Gefahr durch kontaminiertes Wasser

Wasser für die Nasendusche abkochen?

Stuttgart - 13.04.2017, 10:30 Uhr

Besser kein Leitungswasser? In der Apotheke berät man auch immer wieder zu Nasenduschen. (Foto: Lena Balk / Fotolia)

Besser kein Leitungswasser? In der Apotheke berät man auch immer wieder zu Nasenduschen. (Foto: Lena Balk / Fotolia)


Leitungswasser ist nicht steril. Beim Trinken ist das in der Regel kein Problem, die Magensäure bietet eine gute Barriere. Für bestimmte Zwecke, zum Beispiel für Säuglingsnahrung oder in der Apothekenrezeptur, kocht man es dann aber doch ab. Empfiehlt sich das auch bei Nasenduschen? Denn üblicherweise bereitet man die mit Trinkwasser zu. 

Viele Allergiker schwören darauf, und auch Patienten mit chronischer Rhinosinusitis wird sie empfohlen: die Nasendusche. Das Wasser zur Zubereitung der Nasenspüllösung muss mindestens Trinkwasserqualität haben, heißt es in der Packungsbeilage eines gängigen Präparats. Nur bei bestimmten Patienten, zum Beispiel solchen mit cystischer Fibrose oder Frischoperierten in den ersten drei Tagen nach der OP, könne die Verwendung von sterilem oder abgekochtem Wasser notwendig sein, steht dort weiter. Laut einem aktuellen Artikel in der Ärztezeitung könnte es aber grundsätzlich empfehlenswert sein, entkeimtes Wasser zu verwenden. 

Der Übeltäter ist eine Amöbe namens Naegleria fowleri 

Hintergrund sind Berichte über tödlich verlaufene primäre Amöben-Meningoenzephalitiden nach Nasenspülungen. Verursacht werden sie durch Naegleria fowleri – eine Wasseramöbe, die in Süßwasserseen vorkommt, speziell während der warmen Monate, aber auch in Biofilmen in Wasserleitungen zu finden ist. Bekannte Risikogebiete sind die USA, Australien, aber auch Frankreich. Das Protozoon hat eine vergleichsweise geringe Infektiosität. Gelangen die Einzeller in die Augen, kommt es zur sklerosierenden Keratitis. Wird kontaminiertes Wasser eingeatmet, gelangt Naegleria entlang von Nervenbahnen in das zentrale Nervensystem und löst eine Amöben-Meningoenzephalitis aus.

Das RKI berichtete 2015 im Epidemiologischen Bulletin über diese Amöben und erwähnte in diesem Zusammenhang unter Berufung auf die amerikanische Seuchenschutzbehörde auch die Gefahr durch kontaminierte Nasenspüllösungen. Die US-amerikanische Aufsichtsbehörde FDA empfiehlt mittlerweile, entweder destilliertes Wasser oder drei bis fünf Minuten lang abgekochtes Leitungswasser zu verwenden. Alternativ könne man das Wasser auch filtrieren, heißt es bei der FDA – Porengröße 1 µm. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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