Lieferengpässe und Apothekenmarkt

Was planen AOK-Chef Hermann und Karl Lauterbach?

Berlin - 07.03.2017, 10:15 Uhr

Gemeinsame Sache? Christopher Hermann, Chef der AOK-Baden-Württemberg, und SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach sind beide für mehr Preiswettbewerb im Apothekenmarkt. Wie äußern sich die beiden am morgigen Mittwoch in Berlin zu diesem Thema? (Foto: AOK BaWü)

Gemeinsame Sache? Christopher Hermann, Chef der AOK-Baden-Württemberg, und SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach sind beide für mehr Preiswettbewerb im Apothekenmarkt. Wie äußern sich die beiden am morgigen Mittwoch in Berlin zu diesem Thema? (Foto: AOK BaWü)


Lauterbach, Glaeske, Wasem, Hermann kennen sich aus alten Zeiten

Mit Spannung wird beispielsweise erwartet, wie sich Lauterbach zu dem Vorschlag seiner SPD-Fraktionskollegen Sabine Dittmar und Edgar Franke positioniert. Beide hatten vorgeschlagen, den Rx-Versand zu erhalten, aber Zuwendungen bis zu einer Bagatellgrenze von einem Euro für alle zu erlauben und das Apothekenhonorar zu reformieren. Selbst in der SPD ist dem Vernehmen nach nicht bekannt, ob Lauterbach diesen Vorschlag unterstützt oder nicht.

Lauterbachs Ruhepause zu diesem Thema könnte aber am morgigen Mittwoch enden. Denn dann ist in Berlin eine Pressekonferenz der AOK Baden-Württemberg angesetzt, bei der Hermann und unter anderem Lauterbach über die Arzneimittelversorgung sprechen wollen. Laut einem AOK-Sprecher geht es offiziell um die Themen Arzneimittelsicherheit, Lieferengpässe und Zustand der Versorgungssituation. Daher seien auch Rudolf Bernard (Präsident des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker, ADKA) und Wolf-Dieter Ludwig (Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, AkdÄ) geladen. Allerdings ist es durchaus denkbar, dass es bei dem Treffen auch um die Apothekenstruktur geht.

Dass Lauterbach und Hermann in dieser Angelegenheit einer Meinung sind, überrascht nicht. Beide kennen sich gut: AOK-Chef Hermann gilt als SPD-nah und wird insbesondere von der SPD-Bundestagsfraktion immer wieder als Einzelsachverständiger zu Fachanhörungen in den Bundestag eingeladen.

Schon 2002 hatten die beiden eine enge Bindung: Damals legte eine Gruppe SPD-naher Gesundheitswissenschaftler in einem gemeinsamen Positionspapier Eckpunkte für eine Gesundheitsreform vor, als Vorschlag für das damalige SPD-Wahlprogramm. Zu dieser 24-köpfigen Gruppe gehörten einige Namen, die den Apothekern bekannt vorkommen dürften: Gerd Glaeske von der Uni Bremen, Lauterbach von der Uni Köln, Christopher Hermann sowie Jürgen Wasem von der Uni Greifswald.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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11 Kommentare

Eine Republik und seine "ungesunden Alphatiere"

von Christian Timme am 08.03.2017 um 6:48 Uhr

Jetzt wirds "tierisch". Wobei es jetzt schon nicht mehr um so oder so geht. Hier hat sich etwas "hochgeschaukelt", geht es hier tatsächlich noch um einen sinnvollen Kompromiss ?. Spielen hier die Hauptpersonen, die Einzahler und Patienten, überhaupt noch eine Rolle?. Wer entmündigt hier eigentlich wen und wann mit was und das in beliebiger Reihenfolge, in beliebigen Dosierungen. Sind wir den jetzt schon ALLE unter die "Bekloppten" abgewandert. Merkt hier eigentlich noch irgendwer was hier abläuft. Verdammt noch mal, Frau Merkel sind Sie in diesem Saftladen überhaupt noch für etwas zuständig? Es widerstrebt mir Sie auch noch um Hilfe bitten zu müssen aber jetzt sollten Sie mal Flagge zeigen und einmal mit einer unpolitischen und bürgernahen Begründung Ihre Entscheidung untermauern. Sie können das, zeigen Sie sich. Sie sind am Zug, meine Dame ...

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AW: Eine Republik und seine "ungesunden

