Arzneimittelpreise

Blockbustermodell auf dem Prüfstand

Stuttgart - 10.04.2017, 11:20 Uhr

Keine Garantie: Häufig scheitern vermeintliche Blockbuster am Markt. (Foto: Gina Sanders / Fotolia)

Keine Garantie: Häufig scheitern vermeintliche Blockbuster am Markt. (Foto: Gina Sanders / Fotolia)


Erstatter machen mobil

Banker und Analysten kalkulieren damit, dass Dupixent in der Spitze mehr als fünf Milliarden Dollar Umsatz erwirtschaften kann – pro Jahr. Aber genau dieser üppige Preis könnte den wirtschaftlichen Erfolg auch gefährden. Insbesondere in den USA macht eine wachsende und zunehmend kämpferische Gruppe von Erstattern und zwischengeschalteten Institutionen gegen hochpreisige Produkte der Pharma- und Biotechbranche mobil. Laut Statnews fordert sie Rabatte, verweigert Verschreibungen und verlangt von der Industrie, ihre wirtschaftlichen Erwartungen neu auszurichten.

„Vor einigen Jahren bedeutete die Zulassung eines Arzneimittels, Zugang zu vielen Patienten zu bekommen“, zitiert das Medium Simos Simeonidis, einen Biotechanalysten von RBC Capital Markets. „Das ist heute definitiv nicht mehr der Fall.“

Heute gehöre es vielmehr dazu, vor Pharmacy-Benefit-Managern zu katzbuckeln, die für US-Erstatter den Preis von Arzneimitteln aushandeln. Das habe dazu geführt, dass die Pharmaunternehmen mittlerweile Nachlässe von durchschnittlich 30 Prozent auf ihre Listenpreise gewähren. Übernachterfolge wie der von Gilead Sciences’s Hepatitis-C-Therapie, der allein im ersten Jahr der Vermarktung zehn Milliarden Dollar Umsatz einbrachte, gehören damit nach Analystenmeinung der Vergangenheit an. 

Manager in der Zwickmühle 

Auf der anderen Seite verlangen die Investoren in der Biotech- und Pharmabranche unverändert eine stattliche Rendite. Diese Mischung aus finanziellen Erwartungen und wachsendem Preiswiderstand bringt die Vorstandschefs von Biotech- und Pharmaunternehmen in eine unkomfortable Position. Setzen sie den Preis ihrer Produkte zu niedrig an, riskieren sie eine Revolte der Geldgeber oder gar ihren Job. Ist der Preis dagegen zu hoch, droht Gefahr, dass Ärzte und Krankenkassen das Produkt nicht in dem erwarteten Ausmaß verschreiben. 

Umso interessierter richten sich derzeit die Blicke der Pharmabranche auf Sanofi und Regeneron. Die Frage: Wieviel Umsatz und Ertrag können die Konzerne aus der neuen Ekzem-Arznei Dupixent herausholen – und wie gehen sie dabei vor? Immerhin können die Unternehmen argumentieren, dass ihr Injektionspräparat bislang erstaunliche Ergebnisse gezeigt hat. In klinischen Tests sollen die Ekzeme in rund 40 Prozent der Fälle verschwunden sein, bei rund der Hälfte der Patienten sei der Ausschlag um mindestens 75 Prozent zurückgegangen.

„Ich habe zahlreiche Patienten, die förmlich darauf warten, dass das Produkt auf den Markt kommt“, zitiert Statnews Dr. Jenny Murase, Dermatologist an der Palo Alto Medical Foundation in Kalifornien. Gestützt wird diese Aussage von Analysten der US-Investmentbank Baird, die davon ausgehen, dass das Präparat rasch von Dermatologen verschrieben wird.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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