Ausbau der Kapazitäten

Linke fordern Reform der Studienzulassung

Berlin - 10.04.2017, 15:27 Uhr

Vielerorts sind Pharmazie-Studienplätze knapp – in Leipzig wurde der Studiengang durch eine Kooperation mit der medizinischen Fakultät gerettet. (Foto: Jan Woitas / Universität Leipzig) 

Vielerorts sind Pharmazie-Studienplätze knapp – in Leipzig wurde der Studiengang durch eine Kooperation mit der medizinischen Fakultät gerettet. (Foto: Jan Woitas / Universität Leipzig) 


Fraktion verweist auf grundlegendes Urteil des Bundesverfassungsgerichts

Die Linken-Fraktion verweist dabei auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 8. Februar 1977 (Az. 1 BvF 1/76), nachdem „jede Auswahl zwischen hochschulreifen Bewerbern eine Ungleichbehandlung prinzipiell Gleichberechtigter in der Verteilung von Lebenschancen darstellt“. Der Ausschluss eines erheblichen Teils hochschulreifer Bewerber vom Studium ihrer Wahl bewege sich am Rande des verfassungsrechtlich Hinnehmbaren, erklären die Abgeordneten in ihrem Antrag. „Der Verschärfung der Zulassungssituation ist bevorzugt durch kapazitätsverbessernde Maßnahmen zu begegnen“, zitieren sie das Urteil des Karlsruher Gerichts.

An dem „verfassungsrechtlich bedenklichen Zustand“ hat sich nach Einschätzung der Linken-Fraktion bislang wenig geändert: Noch immer übersteige die Nachfrage in vielen Fächern das Angebot bei Weitem – und noch immer werde auf den NC zurückgegriffen, um den Zugang zu stark nachgefragten Studiengängen zu regulieren. „Dass der NC sich sozial sehr selektiv auswirkt, lässt sich am Beispiel der Medizin zeigen“, heißt es in dem Linken-Antrag. „Für kein anderes Studienfach ist der NC flächendeckend so hoch, und in keinem anderen Studienfach sind Studierende mit hoher Bildungsherkunft so stark überrepräsentiert.“

Nachdem der Antrag kürzlich in erster Lesung im Bundestag verhandelt wurde, wird er entweder im Mai oder Juni im Bildungs-Ausschuss des Bundestags landen. Nachdem jedoch bereits ein ähnlicher Antrag vor einigen Jahren im Bundestag abgelehnt wurde, dürfte er bei der Großen Koalition auf Ablehnung stoßen. So sagte der CDU-Abgeordnete Tankred Schipanski bereits bei der ersten Bundestagsdebatte, seine Fraktion erteile dem „Verschenken von Studienplätzen“ eine ganz klare Absage – stattdessen setze seine Fraktion auf den Leistungsgedanken.

Im Januar hatte der Bundesverband der Pharmaziestudierenden gemeinsam mit Verbänden sechs anderer gesundheitsbezogener Studiengänge Reformen gefordert, die Abiturnote als Auswahlkriterium abzuwerten und beispielsweise Fach- und Berufsqualifizierungen wie absolvierte Praktika und das Interesse am Studienfach deutlich stärker zu berücksichtigen. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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