von Karl Friedrich Müller am 08.03.2017 um 11:48 Uhr

Sie bringen es auf den Punkt. Der Versicherte zählt nichts mehr. Er kann froh sein, überhaupt Leistungen zu erhalten. Das "Gemeinwohl" gilt nicht für KK und Staat. Sie verschachern das Gesundheitswesen an Konzerne, die mit den Beiträgen der Versicherten gefüttert werden. Dem Kranken bleibt das Nachsehen. Und den Leistungsanbietern natürlich, sofern sie keine Konzerne sind. Und, nicht zu vergessen, die vielen ausgebeuteten Mitarbeitern im Gesundheitswesen.
Die Beiträge der Versicherten werden zweckentfremdet den Konzernen und Aktionären zugeschoben. Das ist Veruntreuung!
Das Geld muss !! allein für den Versicherten aufgewendet werden.
Es ist unglaublich, wie das gut funktionierende Gesundheitswesen wissentlich zerstört wird. Immer, wenn Konzerne die Macht gewinnen, ist der Bürger der Verlierer. Er bezahlt immer mehr, die Leistungen werden immer schlechter, die Infrastruktur verrottet, weil nichts investiert wird. Dafür gibt es genug Beispiele. die Autobahnen sind das nächste Opfer.
Zu Herrn Hermann ist zu sagen, dass er offensichtlich nie die Verträge liest, die er unterschreibt. Das zeigte schonn das Desaster mit den Omeprazol Rabattverträgen, die schließlich darin endeten, dass die Verträge geändert werden mussten. Hermann konnte ja nicht zugeben, einen Fehler gemacht zu haben. Lieber wurden fasst alle Apotheken per Brief bedroht.

Ko alition Hermann/Lauterbach/Glaeske

von Alexander Zeitler am 07.03.2017 um 19:46 Uhr

Ich habe in der Vergagenheit den Dr. Hermann immer wieder mal gelobt. z.b. wg. der ReImportquote.
Nur in der oben genannten Gruppierung bekommt man einfach nur noch Angst. Da potenziert sich die Unkenntnis um die Präsenz-Apotheke.

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Ist es denn so schwer zu verstehen:

von Beobachter am 07.03.2017 um 14:39 Uhr

Es ist nach der deutschen Apothekebetriebsordnung VERBOTEN Boni zu gewähren- Punkt!
Der EuGH hat diese Tatsache NICHT berücksichtigt. Hier ging es im Wesentlichen um den Warenverkehr. Wieso nehmen die Krankenkassen diesen Rechtsbruch und die Nichterfüllung der vertraglichen Vereinbarungen hin? Was haben sie davon, wenn der Patient Geld bekommt, das ihm im Übrigen gar nicht zusteht (2. Rechtsverletzung!)
Wieso mischt sich die GKV überhaupt ein? Sie haben doch gar nichts davon, ob nun Boni oder nicht und wie viel...

Liebe Politiker, wieso lassen Sie es zu, dass dieser Markt durch ausländische Kapitalgesellschaften beschädigt wird? Bei Opel reden wir von 20.000 Mitarbeitern – wissen Sie wie viel hier betroffen sind? Nicht nur die, die in der Apotheke arbeiten, sondern Softwarehersteller, Großhändler, Kurierdienste, Einrichter, Beratungsunternehmen, Dienstleister, Zulieferer, ...
Merken Sie nicht, wie DoMo und Co. taktieren? Die sagen es doch auch ganz offen: In den nächsten Jahren KEINE Gewinne einfahren und den Markt erst einmal „säubern“. Und dann als global Player auftreten. Auch die Königsfamilie will irgendwann Rendite haben.

Und diese 1 Euro Debatte ist lächerlich. Was glauben Sie, was DoMo damit macht? Genau: Weitermachen, und was machen Sie dann? Und eine Frage dazu: Wieso soll der Apotheker einem Kunden von seinem HONORAR etwas abgeben? Tun Sie das auch? Und wieso nur 1 Euro?
Nein, nein, dieser Vorschlag ist mehr als nur dämlich? Sehr unbeholfen und ahnungslos!

Wenn Sie dem Patienten etwas Gutes tun wollen, dann verzichten Sie doch auf die Zuzahlungen. Bei den Ärzten (Praxisgebühr) hat es doch auch funktioniert. Das Geld kann sich die GKV aus einem Zusammenschluss aller GKV‘n wieder zurückholen. Was glauben Sie, wie viel Synergien hier frei werden, wenn diese aufgeblasenen Verwaltungsapparate eingedampft werden. Abgesehen von den Vorstandsgehältern.

Ich wiederhole mich: Liebe Politiker, GKV, … sie wollen Liberalisierung und Marktwirtschaft. Ok, dann aber richtig: Keine Festpreise mehr, sondern freie Preiskalulation. Kein Rabattvertrag mehr. Der Apotheker entscheidet, was abgeben wird. Kein Retax. Freie verhandelbare Einkaufkonditionen. UND: Freie Wahl der Krankenversicherung aus dem gesamten europäischen Raum! Hier könnte auch mal ein bischen mehr Bewegung ins Spiel kommen.
→ Wollen Sie das?

Ach ja: Buchpreisbindung, Anwaltsgebührenordnung, Arzthonorar, … hier könnte man auch mal europäisch dran gehen.

Dieses ewig gestrige Denken mancher Politiker tut schon weh. Glauben Sie wirklich noch daran, dass der Apotheker ein reicher, gieriger alter Sack ist, der nicht weiß welche Yacht er als nächstes kauft?
Was soll ich von solchen Leuten halten, die so wenig Ahnung von der Gegenwart und schon gar keine von der Zukunft haben?

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AW: Punkt?

von Holger Hennig am 08.03.2017 um 8:28 Uhr

Mich würde nur mal interessieren, wo in der ApBetrO Sie denn das Rabattverbot niedergelegt sehen? Wenn Sie den "Punkt" darlegen, lese ich auch den Rest Ihres Kommentars ...

