VZA-Jahrestagung

Zyto-Apotheker begrüßen Ausschreibungs-Stopp

Berlin - 04.04.2017, 17:55 Uhr

Dr. Klaus Peterseim ist als Präsident des Verbandes der Zytostatika
herstellenden Apotheker und Apothekerinnen bestätigt worden. (Foto: VZA)

Dr. Klaus Peterseim ist als Präsident des Verbandes der Zytostatika herstellenden Apotheker und Apothekerinnen bestätigt worden. (Foto: VZA)


Bei der Jahresversammlung des Verbandes der Zytostatika herstellenden Apotheker und Apothekerinnen herrschte angesichts des jüngst beschlossenen Zyto-Ausschreibungsverbots auf Apothekenebene Erleichterung. Die Mitglieder waren offensichtlich zufrieden mit der Arbeit ihres Vorstands und wählten Dr. Klaus Peterseim für drei weitere Jahre an ihre Spitze.

Die Erleichterung über das am 31. März vom Bundesrat gebilligte Arzneimittel-Versorgungsstärkungsgesetzes (AMVSG), mit dem das Ausschreibungsverbot für Exklusivbelieferungen mit onkologischen Arzneimitteln besiegelt wurde, prägte die Jahrestagung des Verbandes der Zytostatika herstellenden Apotheker und Apothekerinnen (VZA) am 31. März und 1. April in Berlin. Peterseim zeigte sich zufrieden, dass VZA und Deutscher Apothekerverband (DAV) hier offensichtlich „ganze Arbeit“ geleistet hätten. Der Streichung der Rechtsgrundlage für die Apotheken-Verträge war massive Kritik an den von den Kassen zuletzt kräftig vorangetriebenen Ausschreibungen vorausgegangen. Daran war auch der VZA in einem breiten Bündnis aus Apothekern, Ärzten und Fachgesellschaften beteiligt gewesen. Peterseim sprach von einem „großen Moment, weil wir demnächst wieder das tun können, für das wir angetreten sind und für das wir stehen: die Kranken, die Patienten, die sich an uns wenden, zu versorgen, zu informieren und zu betreuen, gerade so, wie wir es gelernt haben und wie es die Öffentlichkeit von uns erwartet.“

Die Abschaffung der Ausschreibungen ist für Peterseim auch ein politisches Bekenntnis zum Berufsethos der Apotheker: „Ich möchte die Menschen versorgen, die zu mir kommen, die sich mir und meinen Mitarbeitern anvertrauen. Ich möchte sie nicht wegschicken müssen, weil ich keinen Vertrag habe. Und ich möchte auch niemanden versorgen, der mich gar nicht will, der mich gar nicht kennt, dessen Rezept ich nur in Händen halte, weil die Kasse ihn zu mir schickt.“

Kurz vor Schluss noch ein Versorgungschaos?

Und doch übt Peterseim in einem Punkt Kritik: Kein Verständnis hat er, dass nun Barmer, Techniker Krankenkasse und KKH auf den letzten Drücker zum 1. Mai noch neue exklusive Belieferungsverträge starten wollen. „Die wollen noch schnell ein weiteres Versorgungschaos“, sagte der VZA-Präsident. „Der Hinweis auf vermeintliche Qualitätsgründe zeigt nur, dass manche nach dem postfaktischen schon im antifaktischen Zeitalter angekommen sind.“ Der VZA will nun eine verbindliche Klarstellung, ob das freie Apothekenwahlrecht für alle Versicherten mit dem Inkrafttreten des Gesetzes, also voraussichtlich noch in diesem Monat, gelten wird oder erst mit Ablauf der dreimonatigen Übergangsfrist, die das Ende aller Exklusivverträge bedeutet, aus der die Kassen noch „ein Geschäftsmodell“ machen wollten.

Während man beim VZA aber überwiegend froh ist, dass das freie Apothekenwahlrecht der Patienten wiederhergestellt ist, sieht man auch dunkle Wolken über dem deutschen Apotheken- und Gesundheitssystem aufziehen. Denn bekanntlich hat die SPD-Bundestagsfraktion hat das von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) geplante Versandhandelsverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel scheitern lassen.

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Karin Maag hat für die Sorgen der Apotheker Verständnis. Zentrales Motiv beim Ausschreibungsverbot sei gewesen, die örtlichen Apotheken zu stärken und die gewohnte Versorgung mit Arzneimitteln zu sichern. Darauf komme es nun nach dem gescheiterten Rx-Versandhandelsverbot insgesamt an. „Wir werden das in unser Programm zur Bundestagswahl im September aufnehmen“, kündigte sie an. In Deutschland müsse es weiter eine Gesundheitsversorgung zu einheitlichen Preisen geben. „Arzneimittel sind ein besonderes Gut und keine Ware, Preiswettbewerb ist dafür kein tragfähiges Modell.“

Bestätigung für den Vorstand

Bei der VZA-Mitgliederversammlung standen überdies Vorstandswahlen an. Klaus Peterseim, Inhaber der Dom-Apotheke in Essen, wurde dabei einstimmig und ohne Enthaltungen für weitere drei Jahre wiedergewählt. Er steht bereits seit sechs Jahren an der Spitze des 230 Apotheken zählenden Verbands . In ihren Ämtern bestätigt wurden überdies die Vizepräsidenten Dr. Michael Heinisch (Erfurt) und Michael Marxen (Wesseling). Ebenso Schatzmeister Max Eberwein (Münster), Schriftführerin Kerstin Harder (Oststeinbek) und als Beisitzerin Christiane König (Neuss). Neu als Beisitzer in den VZA-Vorstand gewählt wurde Michael Raber (Trier).

Verhandlungen zur Hilfstaxe ante portas

Eine der nächsten wichtigen Aufgaben für Peterseim und seinen Verband wird es sein, zusammen mit dem DAV und dem GKV-Spitzenverband die Hilfstaxe neu zu verhandeln. Dies ist eine Folge des  Fortfalls der Ausschreibungen. Nach Inkrafttreten des AMVSG haben die Vertragspartner drei Monate Zeit, sich einig zu werden – wenn das nicht klappt, kommt die Schiedsstelle zum Zug.



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