich etwa 250.000 Klinikeinweisungen aufgrund vermeidbarer Arzneimittel-Fehlwirkungen“, sagte der Minister. Deswegen sei es „wichtig“ gewesen, dass man den Medikationsplan mit dem E-Health-Gesetz auf den Weg gebracht habe.

Allerdings will Gröhe den Plan vorantreiben. Wie schon im E-Health-Gesetz vorgesehen, soll der Medikationsplan „im nächsten Jahr“ auch auf der Gesundheitskarte gespeichert werden können und nicht mehr nur auf Papier ausgehändigt werden. Schließlich sei es normal, dass die Patienten auch einmal ein Arzneimittel vergessen, wenn sie beim Arzt Angaben über ihre Medikation machen müssten. „Der Übungslauf auf Papier soll daher im nächsten Jahr beendet werden. Dann soll es die Möglichkeit geben, dass Patienten mit ihrer Gesundheitskarte beim Arzt und in der Apotheke auf ihren Plan zugreifen können.“

Gröhe schweigt zur engeren Einbindung der Apotheker

Über die weitere Beteiligung der Apotheker sagte Gröhe allerdings nichts. Die Pharmazeuten hatten sich im vergangenen Jahr mehrfach darüber beschwert, dass sie bei der Erstellung und Planung des Konzeptes zum Medikationsplan zu wenig berücksichtigt worden seien. Zwar hatte der Deutsche Apothekerverband gemeinsam mit den Kassenärzten die Anforderungen an den Plan festgelegt. In der Praxis ist es aber so, dass Apotheker nur in den seltensten Fällen beratend einschreiten können. Und wenn sie – nach Aufforderung des Patienten – die Medikamentenliste analysieren und vielleicht ein Präparat nachtragen, haben sie derzeit kein Recht auf ein Extra-Honorar.

In seiner Rede sagte der Minister zudem, dass es eine der wichtigsten Aufgaben in der kommenden Legislaturperiode sein werde, die einzelnen Akteure im Gesundheitswesen besser zu vernetzen. Er betrachte es als eine „Versorgungsnotwendigkeit“ die Digitalisierung im Gesundheitswesen „mit Tempo“ voranzutreiben. „Kliniken, Arztpraxen und Apotheken müssen endlich gut miteinander vernetzt werden“, forderte der CDU-Politiker.

Was die elektronische Gesundheitskarte betrifft, berichtete Gröhe kurz, dass die im E-Health-Gesetz vorgesehene Speicherung von Notfalldaten auf der Karte derzeit in einem Praxistest „erfolgreich“ ausgetestet werde. Er betonte, wie wichtig diese Neuerung sei, weil es „viele Leben retten kann“, wenn in Notfällen bekannt sei, ob beispielsweise Unverträglichkeiten von Arzneimitteln oder Allergien vorliegen.

Mit Blick auf die Sorgen von Patienten und Heilberuflern über die Datensicherheit sagte Gröhe: „Ich weiß, dass das Thema ‚Big Data‘ bei vielen Menschen Sorgen auslöst.“  Aus Sicht des Ministers lassen sich viele dieser Sorgen allerdings mit einer gelungenen Kommunikation beseitigen: „Wir müssen an vielen guten Beispielen deutlich machen, dass die Nutzung von Gesundheitsdaten den Patienten hilft. Wir können dadurch Krankheiten besser verstehen. Oder wenn wir Daten zum Lebensstil der Menschen gut miteinander verbinden, lernen wir viel über die Vorsorge von Krankheiten.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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