Gröhe, Steffens und Overwiening zum Rx-Versandverbot

Die SPD im Apotheker-CDU-Grünen-Shitstorm

Münster - 18.03.2017, 15:40 Uhr

SPD im Kreuzfeuer: Auf dem westfälisch-lippischen Apothekertag attackierten Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens und Kammerpräsisentin Gabriele Regina Overwiening die SPD-Bundestagsfraktion und das BMWI heftig für ihren Widerstand gegen das Rx-Versandverbot. (Foto: dpa)

SPD im Kreuzfeuer: Auf dem westfälisch-lippischen Apothekertag attackierten Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens und Kammerpräsisentin Gabriele Regina Overwiening die SPD-Bundestagsfraktion und das BMWI heftig für ihren Widerstand gegen das Rx-Versandverbot. (Foto: dpa)


Gröhe ist sauer auf SPD

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) stimmte seiner Vorrednerin bedingungslos zu. Schon nach einem seiner ersten Sätze hatte Gröhe die mit Apothekern gefüllte Halle kurz vor Standing Ovations. Gröhe sagte: „Sie Apotheker sind für viele Menschen der erste Ansprechpartner im Gesundheitswesen. Was sich bewährt hat, müssen wir erhalten. Die Apothekenpflicht für Arzneimittel, das Fremd- und Mehrbesitzverbot und viele andere Regelungen sind wichtige Eckpfeiler einer guten Versorgung. Wir brauchen mehr Wertschätzung von Beratung und nicht mehr Relativierung von Beratung.“

Gröhe erklärte weiterhin, dass er sich auch als Jurist sehr über das EuGH-Urteil geärgert habe. „Leider müssen wir uns nach diesem Urteil grundsätzlich damit auseinandersetzen, welche Rolle sich der EuGH in der Gesundheitsversorgung anmaßt.“ Das Urteil lasse schlichtweg kein milderes Mittel als das Rx-Versandverbot mehr zu. Erneut beschuldigte er auch die EU-Versender dafür, einen „Kompromiss“ aufgekündigt zu haben. Konkret bemängelt der Minister, dass es eine Übereinkunft darüber gegeben habe, dass der Rx-Versand zwar erlaubt sein könne, die Preisbindung aber gleichzeitig erhalten bleibe. „Sie haben das aufgekündigt“, sagte Gröhe in Richtung DocMorris. Und weiter: „Deswegen müssen wir das Verbot zum Schutz der Apothekenlandschaft jetzt durchsetzen.“

„Apothekenminister“ ist für Gröhe keine Beschimpfung

Schließlich attackierte auch der CDU-Minister die SPD aufs Schärfste. „Ich bin schon sehr überrascht, dass unser Koalitionspartner, der sich sonst für Solidarität einsetzt, jetzt die Marktradikalität einfordert.“ Für diesen Satz erntete der Gesundheitsminister erneut heftigen Beifall der Apotheker. Wenig beeindruckt zeigte sich Gröhe von der persönlichen Kritik an ihm. In Medienberichten und von seinen politischen Gegnern sei er als „Apothekenminister“ bezeichnet worden. Gröhe dazu: „Ich empfinde das nicht als Beschimpfung.“ Erneut bebender Beifall. Weil die Erhaltung der Apothekenstruktur aber in erster Linie den Versicherten zu Gute komme, sehe er sich in erster Linie als „Versichertenminister“.

Letztlich ging Gröhe auch seine Kollegin Brigitte Zypries (SPD) aus dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) an. „Ich würde mir wünschen, dass das BMWi bei der Rettung von 150.000 Beschäftigten in Apotheken die gleiche Leidenschaft hinlegte, wie bei der Rettung von circa 16.000 Tengelmann-Mitarbeitern.“ Zur Erklärung: Der ehemalige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte seine Ministererlaubnis benutzt, um einer Fusion der Supermarktriesen Edeka und Kaisers/Tengelmann zu genehmigen. Eine seiner Auflagen: Die Tengelmann-Jobs müssten alle erhalten bleiben.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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10 Kommentare

Rx-Versandverbot

von L. Sievers am 21.03.2017 um 15:06 Uhr

In vielen Orten gibt es keinen Arzt, keine Apotheke, keinen Laden..........
Krankenhäuser, Bahnstrecken, Polizeistationen und Einzelhändler werden geschlossen. Schlecker, RWE und Karstadt sind Pleite. Einen Kaiser haben wir auch nicht mehr (schade).
Flix Fernbusse, eBay und Doc Moris sind da.
Amazon steht in den Startlöchern.

WARUM SOLLEN IM RUDEL AUFTRETENDE INNENSTADTAPOTHEKEN EINEN BESTANDSSCHUTZ ERHALTEN?

Wenn die Leistungen und Preise gut wären gäbe es keine Versandapotheken. Mit schechter Leistung und hohen Preisen haben sich schon viele Monopolisten aus dem Markt verabschiedet.

Da Apotheken fast nur noch Fertigarzneien über den Ladentisch schieben ist das System überholungsbedürftig.
Für Deutsche Apotheken first gibt es halt Lobbyismus, CSU und die AFD.

