Alphega-COO Ornella Barra

Apotheker brauchen E-Commerce nicht zu fürchten

Monaco - 29.03.2017, 11:01 Uhr

Ornella Barra bestimmt als Chief Operating Officer die Geschicke des Apothekennetzwerks bei Walgreens Boots Alliance. (Foto: picture alliance / ROPI)

Ornella Barra bestimmt als Chief Operating Officer die Geschicke des Apothekennetzwerks bei Walgreens Boots Alliance. (Foto: picture alliance / ROPI)


Über 1200 Mitglieder der europäischen Apothekenkooperation Alphega waren nach Monaco gekommen, um über die Zukunft ihrer Apotheken zu diskutieren. Ornella Barra, die bei Walgreens Boots Alliance die Geschicke des Apothekennetzwerks bestimmt, betonte die großen Chancen, die vor den Apothekern liegen. Die fortschreitende Digitalisierung stelle keine Gefahr dar.

„Apotheker arbeiten im Gesundheitswesen in einer rauen Umgebung, geprägt von immer mehr Wettbewerb, staatlichen Zwängen und veränderten Ansprüchen bei den Kunden“, sagte Ornella Barra auf der Alphega Pharmacy Convention am gestrigen Dienstag. Sie sei aber trotz dieser Herausforderungen fest davon überzeugt, dass die Apotheker eine erfolgreiche Zukunft haben werden. „Sie haben das Know-how und die Vision, ihren Berufsstand auf Dauer weiterzuentwickeln“, sagte Barra, die beim internationalen Pharmahandelskonzern Walgreens Boots Alliance (WBA) als Chief Operating Officer (COO) auch für die Apotheken-Kooperation Alphega verantwortlich ist.

Insbesondere vor dem Mega-Trend der Digitalisierung bräuchten sich Apotheker nicht zu fürchten, erklärte Barra in ihrer Rede in Monaco. „Gesundheit lässt sich nicht online vertreiben.“ Gerade bei Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten sei der persönliche Kontakt unerlässlich. So zeigten Untersuchungen aus verschiedenen Ländern, dass die meisten Verbraucher Arzneimittel – und zwar verschreibungspflichtige wie nicht-verschreibungspflichtige – genauso wenig online kaufen wollten wie andere Gesundheitsprodukte.

„Die Apotheke wird ein ‚brick and mortar business‘ bleiben“, also ein klassisches Geschäft aus Stein und Mörtel – davon ist Barra überzeugt. Das bedeute aber nicht, dass sich die Apotheke nicht weiterentwickeln müsse. Damit die Apotheke ins Zentrum der Gesundheitsversorgung rücke, wo sie nach Barras Überzeugung hingehöre, müssten Apotheker investieren, neue Aufgaben übernehmen und die Bedürfnisse ihrer Kunden erfüllen. „Die Apotheke wird niemals nur ein Shop sein“, sagte die studierte Apothekerin, „sondern sie muss zu einem Zentrum für Know-how und Beratung werden.“

Alphega: Zufrieden mit der Entwicklung in Deutschland

Die Alphega-Geschäftsführerin Caitlin Sorrell zeigte sich sehr zufrieden mit der Entwicklung der Kooperation in Deutschland. Nach der umstrittenen Umbenennung der Vivesco-Apotheken 2014 sei die Zahl der Mitglieder von ursprünglich rund 1000 Vivesco-Apotheken auf rund 1750 Alphega-Apotheken gestiegen. Weiteres Mitgliederwachstum stehe deswegen zurzeit nicht im Fokus, merkte ihr Kollege Juan Guerra an, bei WBA für den europäischen Großhandel verantwortlich. Aktuell gehe es eher darum, möglichst viele Alphega-Mitglieder davon zu überzeugen, von der Basis- in die Club-Stufe zu wechseln. Diese verlangt den Apotheken mehr Engagement und Verbindlichkeit bei der Umsetzung ab. Im Gegenzug stehen ihnen mehr Angebote früher zur Verfügung.

Auf dem Sprung zur weltweiten Kooperation?

Mit rund 6200 Mitgliedern in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, der Türkei, den Niederlanden, Rumänien, Tschechien und Großbritannien ist Alphega nach eigenen Angaben das führende Netzwerk unabhängiger Apotheker in Europa. Doch damit scheint man sich in der WBA-Zentrale in London nicht zufrieden zu geben. „Diese Alphega Convention könnte die letzte europäische gewesen sein, die nächste ist vielleicht die erste globale Alphega Convention“, deutete Barra weitere Expansionspläne an. So wolle sie nicht ausschließen, dass Alphega nach Russland zurückkehre, wo WBA seine Großhandelssparte inklusive rund 800 Alphega-Partnerapotheken im vergangenen Jahr verkauft hatte.

Auch amerikanische Alphega-Apotheken kann sie sich vorstellen: „Why not?“ – warum nicht – antwortete sie auf eine entsprechende Frage aus dem Publikum. In den USA gebe es über 220.000 unabhängige Apotheken, ergänzte Sorrell, das sei natürlich ein reizvoller Markt. „Und wir expandieren gern.“ Es gebe aber keine konkreten Pläne, weder in Russland noch in den USA, stellte sie klar.



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