Mundipharma

Kahlschlag wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten

Limburg - 23.03.2017, 11:38 Uhr

Denkmalgeschützt: Was passiert mit dem Firmengelände der Mundipharma in Limburg? Es ist zu groß für die wenigen Mitarbeiter, die in Limburg verbleiben werden. (Foto: Mundipharma GmbH )

Denkmalgeschützt: Was passiert mit dem Firmengelände der Mundipharma in Limburg? Es ist zu groß für die wenigen Mitarbeiter, die in Limburg verbleiben werden. (Foto: Mundipharma GmbH )


Der massive Stellenabbau des Limburger Pharmaunternehmens Mundipharma und die Schließung des Standortes Limburg haben wirtschaftliche Gründe. Der Umsatz ist zuletzt deutlich zurückgegangen, in der Bilanz standen rote Zahlen.

Die Mitteilung traf die Mitarbeiter dieser Tage völlig unvermittelt: Der vor rund 50 Jahren gegründete Arzneimittelhersteller Mundipharma will in Deutschland massiv Stellen abbauen und seinen Standort in Limburg mit 407 Beschäftigten schließen. Die dort ansässige Produktion soll bis September 2018 aufgelöst und künftig durch Auftragsunternehmen erledigt werden. Von insgesamt 770 Arbeitsplätzen in Deutschland sollen wie berichtet am Ende nur 165 Vollzeitstellen übrig bleiben. 

Kurz nach dieser Nachricht wird nun deutlich, was das Management zu diesem Schritt bewogen hat: Die wirtschaftliche Entwicklung war zuletzt schwierig, die Umsätze gingen zurück, und das Werk Limburg soll weder kostengünstig produzieren noch ausgelastet sein. Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) setzte die mittelständische Firma im vergangenen Jahr 272 Millionen Euro um, 15 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. 2015 habe der Hersteller von Krebs- und Schmerzmitteln rote Zahlen geschrieben, der operative Verlust betrug fast neun Millionen Euro. Neuere Zahlen zum Ergebnis seien nicht bekannt. 

Der wirtschaftliche Niedergang ist denn auch für Geschäftsführer Dietmar Leitner ein wesentlicher Grund für die Pläne zur Schließung des Stammwerks. „Dies ist ein für die Mitarbeiter schwieriger, angesichts der kontinuierlichen Unterauslastung der Produktion in Limburg jedoch unumgänglicher Schritt“, teile der Geschäftsführer mit.

Er als auch die für die Forschung zuständige Geschäftsführerin Julie Ducharme sähen in Cambridge, wohin bis Ende 2018 die Forschung und Entwicklung verlagert werden soll, aufgrund der Nähe zu Hochschulen und vielen Biotech-Firmen bessere Chancen als hierzulande. In England wolle Mundipharma nach Unternehmensangaben zudem die Produktion an Auftragsunternehmen vergeben. 

Mundipharma: Betriebsrat prüft Möglichkeiten

Wenngleich die Entscheidung wohl unwiderruflich ist, will der Betriebsrat die Möglichkeiten des Betriebsverfassungsgesetzes nutzen. Laut FAZ wollen die Betriebsräte dazu auch „externe Unterstützung“ hinzuziehen. Dabei stelle sich die Arbeitnehmervertretung auf monatelange Verhandlungen ein. „Wir werden prüfen, ob die wirtschaftlichen Voraussetzungen für einen solch drastischen Schritt, wie ihn die Geschäftsführung vorsieht, überhaupt gegeben sind“, sagte die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Christiane Mandl.

Nach einem Bericht von Hessenschau.de rät die Agentur für Arbeit in Limburg den Betroffenen, „sofort strategisch zu überlegen, ob man nicht gleicht tätig werden möchte“. Später drängten alle gleichzeitig mit sehr ähnlichen Qualifikationen auf den Arbeitsmarkt, so ein Sprecher der Arbeitsagentur.

Unklar ist auch, was mit dem charakteristischen und unter Denkmalschutz stehenden Mundipharma-Gebäude passiert. „Das jetzige Gebäude ist viel zu groß für die geplanten 165 Mitarbeiter, die ja Außendienstmitarbeiter und damit viel unterwegs sind“, erklärte ein Mundipharma-Sprecher. Deswegen werde die Suche nach einem neuen Standort außerhalb des Gebäudes aufgenommen. Ob dieser in Limburg oder überhaupt in Hessen sein wird, sei derzeit offen. Sicher werde dieser Standort aber in Deutschland sein. „Gerade im Hinblick auf Markteinführungen haben wir kein Interesse daran, Deutschland zu verlassen“, erklärte der Sprecher. 



ts / DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

mission accomplished

von Ratatosk am 25.03.2017 um 9:05 Uhr

Seit Blüm arbeiteten alle Gesundheistminister gegen Pharma, ist ja böse gaga, Nur was billig, egal wie - siehe manche indischen Firmen zur Zeit ! , was Kickbacks an die GKV bringt ist gefragt. Qualität und Versorgungssicherheit haben keinerlei Bedeutung, Wertschöpfung im Inland auch nicht mehr - siehe eine Schäuble, der die Mwst Milliarden lieber in den Niederlanden sieht. - Armes Deutschland.
Und Schulz ?! - ne klar ich vergaß daß Mundipharm keine Bäckerei ist , da zählt es nicht.

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