Arzneimittelkosten

Mondpreise oder sinkendes Preisniveau?

München - 20.04.2017, 17:50 Uhr

Zu teuer oder zu billig? Was die Arzneimittelpreise angeht, haben Hersteller und Kassen naturgemäß unterschiedliche Sichtweisen. (Foto: athomass / Fotolia)

Zu teuer oder zu billig? Was die Arzneimittelpreise angeht, haben Hersteller und Kassen naturgemäß unterschiedliche Sichtweisen. (Foto: athomass / Fotolia)


Kassen beklagen steigende Gesamtausgaben

Damit bewerten die Herstellerverbände die Lage gänzlich anders als beispielsweise die DAK. Die Kasse hatte am gestrigen Mittwoch anlässlich der Veröffentlichung des AMNOG-Reports 2017 die „Mondpreise“ bei neuen Arzneimitteln kritisiert. Die Arzneimittelausgaben im Gesundheitssystem stiegen trotz  gesetzlicher Regularien seit Jahren. Das aktuelle Arzneimittel-Versorgungsstärkungsgesetz biete kaum Möglichkeiten die steigenden Ausgaben für Arzneimittel einzudämmen, erklärt die Kasse.
Ein ähnliches Bild von den Arzneimittelpreisen zeichnet der GKV-Spitzenverband. Zwar bestätigte Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, kürzlich, dass sich die hohen Ausgabenzuwächse aus früheren Jahren wie zum Beispiel für neue Hepatitis-C-Arzneimittel abgeschwächt hätten. Insgesamt, so der Verband, seien die Arzneimittelausgaben in Deutschland in den vergangenen Jahren jedoch gestiegen. Lagen diese 2011 noch bei 29,12 Milliarden Euro, betrug deren Wert im Jahr 2015 rund 34,8 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr machten die Ausgaben dann nochmal einen deutlichen Sprung, nämlich um rund 1,5 Milliarden Euro auf 36,3 Milliarden Euro. Die Entspannung bei den Arzneimittelpreisen gibt also offenbar nur relativ, nicht aber in absoluten Zahlen.  

Paralellhandel hat sich umgedreht

Zudem hat das vergleichsweise niedrige Preisniveau in Deutschland nach Angaben des vfa dazu geführt, dass sich inzwischen der Parallelhandel „völlig umgedreht“ hat. Die offiziellen Anmeldungen bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA zeigten mit 70 Prozent mehr als doppelt so viele Ausfuhren wie Einfuhren an. Dies belege, dass das Preisniveau innovativer Arzneimittel in Deutschland so niedrig sei, dass sich für Parallelhändler die Ausfuhr in andere europäische Länder lohne, was hierzulande als mit einer der Gründe für Lieferengpässe gilt. 



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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