Trotz Verlusten

DocMorris setzt teure Medienkampagne fort

Stuttgart - 11.04.2017, 17:30 Uhr

Erstmals seit 2012 steigt der Rx-Sektor von DocMorris. (Foto: dpa)

Erstmals seit 2012 steigt der Rx-Sektor von DocMorris. (Foto: dpa)


Die DocMorris-Muttergesellschaft Zur Rose will die seit Herbst 2016 laufende Medienkampagne ihrer niederländischen Online-Apotheke fortsetzen und damit das Wachstum des Versandhändlers vorantreiben. Allerdings: Die TV-Werbung belastet die Bilanz erheblich.

Die Medienkampagne von DocMorris wird fortgesetzt. Obwohl die Werbung die Bilanz im vergangenen Jahr finanziell erheblich belastet hat, soll damit „das nachhaltige Wachstum von DocMorris begünstigt“ werden. Dies teilte die schweizerische Muttergesellschaft Zur Rose anlässlich der Bekanntgabe der Geschäftsentwicklung im ersten Quartal 2017 mit.

Demnach konnte das Wachstum in den ersten drei Monaten forciert werden. Nach vorläufigen Zahlen stieg der Umsatz der Gruppe im Vergleich zur Vorjahrszeit um sieben Prozent auf 229 Millionen Schweizer Franken. Dabei seien die Aktivitäten im deutschen Markt unter den beiden Marken „DocMorris“ und „Zur Rose“ im Segment Deutschland zusammengefasst worden. Der Umsatz dieses Segments stieg demnach um 13 Prozent auf 112 Millionen Franken.

Erstmals wieder Wachstum im Rx-Sektor

Hauptwachstumstreiber war nach Unternehmensangaben wie auch im Vorjahr der Versand rezeptfreier Arzneimittel durch DocMorris in Deutschland. Aufgrund des Zuwachses neuer Kunden sei DocMorris zudem bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln im ersten Quartal 2017 erstmals seit dem Boniverbot 2012 wieder gewachsen. Dies sei auch durch die TV-gestützte Medienkampagne sowie das Urteil des Europäischen Gerichtshofes zum Rx-Boni-Verbot vom 19. Oktober 2016 begünstigt worden. Genaue Zahlen zu Kunden und Umsatz bei DocMorris im ersten Quartal 2017 gab Zur Rose nicht bekannt.

Im Segment Schweiz, das das Geschäft der Marke „Zur Rose“ im Heimmarkt umfasst, ist der Umsatz nach Unternehmensangaben im ersten Quartal 2017 um zwei Prozent auf 117 Millionen Euro leicht gestiegen. Unverändert beabsichtigt die Gruppe, ihre „führende Stellung im Arzneimittelversand in Europa“ im laufenden Jahr weiter auszubauen.

2016 fast 13 Millionen Franken Verlust

Nachdem DAZ.online Anfang Februar bereits über die vorläufigen Geschäftszahlen von Zur Rose für 2016 berichtete, hat das Unternehmen nun die endgültigen Zahlen kommuniziert. Danach stieg der konsolidierte Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 5,4 Prozent auf 880 Millionen Franken. Dagegen wurde das Ergebnis durch Marketing- und andere Aufwendungen mit rund 14 Millionen Franken belastet. Davon entfielen immerhin neun Millionen Franken auf die Marketingkampagne von DocMorris in Deutschland und die Lancierung der ersten Zur Rose-Flagship-Apotheke in Bern.

Mit zwei Millionen Franken schlugen sich die Einführung neuer IT-Systeme und mit drei Millionen Franken Aufwendungen im Zusammenhang mit der Kapitalerhöhung in der Bilanz nieder. Bereinigt um diese Aufwendungen lag das Ergebnis auf dem Niveau des Vorjahres. Während das Betriebsergebnis (Ebitda) 2,1 Millionen Franken betrug, notierte das Unternehmensergebnis mit minus 12,8 Millionen Franken deutlich in den roten Zahlen. Im Jahr davor lag das Ergebnis noch bei plus 3,4 Millionen Franken.

Der Umsatz von DocMorris stieg nach den endgültigen Zahlen im vergangenen Jahr um zwölf Prozent auf 361 Millionen Euro. Das Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln kletterte um über 50 Prozent auf erstmals über 100 Millionen Euro. 

Zur-Rose-Chef verweist auf älteres Zitat von Merkel

Im Geschäftsbericht verweist Zur-Rose-CEO Walter Oberhänsli auf eine Äußerung von Bundeskanzlerin Angela Merkel vom November vergangenen Jahres. „Die deutsche Bundeskanzlerin hat prominent darauf hingewiesen, dass die Digitalisierung, wie am Beispiel Uber festgemacht, von der Politik ermöglicht werden müsse“, erklärt Oberhänsli. „Wir vertrauen auf diese fundamentale Erkenntnis.“

Allerdings hatte Merkel am vergangenen Samstag auf dem Landesparteitag der CDU Mecklenburg-Vorpommern betont, dass es Ausnahmen vom Wettbewerb geben müsse. „Es mag sein, dass der Versandhandel billiger ist“, erklärte Merkel laut der Deutschen Presseagentur in Bezug auf die Diskussion um ein mögliches Verbot rezeptpflichtiger Arzneimittel. „Aber die örtliche Apotheke hat andere Formen und andere Möglichkeiten der persönlichen Ansprache“, sagte die Bundeskanzlerin. 



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Is ja super . . .

von Uwe Hansmann am 15.04.2017 um 10:04 Uhr

"Während das Betriebsergebnis (Ebitda) 2,1 Millionen Franken betrug, notierte das Unternehmensergebnis mit minus 12,8 Millionen Franken deutlich in den roten Zahlen."

Bleibt abzuwarten, ob sich die Anleger diesen betriebswirtschaftlichen Blödsinn noch lange ansehen. Hemdsärmliger Turbokapitalismus auf Kosten der Steuerzahler - oder glaubt etwa jemand, daß der Staat hier auch nur annähernd so profitiert, wie er es mir den deutschen Apotheken derzeit tut?

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Wir vertrauen auf Frau Zypries!

von T. La Roche am 11.04.2017 um 22:52 Uhr

DocMorris hat die letzten Jahre also den Wettbewerb um die beste Qualität im Rx-Bereich verloren -jährliche Umsatzverluste.
Jetzt macht sich der Wettbewerbsvorteil um den besten Preis bezahlt.
Die kompetenteste Beurteilung dieser Entwicklung kommt aus unserem Bundeswirtschaftsminiterium:
Dh wenn die 20.000 .... 19.000...18.000....17.000... Apotheken noch - aus welchen Gründen auch immer - die Apothekenumschau umsonst anbieten, dann gibt es keine Bedrohung der inländischen Mittelständler.
Keine Ahnung? Wir vertrauen auf Frau Zypries!
Gutes Preis, gute Besserung.

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