Der Kohleausstieg von der SPD, und der Atomausstieg von der CDU haben uns schon genug gekostet.

Nur die Patienten und die arbeitslosen Schleckerfrauen haben draufgelegt

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Herr Mann und seine SPD

von Heiko Barz am 21.03.2017 um 12:36 Uhr

Den Arzneimittelpreis-Tsunami, den der Herr Mann hier beschreibt, hat er wohl nicht ganz zu Ende gedacht.
Abgesehen von der sehr oberflächlichen Interpretation der Arzneimittelpreise, -wieder das übliche und wider besseren Wissens immer gern und populistisch ausgewerteten Missverständnis der Preisgestaltung - zwischen OTC - und RX - Präparaten, ist hier ein Mehr an persönlicher Unwissenheit im Bereich der Faktenlage unübersehbar.
Er bemängelt, dass die Vielzahl ( ?? ) der Präsenzapotheken die Preisentwicklung zu verantworten hat.
Der Abbau dieser Basis Apotheken ist allerdings nur die erste kleine Welle des Tsunamis, die er, Herr Mann, dank seiner gelobten SPD, gerne konstatieren würde.
Wenn er aber glaubt, dass dann die Versender ihm das Heil bringen, so wird das nur die zweite größere Tsunami Welle sein, die durch ihre Wucht ihn dann schon einmal zweifeln lässt, ob das mit einer patientenfreundlichen Beratungslieferung noch vereinbar ist.
Wenn aber auch die Versender durch globalkapitalistische Systeme als dritte und dann unberechenbare Tsunami Welle zerschmettert werden, ist selbst "Holland" sprich DOMO In Not.
Diese Tsunami Konsequenz:
Arznei und Beratungsinstitution weltweit durch Amazon, Zalando und Co.
Was ein Tsunami hinterlässt, wissen wir seit 2004.
Schrecken, Chaos und unermessliches Leid.
Das, Herr Mann, zu Ihrer Lobarie auf die überaus umsichtige SPD!


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Ach liebe Leute

von Michael Mann am 20.03.2017 um 9:05 Uhr

dass Ihr das nicht erkennt... es geht bei dem Streit nur um eines, nämlich ums GELD! Für die niedergelassenen teuren Apotheken sind die Versender schon immer ein Dorn im Auge, bieten sie OTC-Rabatte über 30%. Diese Rabatte im OTC-Bereich sind durch verschreibungspflichtige Medikamente quersubventioniert. Ein Verbot nimmt den Versandapotheken diese Quersubventionierung, bewirkt also eine Preissteigerung für uns ALLE. Ihr könnt dann mal beobachten, welche Lobby-Verbände dafür, und welche dagegen sind. Kleiner Tipp: die die unser Patienten-Geld durch überteuerte Medikamente in Präsenzapotheken kassieren wollen, sind für das Rx-Versandverbot... Institutionen der Solidargemeinschaft (KK) und Förderer des freien Wettbewerbes klar dagegen. Daher: danke SPD, dass wir alle dadurch ein wenig Geld sparen! PS: also ich brauche in der Innenstadt keine 4 Apotheken direkt nebeneinander, dass da zuviel abkassiert wird liegt doch auf der Hand.

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AW: Mannomann

von G. Wagner am 20.03.2017 um 18:52 Uhr

Ach lieber Herr Mann,
warum glauben Sie, dass auch nur ein Arzneimittel weniger abgegeben wird, wenn es statt der von Ihnen genannten und im Service- bzw. - bei Nicht-Rx-Arzneimitteln - im Preiswettbewerb miteinander stehenden vier Apotheken nur noch eine in Ihrem Viertel gibt? Und warum meinen Sie, dass dann die Arznemittelpreise sinken? Ich vermute bei OTC-Arzneimitteln eher das Gegenteil und bei Rx gelten für öffentliche (Versand)Apotheken in Deutschland einheitliche Preise (auf die im Übrigen Apotheken keinen Einfluss haben).

AW: Ach liebe Leute denkt doch nur mal weiter ...

von Christian Timme am 20.03.2017 um 22:47 Uhr

Lassen wir doch mal die Apotheken einen Moment außen vor. Denken wir zurück an die "Tante Emma Läden", Bäcker, Metzger, Schuster, Gaststätten, Herrenausstatter usw. Und jetzt fahren wir mal aufs Land und was machen wir hier ?, wir suchen und finden nichts mehr. Wem hier nichts auffällt, der hat keine Augen im Kopf und nicht nur das. Wir erleben wie die ehemalige Vielfalt der "Konzentration" auf Großmärkte gewichen ist. In der "Schlange" s t e h e n und den Einkaufswagen im "Schneckentempo" zur Kassiererin schieben, was für ein "Einkaufserlebnis". Dann darf man noch im Stau stehen und schon ist der Samstag rum. Wer das als n o r m a l empfindet der hat wohl auch bereits im Kopf etwas, ganz wesentliches, verloren, was könnte das wohl sein ? ... Früher nannte man das "ERINNERUNG". Nicht alles NEUE ist auch gleichzeitig BESSER, sonder nur ANDERS. Noch darf gedacht werden ... ich hätte da mal eine Frage ... keiner mehr da ... die "Digitalisierung" wird es richten ...