AW: Ist es denn so schwer zu verstehen

von Beobachter am 08.03.2017 um 9:51 Uhr

Es muss natürlich nicht Apothekenbetriebsordnung heißen, sondern Arzneimittelpreisverordnung. Ich bitte dies vielmals zu entschuldigen. Die Tatsache bleibt aber trotzdem.

AOK und Selektion

von Reinhard Rodiger am 07.03.2017 um 14:34 Uhr

Auch die AOK müsste wissen,dass die Monopolkommission bestätigt hat,dass der Versand zur Minderung der Apothekenzahl beiträgt. Grund ist die gleiche Logik, die zu den Lieferengpässen führt.Ich entziehe einer Seite solide Finanzierung und betrachte das Strampeln, das dann als Wettbewerb definiert wird.Das ist einfach zynisch.Genauso zynisch wie die SPD, die nur mit Lügen gegenüber dem Parlament die KK-Missbrauchsmacht so gestärkt bzw die Leistungserbringer geschwächt hat.
Auf der gleichen Linie liegt eine Vorteilsgewährung, die sich nur eine Seite leisten kann. Das ist Selektion nicht Wettbewerb.

Wer Wettbewerb als Reaktion auf einseitigen und willkürlichen Finanzmittelentzug sieht, übersieht die deletären Wirkungen bewusst.Er schadet der Gesellschaft.

Es ist die Vernichtungsvision, die hier treibt.Alle ausser der AOK sind primär böse und Gewinn haben sie deshalb nicht verdient. Und sie ziehen sich ja auch schon zurück.Bald werden Basissubstanzen nur noch in China/Indien hergestellt.
Wann kommen die auf das gleiche Denken wie die AOK.Nur anders herum.

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Kranke Kassen und Politiker

von Alex Meier am 07.03.2017 um 12:09 Uhr

Ich möchte die SPD- und Grünenpolitiker fragen, welche Gemeinwohlpflicht-Aufgaben die Versandapotheken anbieten. Ich werde täglich mit Rezepturen, die die andere Apotheken ablehnen bombardiert. Eine meine teuer bezahlte PTA´s ist jeden Tag mit schwachsinnige Dokumentationen und Bürokratie im Labor und Rezeptur beschäftigt. Ich bin verpflichtet alle 3 Wochen 36 Stunden in meiner Apotheke zu verbringen, damit wenn jemand evtl. etwas wichtiges oder unwichtiges braucht zu bedienen. Ich muss für jeden schwachsinn eine Arbeitsanweisung schreiben und alles was ich tue dokumentieren. Ich muss viel Kraft und Energie und Zeit aufwenden um überhaupt geeigneietes Personal zu finden, um alle Reglementierungen zu erfüllen.Ich muss einige Stunden mit unfaire Retaxationen und Schikanen der Kasse beschäftigen. Wem kann ich ein Pharmaziestudium oder PTA-Ausbildung ehrlich empfehlen?
Unser ABDA schläft und wir dürfen alles ausbaden.
Ich habe einfach keine Lust mehr.

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Das Zeitalter der Lügen

von Karl Friedrich Müller am 07.03.2017 um 11:44 Uhr

Wir sind endgültig im Zeitalter angekommen, in dem jede öffentliche Äußerung eine Lüge darstellt.
Es geht nur noch um Beeinflussung von der Öffentlichkeit, naiven Politikern usw. Dazu ist jedes Mittel recht.
Wahrheit, Ehrlichkeit, Geradlinigkeit. Alles Fremdworte für viele Politiker, Medien, Kassen und Konzernbosse.
Es ist ekelhaft.
Der Bürger soll damit zurecht kommen, wenn ihm die Existenzberechtigung abgesprochen und genommen wird.

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ideologische Scheuklappen

von Karl Friedrich Müller am 07.03.2017 um 11:07 Uhr

Ich frage mich immer, wie solche Leute sich "Manager" schimpfen können und dürfen, wo sie doch von Wirtschaft und wirtschaftlichen Zusammenhängen so gar keine Ahnung haben.
Nach dem Motto: Das Geld kommt vom Bankkonto,
Bei Bossen der KK vielleicht, ohne Befähigungsnachweis...

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Hermann?

von Rolf Lachenmaier am 07.03.2017 um 10:42 Uhr

Hermann ... da war doch was. War das nicht der glorreiche Erfinder der Impfstoffausschreibungen?! Dafür sollten wir ihm einfach mal DANKE sagen. DANKE, Herr Hermann! Sie haben es geschafft den Impf-Karren Deutschlands innerhalb weniger Jahre mit Ihrem Vertragsgeschachere gegen die Wand zu fahren. "Impfmüdigkeit" - was ist das schon. Wenn sowieso kein Impfstoff zur Verfügung steht, muss auch keiner aufwachen.
Die Regierung korrigiert nun (4 Jahre zu spät!!) diese Fehlentwicklung. Den Hrn. Hermann juckts vielleicht, wer weiß das schon - egal. Die nächste Fehleinschätzung steht schon vor der Tür...

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