Versandhändler

Shop Apotheke tiefer in den roten Zahlen

Berlin - 27.03.2017, 15:38 Uhr

Wachsen gleich verlieren: Weil der EU-Versender Shop Apotheke weiterhin kräftig ausbaut, kam es im vergangenen Geschäftsjahr zu Verlusten. (Foto: dpa)

Wachsen gleich verlieren: Weil der EU-Versender Shop Apotheke weiterhin kräftig ausbaut, kam es im vergangenen Geschäftsjahr zu Verlusten. (Foto: dpa)


Die Expansionspolitik des Arzneimittel-Versandhändlers Shop Apotheke aus dem niederländischen Venlo hat ihren Preis. Zwar hat das Unternehmen im vergangenen Jahr durch seinen Wachstumskurs den Umsatz gegenüber 2015 gesteigert, gleichzeitig aber den Verlust deutlich ausgeweitet. Für 2017 geht der Doc-Morris-Konkurrent erneut von kräftigen Zuwächsen aus.

Der niederländische Arzneimittel-Versandhändler Shop Apotheke Europe setzt seinen aggressiven Wachstumskurs fort und strebt unverändert an, Europas führende Online-Apotheke zu werden. Dabei hat das Unternehmen, das sich auf den Versand von OTC-Produkten und Pflegeartikeln spezialisiert hat, im vergangenen Jahr nicht gekleckert, sondern geklotzt. Zum einen hat Shop Apotheke im Herbst einen Börsengang hingelegt und dabei 100 Millionen Euro eingesammelt. Zum anderen hat der Versandhändler im September 2016 die belgische Online-Apotheke Farmaline übernommen, mit dessen Hilfe vor allem das Wachstum in Belgien, Italien und Spanien beschleunigt werden soll.

Nachdem das Unternehmen mehrere Jahre überwiegend organisch gewachsen ist, konnte Shop Apotheke durch den Farmaline-Deal seine Präsenz in Europa nach eigenen Worten auf einen Schlag deutlich erweitern. In Folge der Wachstumsinitiativen - dazu zählte auch eine kostenträchtige Gutscheininitiative im vierten Quartal 2016 - stieg die Anzahl aktiver Kunden von 1,3 Millionen Ende 2015 auf 1,8 Millionen Ende 2016. Dabei lag der Anteil von Bestandskundenaufträgen mit 73,4 Prozent auf einem konstant hohen Niveau bei einer Retourenquote von unter einem Prozent. Die Website des Unternehmens – die Verkaufsplattform von Shop Apotheke - verzeichnete 42 Millionen Besuche.

Mehr Umsatz, höherer Verlust

Der Expansionsdrang schlägt sich auch in der Bilanz nieder, die das Unternehmen nun für das vergangene Jahr vorgelegt hat. So konnte Shop Apotheke den Konzernumsatz um über 41 Prozent auf 177,4 Millionen Euro (Vorjahr 125,6 Millionen Euro) steigern; der Onlinehändler wuchs damit nach eigenen Angaben im Geschäftsjahr 2016 mehr als doppelt so schnell wie der kontinentaleuropäische Markt.

Größter Markt Deutschland, schnellstes Wachstum in Europa

Allerdings erkauften sich die Niederländer das Wachstum mit einer deutlichen Ausweitung der Verluste. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit beziehungsweise Ergebnis vor Steuern und Zinsen) lag im Geschäftsjahr 2016 bei minus 9,1 Millionen Euro gegenüber minus 7,4 Millionen Euro im Vorjahr. Noch deutlicher sackte das Ergebnis nach Steuern ab: Dort steht für 2016 ein Minus von 18,45 Millionen Euro in den Büchern, während es im Vorjahr noch minus 10,55 Millionen Euro gewesen waren. In diesen Zahlen treten unter anderem Einmalzahlungen für den Börsengang zutage, aber auch die Kosten der internationalen Expansion. Auf bereinigter Basis betrug der Verlust im vergangenen Jahr minus 10,7 (2015: minus 9,15) Millionen Euro.  

Im größten Einzelmarkt Deutschland steigerte Shop Apotheke den Umsatz im vergangenen Jahr um 26 Prozent auf 145,6 (Vorjahr: 115,7) Millionen Euro. Wenngleich Deutschland für Shop Apotheke unverändert der wichtigste Markt ist, fand das Wachstum überwiegend außerhalb davon statt. In den internationalen Regionen - dazu zählen die Länder Österreich, Frankreich, Belgien, Niederlande, Spanien und Italien - hat Shop Apotheke das Geschäftsvolumen gegenüber 2015 mehr als verdreifacht. Konkret stieg der Umsatz im Segment „International“ um 262 Prozent auf 30,4 (8,4) Millionen Euro.

Starkes Wachstum für 2017 erwartet

Für das aktuelle Geschäftsjahr 2017 erwartet der Vorstand eine weitere deutliche Steigerung des Konzernumsatzes von 45 bis 55 Prozent. Dabei soll insbesondere das internationale Geschäft ein Wachstumstreiber sein. Auch für die kommenden Jahre rechnet das Unternehmen mit einer deutlichen Ausweitung der Geschäfte, wobei insbesondere die Integration von Farmaline eine tragende Rolle spielen soll.

Bei seinem Wachstum kommen dem Unternehmen nach eigenen Angaben strukturelle Trends entgegen. So wird die Bevölkerung immer älter, die Affinität zum Online-Shopping nehme in allen gesellschaftlichen Gruppen zu, und auch die Entwicklung zur Selbstmedikation begünstige das Geschäft mit verschreibungsfreien Arzneimitteln und Pflegeprodukten.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Mieser Kundenservice

von Ella am 27.03.2017 um 22:56 Uhr

Bei einer solchen Kunden-Philosophie wird dieses Unternehmen ohnehin scheitern. Vielfache Berichte von Kunden, die alle dasselbe beschreiben. Unfassbar was man dort im Kontakt, auch mit dem Geschäftsführer, erlebt und wie man dort das Rechtssystem bewertet.

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so läuft der hase

von florian becker am 27.03.2017 um 17:54 Uhr

Das ganze (einzige) Konzept von shop-apo, DocM und Konsorten ist ein rigoroser Verdrängungswettbewerb.
Der wird finanziert durch Saudis über schweizer Holdings mit Sitz auf den Caymans und ähnliche Investoren, denen das Allgemeinwohl in Deutschland gepflegt sonstwo vorbeigeht.
Verluste sind dabei einkalkuliert, bis durch einen Rückgang der Apotheken in Deutschland zwangsweise die Marktanteile eine signifikante Höhe erreichen.
Und dann -liebe Politiker, die Ihr das so toll findet- will der saudische Prinz Kohle sehen.
Und die bekommt er dann aus dem deutschen Sozialsystem. Super, diese neue, innovative, voll digitale Gesundheitswelt.

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Umsatz und Gewinn

von Karl Friedrich Müller am 27.03.2017 um 16:08 Uhr

mehr Umsatz = mehr Verlust.
da sieht man mal, wie die "wirtschaften"
Damit wären auch Schäubles "Bedenken" erledigt. Wer keinen Gewinn macht, kann auch keinen einklagen.
Im Gegenteil, es wäre für die Versender von Vorteil, hielte man sie von weiteren Verlusten ab.

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