SPD

von Ingo Klein am 18.03.2017 um 22:11 Uhr

Liebe SPD. Wenn das Kind in Eurem Brunnen ertrunken ist, so dürft Ihr Euch diesen Schuh anziehen. Denn es steigt kein Engel herab und holt die gute alte Zeit zurück. Nur der Patient weint dann am Grab. Noch ist es nicht zu Spät!!!

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Frau Steffens ...

von gabriela aures am 18.03.2017 um 20:53 Uhr

...möchte mal bitte ihre Parteigenossin und Arzneimittelexpertin der Partei KS-A an die Hand nehmen und 1. ihr den Unterschied zwischen OTC und RX erklären.
Weil: als "Beweis" für die Wichtigkeit des RX-Versandes verweist KS-A auf ihrer (privaten ?) Facebookseite auf den Bericht von Marktcheck im SWR von dieser Woche und sieht die Relevanz, evtl. sogar die Überlegenheit des Versandes eindrucksvoll bestätigt und bewiesen.
Dumm nur, daß es dabei nur um den Einkauf von OTC ging.
Und ein Besuch in ca. 10 von 20.000 Apotheken ist auch aussagekräftig (wobei ich die fehlende Beratung vor Ort nicht entschuldigen möchte, das muß besser gehen !)
2. mal den GrünInnen klar machen, daß sich ausländische Versandapotheker unter Umständen und ganz vielleicht nicht so ganz an den grün bejubelten Jahrhundertvorschlag der SPD zur Bonusbeschränkung (die maximal "erlaubte" Höhe ist völlig egal) halten werden.

3. ihre Expertinkollegin KS-A fragen, wie sie zu folgender Überlegung kommt :
Der Patient kommt in die Präsenzapotheke und dann soll der Päsenzapotheker überlegen, wie das Medikament per Versand zum Patienten kommen könnte.
Aber da war Frau KS-A ja auch (mal wieder ?) von BVDVA eingeladen...
https://m.youtube.com/watch?v=aGM1dw8JV0c
Ab Minute 1:25 wird's echt skuril .

Vor-Ort-Apotheken sind doch keine Möbelaustellungen mit Attrappen .

Selbst wenn Frau Steffens die Vor-Ort-Apotheken schützen möchte, was ich ihr jetzt einfach mal glaube, dann ist das eine einzige Fürsprecherin und somit eine einsame Ruferin in der Wüste.

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AW: Frau Steffens

von Heiko Barz am 19.03.2017 um 17:29 Uhr

Frau Steffens ist das gesundheitspolitische Feigenblatt der NRW Regierung.
Frau Kraft hat heute beim Sonderparteitag zur Intronisierug des Messias Martin ihre absolute Loyalität bekundet. Auch wenn sie so tut, als würde Frau Steffens Meinung auch die Ihre sein, und das ist reine Wahltaktik zur NRW Wahll, so wird sie, wie Frau Rundt in Niedersachsen, letztlich auch nur Kreide fressen und dann zur BTWahl im Herbst doch die Gesundheitsdiktate von Lauterbach befolgen.
Wir brauchen momentan den SPDLeuten keine Argumente, Beweise, Unterschriftsammlungen etc anbieten. Diese Jünger des Heiligen Martin erreicht nichts mehr, nur noch die unberechenbaren scheinheiligen Glücksgefühle für ihren fast schon fast gekürten Bundeskanzler.
Der sich für das "hart arbeitende Teilvolk" so massiv für ' Gerechtigkeit' einsetzende SPD Kasper, (ich denke dabei an seinen hart arbeitenden Bäcker), hat wohl vergessen, dass seine Vorgänger auch schon Einiges versucht haben, soziale Gerechtigkeit zu erreichen;
Haben die eigentlich alle geschlafen?
Lassen die sich diese impertinente Abwertung so locker gefallen?
Gabriel jedenfalls machte heute nicht unbedingt einen glücklichen Eindruck.
Wer will uns glauben machen, dass dieser Gabriel wirklich freiwillig das Feld geräumt hat?

Geister kommen ... und gehen ... auch in 2017.

von Christian Timme am 18.03.2017 um 20:18 Uhr

Es ist uns schon so einiges abhanden gekommen, warum nicht auch die SPD und der Versandhandel mit Rx. Kann der allseits gepriesene Zeitgeist auch eine Grippewelle eindämmen und Nacht- und Notdienste erbringen?.

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Fussball

von Erik Modrack am 18.03.2017 um 19:13 Uhr

um bei der Fussball-Metapher zu bleiben:
Jetzt muss man dafür sorgen, dass die NL wieder nach den allgemein gültigen Regeln spielen und die Lösung ist nicht aus Fairnessgründen das Handspiel für alle zu erlauben.

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