Arzneimittel-Versandhandel

Glaubt Gröhe noch an das Rx-Versandverbot?

Berlin - 19.04.2017, 14:00 Uhr

Wie geht es weiter, Herr Gröhe? Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) attackiert die SPD weiterhin dafür, dass sie das Rx-Versandverbot blockiert. Welche Ziele verfolgt der Minister? (Foto: dpa)

Wie geht es weiter, Herr Gröhe? Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) attackiert die SPD weiterhin dafür, dass sie das Rx-Versandverbot blockiert. Welche Ziele verfolgt der Minister? (Foto: dpa)


Nach den Verhandlungsergebnissen im Koalitionsausschuss glauben selbst die Apotheker nicht mehr daran, dass das Rx-Versandverbot noch in dieser Legislaturperiode umzusetzen ist. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hingegen zeigt sich weiterhin kämpferisch: Gegenüber DAZ.online sagte er, dass die SPD endlich ihre Blockadehaltung aufgeben solle.

Man braucht nicht viel politisches Verständnis, um die Erfolgsaussichten des Rx-Versandverbotes zu bewerten. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hatte im Februar einen Referentenentwurf an alle anderen Ministerien zur Abstimmung geschickt. Zwei Wochen später hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), der das Verbot nach dem EuGH-Urteil einforderte, gleich drei Absagen im Postfach: Die beiden SPD-Ministerien für Wirtschaft und Justiz widersprachen aus juristischen Gründen. Und sogar das CDU-geführte Finanzministerium von Wolfgang Schäuble wollte das Verbot nicht und führte als Begründung die europarechtlichen Bedenken der SPD-Ministerien an.

Gleichzeitig lehnt die SPD-Bundestagsfraktion das Verbot seit Monaten ab. Trotzdem hielt Gröhe an seinem Plan fest und brachte das Verbot zur Abstimmung im Koalitionsausschuss – doch auch dort gab die SPD nicht nach. Hinzu kommt, dass das Rx-Versandverbot mit der EU-Kommission und allen anderen EU-Mitgliedstaaten abgestimmt werden müsste – ein Prozess, der bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen kann.

Keine guten Voraussetzungen, um ein höchst umstrittenes Gesetz mitten im Wahlkampf und fünf Monate vor einer Bundestagswahl durchzubringen, müsste man meinen. Trotzdem will das BMG sein Vorhaben nicht aufgeben. Auf Nachfrage wollte im BMG niemand direkt auf die Frage antworten, ob man das Verbot vorerst zurückstelle. Vielmehr zeigte Gröhe sich kämpferisch. Er sagte gegenüber DAZ.online: „Die SPD muss ihre Blockadehaltung endlich aufgeben, denn ihre Vorschläge haben sich längst als europarechtswidrig und damit als untauglich erwiesen.“ Nach Aufgeben klingt das nicht.

Gröhe hält Rx-Versandverbot weiterhin für beste Lösung

Auch auf die Frage, ob man das Verbot in der nächsten Legislaturperiode weiter verfolgen wolle, antwortete das BMG nicht explizit. Gröhe ist aber weiterhin davon überzeugt. Wörtlich sagte er: „Unser Ziel ist, die gute Arzneimittelversorgung durch Apotheken auch nachts und am Wochenende überall in Deutschland zu erhalten. Deshalb treten wir als Union für ein Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln ein.“

Welche Ziele das BMG und Gröhe mit diesen Aussagen verfolgen, ist völlig unklar. Schon vor einigen Wochen teilte das Ministerium mit, dass man auch nach dem Scheitern des Versandverbotes im Koalitionsausschuss „weitere Gespräche“ führen werde. Mit wem diese Gespräche stattfinden und was das Ziel ist, ließ das BMG jedoch offen.

Selbst in den Regierungsfraktionen im Bundestag ist das Rx-Versandverbot inzwischen vom Tisch: Im Interview mit DAZ.online erklärte Unions-Fraktionsvize Georg Nüßlein (CSU), dass CDU/CSU das Verbot in den nächsten Koalitionsvertrag aufnehmen wollen. SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach versuchte zuletzt, die Apotheker und Versandapotheker erneut gemeinsam an einen Tisch zu holen, um einen Kompromiss auszuhandeln. Aber auch Lauterbach hatte zuvor schon mehrfach einen eigenen Lösungsvorschlag angekündigt, diesen bis zum heutigen Tag aber nie vorgelegt.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

RX versandtverbot

von Frank ebert am 19.04.2017 um 14:07 Uhr

Frau Merkel hätte gleich am Anfang ein Machtwort sprechen müssen. Aber Sie schwieg wie immer. Danke Merkel !

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