Zecken im Beratungs-Quickie

Doxycyclin bei Borreliose

Stuttgart - 13.04.2017, 14:00 Uhr

Die Zecke: Überträger von Borrelien, allerdings erst zwölf Stunden nach dem Stich.  (Foto:  greenpapillon / Fotolia)

Die Zecke: Überträger von Borrelien, allerdings erst zwölf Stunden nach dem Stich.  (Foto:  greenpapillon / Fotolia)


Beratungs-Basics

Bei dem Patienten besteht der Verdacht einer Borreliose. Er entwickelte nach dem Stich einer Zecke eine lokale Rötung, das sogenannte Erythema migrans. Es tritt bei 80 bis 90 Prozent der Patienten auf. Diese Wanderröte manifestiert sich meist innerhalb von drei bis 30 Tagen, in der Regel als roter Ring, der an der Einstichstelle blasser ist als am Rand. Die wandernde Röte ist Zeichen einer Entzündungsreaktion durch die sich ausbreitenden Borrelien. Häufig verursacht diese Hautentzündung kaum Beschwerden – außer Jucken oder leichtes Brennen – und wird von Patienten somit auch teilweise übersehen.

Doxycyclin ist hier – neben Amoxicillin – das Antibiotikum der Wahl und soll in dieser speziellen Indikation in einer Stärke von 200 mg täglich eingenommen werden. Die Dosis kann einmal täglich verabreicht werden oder zweimal pro Tag je 100 mg im Abstand von zwölf Stunden. Doxycylin® Al 200 mg Tabletten sind teilbar. Im Sinne der Adhärenz, kann es jedoch günstig sein, dem Patienten die einmal tägliche Einnahme der gesamten Tagesdosis zu empfehlen. Sinnvoll ist es außerdem, den Patienten nochmals auf die längere Therapiedauer hinzuweisen – diese beträgt bei Lyme-Borreliose mit Doxycyclin zwei bis drei Wochen, sollte 14 Tage jedoch in keinem Fall unterschreiten. Die Apotheke kann in diesem Fall auch den Grund hierfür erklären: Borrelien können hämatogen disseminieren, sich in anderen Organen manifestieren und zu schweren Erkrankungen führen. Betroffen sind neben der Haut vor allem die Gelenke (Lyme-Arthritis) und das Nervensystem (Neuroborreliose). 

Die Einnahme des Antibiotikums erfolgt vorzugsweise zu einer Mahlzeit. Dies beeinträchtigt zwar die Resorption von Doxycyclin zu geringen Teilen, allerdings verbessert sich hierdurch die Magen-Darm-Verträglichkeit. Der Patient sollte vermeiden, Doxycylin direkt vor dem Zubettgehen zu nehmen – dies birgt eine erhöhte Gefahr für Ulzerationen der Speiseröhre. Die Apotheke sollte Herrn Igor G. empfehlen, das Arzneimittel zuverlässig immer zur gleichen Uhrzeit einzunehmen, um eine kontinuierliche Antibiose zu gewährleisten.

Doxycyclin gehört als Tetracyclin zu den antibiotischen Wirkstoffen, die eine Kombination mit zwei- und dreiwertigen Kationen nicht gut vertragen. Die Patienten müssen auf calciumhaltige Lebensmittel wie Milchprodukte (Quark, Joghurt, Milch, Käse, Hüttenkäse) zwar nicht verzichten, sollen allerdings einen zeitlichen Abstand zur Doxycyclin-Tablette von zwei bis drei Stunden berücksichtigen. Gleiches gilt für Eisen- und Magnesiumpräparate, Calcium zur Osteoporoseprophylaxe oder Antazida und Nahrungsergänzungsmittel, die diese Kationen enthalten.  Auch Fruchtsäfte oder Mineralwasser können mit Calcium angereichert sein. Die Einnahme sollte daher auch mit Leitungswasser erfolgen. 

Doxycylin wechselwirkt außerdem mit Cumarinderivaten, und zwar dahingehend, dass es die antikoagulatorische Wirkung von Phenprocoumon und Warfarin verstärkt. Die Apotheke sollten ihre mit Vitamin-K-Antagonisten antikoagulierten Patienten beraten, ihren Quickwert engmaschig überwachen zu lassen und gegebenenfalls – nach ärztlicher Rücksprache – die Dosis zu reduzieren.

Doxycyclin macht die Haut empfindlicher für die Sonne. Um phototoxische Reaktionen zu verhindern, empfiehlt der Apotheker dem Patienten, direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Bei manchen Patienten kann auch der explizite Hinweis einer „Solariumkarenz“ durchaus sinnvoll sein. Der Apotheker rät dem Patienten zusätzlich zu einem Sonnenschutzpräparat mit hohem Lichtschutzfaktor. Vor allem auf ausreichenden UV-A Schutz ist hierbei zu achten. UV-A-Licht, das für phototoxische Reaktionen hauptsächlich verantwortlich ist, wird im Gegensatz zu UV-B nicht von dünner Kleidung oder Glasscheiben abgehalten. Somit können phototoxische Reaktionen auch durch Glasscheiben wie beispielsweise im Auto auftreten.

Als Antibiotikum stört Doxycyclin unerwünschterweise auch die natürliche Darmflora. Häufig klagen Patienten über Durchfälle, Übelkeit und Erbrechen. In seltenen Fällen entwickeln die Patienten eine durch Clostridium difficile ausgelöste Pseudomenmbranöse Colitis. Hieran sollten Apotheker vor allem denken, wenn die Betroffenen von unstillbaren Durchfällen berichten. Ösophageale Ulzerationen sind ebenfalls nur selten und meist auf eine unzureichende Trinkmenge beim Tablettenschlucken zurückzuführen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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