Schweiz

Galenica und Migros mischen den Apothekenmarkt auf

Remagen - 11.04.2017, 11:30 Uhr

Migros ist das größte Detailhandelsunternehmen in der Schweiz. Nun will es mit Shop-in-Apotheken in Kooperation mit Zur Rose in den Arzneimittelmarkt. (Foto: picture alliance/KEYSTONE)

Migros ist das größte Detailhandelsunternehmen in der Schweiz. Nun will es mit Shop-in-Apotheken in Kooperation mit Zur Rose in den Arzneimittelmarkt. (Foto: picture alliance/KEYSTONE)


Migros und Zur Rose kommen mit Shop-in-Shop-Apotheke

Zusätzlich sorge neben dem Börsengang von Galenica Santé vor allem der bevorstehende Einstieg von Migros für einen „schnelleren Puls“ bei den Apothekern, schreibt die Schweizer Tageszeitung aus der Bundesstadt Bern „Der Bund“. Der Großverteiler wolle der Onlineapotheke und Ärztegrossistin Zur Rose diesen Sommer erstmals Filialflächen für eine Apotheke als Shop-in-shop in Bern zur Verfügung stellen. Verlaufe der Test erfolgreich, so sollen weitere Apotheken eröffnet werden. Von Marktbeobachtern werde das Potenzial auf etwa 50 Geschäfte schweizweit geschätzt.

Es werde für Migros und Zur Rose aber wohl alles andere als einfach sein, in einem weitgehend gesättigten Apothekenmarkt ein neues Modell zu starten, glaubt die NZZ, und der Erfolg dürfte davon abhängen, ob es gelinge, die bestehenden unabhängigen Apotheken mit einem Preiskampf aus dem Markt zu drängen. 

Gleiche Konditionen wie Versandapotheke 

„Der Bund“ rechnet dadurch jedenfalls mit einem weiteren Preisdruck in der Branche. Laut Migros-Angaben sollen bei dem Projekt für das gesamte Sortiment dieselben Konditionen wie in der Versandapotheke gelten. Diese Preise seien im Durchschnitt 12 Prozent günstiger als der marktübliche Preis. Die Apotheker sind alarmiert. „Eine Tiefpreispraxis in Apotheken darf nicht auf Kosten der Sicherheit der Patienten durchgezwängt werden.“ wird der Präsident von PharmaSuisse Fabian Vaucher in „Der Bund“ zitiert. 

Die Schweiz ist „overdrugstored“

Die Neue Zürcher Zeitung wundert sich angesichts des wirtschaftlichen Drucks über die stetige Zunahme an Apotheken in den letzten zwanzig Jahren (bis 2016). Sie hält die Schweiz in Bezug auf den Gesundheitsmarkt für „overdrugstored“. 

Wohin man blicke, nichts als Apotheken, heißt es in der Ausgabe vom letzten Freitag. Die Apotheken hätten aber nicht nur zahlenmäßig zugelegt, sie werden auch für den dramatischen Bedeutungsverlust der Drogerien mitverantwortlich gemacht. Früher in erster Linie Ausgabestellen für rezeptpflichtige Arzneimittel, hätten sie heute mitunter den Charakter von Gemischtwarenläden, wo man – unter vielem anderem – auch noch die vom Arzt verschriebenen Medikamente beziehe, moniert die NZZ und spricht von einem „kühnen Vordringen in neue Gefilde“. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Schweizer Galenica-Gruppe spaltet sich auf

Fulminanter Börsenstart

Zur-Rose-Chef Oberhänsli strebt neun Prozent Rx-Versandanteil in Deutschland an

Große Pläne für DocMorris

Interview Fabian Vaucher, Präsident Schweizer Apothekerverband

„Was zur Rose macht, hat mit Versorgung nichts zu tun“

1 Kommentar

Schweizer Modell ?

von Heiko Barz am 11.04.2017 um 13:50 Uhr

Es ist doch schön, wie mit der Gesundheit der Patienten so viel Geld generiert werden kann, dass sich Kapitalgesellschaften um diesen "Markt" reißen. Alle, die nach deren Aktien geifern, gehen doch wie selbstverständlich von einer hohen Rendite aus. Was aus den Dienstleistern, den Apothekern und anderen, wird, interessiert niemanden mehr.
Wenn aber dann ein vielleicht mal ernsterer Krankheitsfall eintritt, dann ist nur das Beste gut genug.
Auch große Teile unserer verantwortungslosen Politiker wünschten sich dieses destruktive Schweizer Modell nach Deutschland. Aber nur solange, wie das Wort Gesundheitsversorgung für sie persönlich keine Rolle spielt.
Das einzig richtige Zeichen der Politik wäre der Generalverzicht auf die MWSt.
Solange aber Schäuble vom Gesundheitsmarkt in seiner Gänze mit Geld überschüttet wird und keiner von den Politikern aller Coleur moralische Bedenken äußert, den Bundesetat auf diese pharisäische Art aufzufüllen, solange wird sich an dieser Form nichts ändern.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.