Vegan

Deutschlands erste veggiefreundliche Apotheke steht in Düsseldorf

Düsseldorf - 27.03.2017, 09:45 Uhr

Nicht nur beim Essen: Auch bei Arzneimitteln heißt es für alle, die auf tierische Inhaltsstoffe verzichten wollen, genau hinschauen. In der Maxmo-Apotheke in Düsseldorf wird zu möglichen Alternativen beraten. (Foto: DAZ.online)

Nicht nur beim Essen: Auch bei Arzneimitteln heißt es für alle, die auf tierische Inhaltsstoffe verzichten wollen, genau hinschauen. In der Maxmo-Apotheke in Düsseldorf wird zu möglichen Alternativen beraten. (Foto: DAZ.online)


Der Vegetarierbund Deutschland (VEBU) weist derzeit zwei Apotheken aus, die als „veggiefreundlich“ gelten. Die erste wird von Apotheker Arnulf Diesel in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf betrieben, der selbst seit seinem zehnten Lebensjahr überzeugter Veganer ist.

Wir sind keine vegane Apotheke, aber wir waren die erste veggiefreundliche Apotheke in Deutschland“, sagt Arnulf Diesel. Die Maxmo Apotheke Düsseldorf Wehrhahn des 39-jährigen Apothekers bietet damit eine besondere Beratung für Veganer und Vegetarier an, die tierische Produkte auch in Arzneimitteln möglichst vermeiden wollen. Erst seit Kurzem gibt es mit der Engel-Apotheke im bayerischen Regensburg eine zweite Apotheke, die der Vegetarierbund Deutschland (VEBU) auf seiner Webseite als „veggiefreundlich“ ausweist.

„Natürlich erhalten Kunden bei uns auch Medikamente, die bislang nur aus tierischen Produkten gewonnen werden, wie zum Beispiel Heparin“, erklärt der Apotheker, der selbst überzeugter Veganer ist. Eine rein vegane Apotheke sei nach dem geltenden Apothekenrecht auch gar nicht möglich, denn er dürfe ja nicht ausschließen, bestimmte Produkte zu bevorraten oder zu bestellen. „Aber es gibt eben bei vielen Medikamenten gleichwertige Alternativen, in denen keine tierischen Inhaltsstoffe enthalten sind“, sagt Diesel. Als Beispiel nennt er Tabletten, die es mit dem tierischen Füllstoff Lactose gibt, aber eben auch mit anderen nichttierischen.

Im Zweifel Rücksprache mit dem Hersteller oder Arzt

„Als Apotheker bin ich in der Lage, bestimmte Inhaltsstoffe danach zu beurteilen, ob sie aus tierischen Produkten hergestellt wurden, und kann dementsprechende Beratung anbieten“, sagt er. Dabei helfe manchmal auch einfach die Rücksprache mit dem Hersteller. „An erster Stelle steht aber natürlich die ärztliche Verordnung oder der wissenschaftliche Standpunkt“, erklärt der 39-Jährige. In manchen Fällen telefoniere er auch mit dem Arzt, um eine Alternative für Vegetarier und Veganer zu finden.

„Es gibt natürlich auch Fälle, in denen das sehr schwierig ist“, sagt er. Grippeimpfstoff etwa gebe es in Europa praktisch nur auf Basis der Herstellung mit tierischen Produkten wie etwa aus Hühnereiern. „In Amerika wird der auch ohne Tierprodukte hergestellt, aber damit das für den Patienten wirtschaftlich bestellt werden kann, müssten sich dann mehrere zusammentun.“ Im Zweifel, wenn es keine Alternativen gebe, würde er natürlich im Sinne der Gesundheit beraten. „Dann bin ich zuerst Apotheker und dann Veganer“, sagt Diesel.

Alternativen ohne tierische Inhaltsstoffe sind häufig verfügbar

Der Apotheker entschied sich bereits mit zehn Jahren nach Berichten über das Leiden von Tieren in der Lebensmittelproduktion, Veganer zu werden, und ganz auf tierische Produkte in der Ernährung zu verzichten. Dabei ist er aber weder dogmatisch noch missionarisch. „Jeder muss das selbst für sich entscheiden“, sagt er. Seine Frau und seine Eltern würden „ganz normal“ Fleisch essen, sagt er. Dementsprechend dränge er natürlich auch keinem Patienten vegane Produkte auf. Aber es gebe zumindest sehr häufig die Möglichkeit, Produkte ohne tierische Inhaltsstoffe als Alternative zu empfehlen, vor allem etwa bei rezeptfreien Produkten.

Bislang keine große Werbung mit dem Status „veggiefreundlich“ gemacht

Groß Werbung für seinen Status als „veggiefreundliche Apotheke“ macht Diesel bislang nicht. „Ich habe das nur auf unserer Facebook-Seite beworben“, sagt er. Vielleicht würde er demnächst auch mal ein entsprechendes Schild an der Tür der Apotheke anbringen. Gelistet wird seine Apotheke bereits seit Ende vergangenen Jahres auf der Seite des VEBU. „Ich habe da von mir aus angerufen und das angemeldet“, sagt er. Dabei ist seine Maxmo Apotheke auch VEBU-Card-Partner.  Wer als Mitglied des Vegetarierbundes Deutschland die VEBU-Card vorzeigt, erhält zehn Prozent Rabatt auf alle nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel.

Dass es jetzt seit kurzer Zeit mit der Engel Apotheke auch eine weitere Apotheke in der Liste gebe, freut den Apotheker dabei, auch wenn er so nicht mehr Deutschlands einzige veggiefreundliche Apotheke betreibt. Er hofft, dass es möglichst bald auch noch mehr werden.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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