Schweiz

Apotheker unbesorgt über Aufweichung der Apothekenpflicht

Berlin - 20.04.2017, 12:30 Uhr

Erstmal entspannt: Marcel Mesnil, Generalsekretär des Schweizer Apothekerverbandes, sieht die Aufweichung der Apothekenpflicht in der Schweiz erst einmal entspannt. (Foto: Pharmasuisse)

Erstmal entspannt: Marcel Mesnil, Generalsekretär des Schweizer Apothekerverbandes, sieht die Aufweichung der Apothekenpflicht in der Schweiz erst einmal entspannt. (Foto: Pharmasuisse)


Apotheker sollen ohne Rezept dispensieren

Kurzum: Aus Sicht der Schweizer Apotheker wird die Aufweichung der Apothekenpflicht den Drogerien wenige Vorteile bringen. Mesnil weiter: „Da es bisher keine therapeutische Indikation der Liste C gab, für die nicht auch ein Präparat aus der Liste D existierte, wird die Kompetenzausweitung der Drogisten kaum zusätzliche Kunden bringen, dagegen wird das Sortiment (und damit die Lagerkosten) grösser.“

Dass einige Arzneimittel sogar in die Liste E abrutschen sollen, also auch in Supermärkten in den Regalen stehen dürfen, macht Mesnil anscheinend ebenso wenig Sorgen. In anderen europäischen Ländern gibt es einige OTC-Präparate schon seit Jahren in Supermärkten oder an Tankstellen zu kaufen. Dass solche Zustände nun auch in der Schweiz eintreten, daran glaubt Mesnil nicht: „Die Schweiz ist aus Sicht der Patientensicherheit restriktiver mit Selbstbedienungs-Medikamenten, zum Beispiel mit der Abgabe in Tankstellen.“

Bald gibt es eine „Apothekerliste“

Neben den Aufweichungen an der Apothekenpflicht enthält die Revision des Heilmittelgesetzes allerdings auch eine frohe Botschaft für die Apotheker. Die Pharmazeuten sollen künftig auch bestimmte Arzneimittel ohne Rezept abgeben dürfen. Der Gesetzgeber will damit die Kompetenzen der Apotheker stärken. Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit soll eine sogenannte „Apothekerliste“ erarbeiten, darauf sollen alle Medikamente stehen, die Apotheker abgeben dürfen.

Für den Schweizer Apothekerverband ist das ein großer Erfolg: „Die Kompetenzausweitung der Apotheker entspricht ihrer besonderen Weiterbildung, die jetzt staatlich anerkannt und für die eigenverantwortliche Berufsausübung Pflicht wird. Damit wird der Apotheker endlich als akademischer Medizinalberuf anerkannt mit eigener Entscheidungskompetenz und Haftung. Der Handel mit Hardware hat wenig Zukunft. Vielmehr hat die Erbringung von medizinischen Leistungen Zukunft: die Beratung, diagnostische Analysen und Arzneimittelversorgung ohne Termin. Die Schweizer Apotheken bieten bei Gesundheitsfragen schnell und kompetent Hilfe – und entlasten so als kostengünstige Alternative Hausärzte und Notaufnahmen der Spitäler. Sie stehen heute und morgen für die vernetzte medizinische Grundversorgung.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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