Versandapotheken im TV-Test

„Wer keine Beratung braucht, kann richtig Geld sparen"

Stuttgart - 15.03.2017, 15:15 Uhr

Das Team der SWR-Sendung Marktcheck hat Versandapotheken getestet. (Foto: dpa)

Das Team der SWR-Sendung Marktcheck hat Versandapotheken getestet. (Foto: dpa)


Wie lief die Beratung?

Wie schlugen sich die Apotheken? Bei den Vor-Ort-Apotheken haben bei beiden Szenarien jeweils zwei von fünf gut beraten und nach Einnahme anderer Arzneimittel gefragt bzw. die Abgabe des Nasensprays verweigert. Bei dreien wurden die Präparate aber jeweils ohne Nachfrage abgegeben. Auch bei den Versendern waren die Unterschiede groß. Bei Medikamente-per-Klick wurde zwar sofort ein bestimmtes Johanniskraut-Präparat empfohlen. Einen Hinweis auf mögliche Wechselwirkungen gab es aber erst auf Nachfrage – und der war dann auch noch falsch. Denn bei der Kombination mit „Cholesterinsenkern“ kann es – je nach Statin – durchaus Probleme geben. An der Hotline werde jedoch erklärt, das vertrage sich gut, berichtete Marktcheck. „Glatt durchgefallen" lautete daher das Urteil. 

Zur Erkältungs-Kombi, bei der sich die Arzneimittel in ihrer blutdruckerhöhenden Wirkung verstärken, gibt es auf der Seite der Shop-Apotheke ein Video. Dort wird auf Risiken hingewiesen, die durch Wechselwirkungen entstehen. Auf den anderen Internetseiten fanden die Tester keinen Warnhinweis. Sanicare und DocMorris legten aber immerhin dem Paket ein Info-Blatt bei. Auf dem wurde vor einem möglichen Blutdruckanstieg gewarnt. 

Zwei Tage bis zur Lieferung

Die beiden letzten Kriterien – Bestellung und Geschwindigkeit – konnten natürlich nur an Versandapotheken angewendet werden. Bei Letzterem gab es keine Unterschiede: Alle Bestellungen waren innerhalb von zwei Tagen da, erklärt Marktcheck. Wie lange es dauert, wenn vorab erst noch ein Rezept verwendet werden muss, wurde allerdings offensichtlich nicht getestet.

Das Fazit zur Bestellung fällt relativ knapp aus: „Der Bestellvorgang ist überall unkompliziert.“ Dann folgt jedoch der Hinweis, dass es durchaus Unterschiede gibt, ab welchem Bestellwert die Versandkosten wegfallen. Bei Medikamente-per-Klick sei das ab 10 Euro der Fall, bei Shop-Apotheke, DocMorris und Sanicare ab 20 Euro. Aponeo verschicke erst ab 29 Euro versandkostenfrei. Es sei denn, es befinden sich Rx-Präparate in der Bestellung, dann verlange niemand Versandkosten. Zudem geben DocMorris und die Shop-Apotheke einen Bonus von etwa zwei Euro pro bestelltem rezeptpflichtigem Arzneimittel, hieß es.

Ob die eingangs gestellte Frage „Ist die Online-Apotheke besser als die vor Ort?“ damit  jetzt vollumfänglich beantwortet ist? Das muss wohl jeder selbst entscheiden, aber immerhin weiß man jetzt, bei welcher Versandapotheke man Geld und Beratung sparen kann. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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3 Kommentare

Versandapotheken

von Rolf-Dieter Haspel am 16.03.2017 um 8:27 Uhr

Es lässt sich nicht leugnen, Versandapotheken werden weiter wachsen und Verbraucher werden weiterhin Beratungsdiebstahl in den angestammten Apotheken vornehmen. Gleichwohl ist die einzige Chance der öffentlichen Apotheken, die Beratungskompetenz zu stärken, die bislang immer noch zu wünschen übrig lässt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Eigentlich ....

von gabriela aures am 15.03.2017 um 16:29 Uhr

...fehlt nur noch der Ratschlag :
Gehen Sie in die Vort-Ort-Apotheke zur Beratung und bestellen dann günstig im Internet.
Mal sehen, wann der Vorschlag kommt :-(

Schade, daß wieder mal einige KollegInnen nicht beraten, aber hier einen Trend für den gesamten Berufsstand zu sehen (was ja medial gerne so gemacht wird), finde ich ebenso falsch.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Eigentlich...

von Bernd Jas am 16.03.2017 um 7:58 Uhr

... sollte man es umgekehrt mache wie Mathias Tretter:

"Viele Leute gehen in die Geschäfte,
lassen sich dort beraten, laufen nach Hause
und bestellen´s billiger im Internet.

So genanntes: Showrooming!

Ich mach´s umgekehrt.
Ich such mir die Sachen im Internet raus,
gehe in den Buchladen und kaufe sie dort.

Ich nenne es: Amazonfucking!"

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