Zulassungsempfehlung für Biosimilars 

Weitere Konkurrenz für Enbrel und MabThera

Stuttgart - 24.04.2017, 07:00 Uhr

Weitere Biosimilars von Sandoz könnten demnächst über die HV-Tische deutscher Apotheken gehen. (dpa)

Weitere Biosimilars von Sandoz könnten demnächst über die HV-Tische deutscher Apotheken gehen. (dpa)


Mit großer Wahrscheinlichkeit werden demnächst zwei weitere Biosimilars aus dem Hause Sandoz den Markt bereichern. Der Humanarzneimittelausschuss der EMA (CHMP) hat sich für die Zulassung von Rituximab- und Etanercept-Nachahmern ausgesprochen. Die Indikationen entsprechen denen der Original-Präparate MabThera von Roche und Enbrel von Pfizer.

Die Novartis-Tochter Sandoz kann ihr Biosimilar-Angebot in Europa demnächst wohl erweitern. Mit Epoetin-alpha und Pegfilgrastim hat der Generikakonzern bereits zwei Präparate im Markt. Zwei weitere Wirkstoffe wurden nun vom CHMP zur Zulassung empfohlen: Rituximab (Riximyo® und Rixathon®) und Etanercept (Erelzi®).

Die Empfehlungen des Ausschusses stützten sich auf klinische und präklinische Daten. Unter anderem  aus der EGALITY-Studie, in der das Biosimilar Etanercept die gleiche Wirksamkeit wie das Original-Präparat Enbrel® von Pfizer aufwies. Dabei wurde ein Teil der Patienten durchgängig mit Original oder Biosimilar behandelt. Bei einem Teil der Patienten wurde zwischen den Präparaten hin und her gewechselt. Sie erhielten erst zwölf Wochen das eine, dann wurde bis zur 30. Woche alle sechs Wochen auf das jeweils andere gewechselt. In Woche 30 bis 52 wurde die Behandlung mit dem jeweils zuletzt verwendeten Mittel fortgesetzt. Dabei konnten hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit zwischen den beiden Präparaten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. In der ASSIST-FL-Studie ist Rituximab mit dem Referenzprodukt MabThera® verglichen worden. Dabei hat das Biosimilar mit Blick auf Sicherheit und Wirksamkeit die primären Endpunkte erreicht. Die endgültigen Daten werden im Jahr 2018 erwartet, wenn die Studie dann abgeschlossen ist.

Etanercept

Das Immunsuppressivum Etanercept ist ein dimeres Fusionsprotein, das gentechnisch in Ovarialzelllinien des chinesischen Hamsters (CHO-Zellen) hergestellt wird. Die Substanz bindet als „löslicher Rezeptor“ selektiv das proinflammatorische Zytokin Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α), das eine wichtige Rolle bei chronischen Entzündungsprozessen spielt. Durch Bindung von Etanercept an TNF-α wird die Entzündungskaskade unterbrochen. Es kommt zu einem Rückgang des inflammatorischen Geschehens. Etanercept wird beispielsweise bei Rheumatoider Arthritis, Plaque-Psoriasis und Morbus Bechterew eingesetzt. Aufgrund des hohen Preises wird die Substanz, wie andere Biologicals auch, in der Regel erst eingesetzt, wenn eine konventionelle Basistherapie zum Beispiel mit Methotrexat nicht ausreichend wirksam war.

Handelsnamen: Enbrel®, Benepali®

Nicht die ersten Biosimilars dieser Wirkstoffe

Die Sandoz-Präparate, die in den gleichen Indikationen eingesetzt werden können wie die Originale, sind nicht die ersten Alternativen zu Pfizers Enbrel® und Roches MabThera®. Mit Benepali® ist bereits ein Biosimilar des TNF-alpha-Blockers Etanercept in der EU zugelassen. Und auch Originator Pfizer war nicht untätig. Der US-Pharmakonzern hat kürzlich die Zulassung für ein Etanerecpt-Bioidentical erhalten. Das Präparat, Lifmior®, wäre nach den Regeln des G-BA ein Substitut für Enbrel®. Truxima®, ein Biosimilar zu MabThera®, hatte im Februar die EU-Zulassung erhalten. 

Die Empfehlung des CHMP wird nun an die EU-Kommission weitergeleitet, die über die Zulassung entscheidet. In den USA ist Sandoz' Etanercept Biosimilar bereits zugelassen.

Rituximab

Rituximab ist ein monoklonaler, chimärer Antikörper gegen das B-Zell-Antigen CD20. Durch Bindung an CD20-exprimierende B-Zellen – darunter auch maligne – kommt es zur B-Zell-Depletion. Drei Mechanismen sind dafür verantwortlich. 1. Die Bindung des Antikörpers aktiviert die Komplementkaskade (komplementabhängige B-Zell-Lyse). 2. Die Antikörper-abhängige zelluläre Zytotoxizität über Makrophagen, Granulozyten und natürliche Killerzellen. 3. Der Antikörper wirkt selbst zytotoxisch und kann die Apoptose der B-Zellen induzieren. 

Handelsname: MabThera®



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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