Erste FDA-Zulassung bei Spätdyskinesien

Neuroleptika Nebenwirkung behandeln

San Diego / Stuttgart - 12.04.2017, 17:30 Uhr

Spätdyskinesien: Schwer behandelbare und meist irreversible Nebenwirkung unter Neuroleptika. (Foto: vlue - 123rf.com)

Spätdyskinesien: Schwer behandelbare und meist irreversible Nebenwirkung unter Neuroleptika. (Foto: vlue - 123rf.com)


Wie wirkt Valbenazin?

Valbenazin hemmt selektiv den vesikulären Monoamin-Transporter 2 (VMAT2). Dieses Protein findet sich in der Membran zytoplasmatischer Vesikel und zwar innerhalb der Nervenzelle. Es transportiert Dopamin, Serotonin und Noradrenalin zur Speicherung in die Vesikel, die dann im Zuge der Exocytose in den synaptischen Spalt entleert werden. Fehlt der vesikuläre Transport, unterbleibt das Recycling der Monoamine, was eine Entleerung der Dopaminspeicher nach sich zieht.

Valbenazin hat offenbar keine Affinität zu dopaminergen, serotonergen, adrenergen, histaminergen und muskarinergen Rezeptoren. Es kann auch in Kombination mit antipsychotischen Arzneimitteln eingenommen werden. Ingrezza wurde insgesamt in 20 klinischen Studien an über 1000 Patienten untersucht. Bislang gibt es keine Hinweise, dass eine Behandlung mit Valbenazin das Risiko für Depressionen oder suzidales Verhalten erhöht.

Wirkmechanismus altbekannt von Reserpin

Valbenazin ist nicht der erste Wirkstoff, der am VMAT2 angreift: Reserpin und Tetrabenazin blockieren diesen Carrier ebenfalls und leeren auf diese Art die Dopaminspeicher. Reserpin wird in Deutschland nur in Kombination mit Clopamid, Briserin®, zur Behandlung der essenziellen Hypertonie eingesetzt. Tetrabenazin hingegen hat eine Zulassung bei mittelschweren bis schweren Spätdyskinesien, die auf andere Therapiemaßnahmen nicht ansprechen. Handelsname ist Nitoman®.

UAW: Schläfrigkeit und long-QT

Grundlage für die Zulassung seitens der FDA war eine doppelblinde, randomisierte Phase-3-Studie mit 234 Schizophrenie-Patienten. „Kinect 3“ untersuchte Valbenazin in einer einmal täglichen Dosierung von 40 mg oder 80 mg jeweils gegen Placebo. Nach sechs Wochen wurde die Therapie verändert: Fortan erhielt auch die Placebogruppe Valbenazin einmal täglich in einer Stärke von 40 oder 80 mg. Insgesamt dauerte die Studie 48 Wochen.

Eine Behandlung mit 80 mg Valbenazin reduzierte bei 40 Prozent der Patienten die Schwere der AIMS (abnormal involuntary movements) um 50 Prozent. In der Placebogruppe zeigte sich eine derartige Verbesserung nur bei 8,7 Prozent. Häufigste unerwünschte Wirkungen einer Therapie mit Valbenazin waren Schläfrigkeit und eine Verlängerung des kardialen QT-Intervalls. Die FDA warnt somit Patienten mit Herzrhythmusstörungen vor der Einnahme von Valbenazin.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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