Behandlung von Stoffwechselkrankheiten

Braunes Körperfett als lohnende Zielstruktur bei Übergewicht?

Remagen - 07.03.2017, 09:00 Uhr

Säuglinge brauchen braunes Fettgewebe für ihre Wärmeregulation. (Foto: Veronika Denikina / stock.adobe.com)

Säuglinge brauchen braunes Fettgewebe für ihre Wärmeregulation. (Foto: Veronika Denikina / stock.adobe.com)


Manche haben mehr als andere

Durch die Analyse der PET-Scans kam überdies zutage, dass manche Personengruppen ihr braunes Fett stärker als andere aktivieren können oder sogar insgesamt mehr davon besitzen. Aus Vorläuferstudien wusste man bereits, dass Frauen häufiger aktiveres braunes Fett haben als Männer und dass schlanke und jüngere Menschen mehr Anteile davon besitzen. Bei Beleibteren wiederum reagiert das braune Fett nach den Befunden nicht so aktiv und bei älteren Personen auch nicht. Die Wissenschaftler sehen darin eine mögliche Erklärung für das Phänomen, dass manche Menschen nach einem zusätzlichen Stück Torte schon zunehmen, während süße Schlemmereien anderen nichts anhaben können. „Welche Ursache einen Menschen dazu bringt, besonders aktives braunes Fett zu besitzen, wissen wir noch nicht.“ erklärt Fromme.

Angriffspunkt für neue Arzneimittel 

Das braune Fettgewebe könnte aber auch als interessante Zielstruktur für Arzneimittel gegen Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder starkes Übergewicht herhalten. Es wäre beispielsweise vorstellbar, dass der überschüssige Blutzucker bei Diabetikern mithilfe der hohen Aktivität des braunen Fettes über ein Medikament reduziert wird. Auch könnte das braune Fett durch die Energieverbrennung bei Patienten mit Adipositas dazu genutzt werden, um überschüssige Pfunde zum Schmelzen zu bringen. 

Der Clou: Weiße in braune Fettzellen umwandeln

Einem Forscherteam unter Federführung der Universität Bonn ist es mit einem neuen Wirkstoffkandidaten bereits gelungen, aus weißen braune Fettzellen zu machen. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Nature Communications“ veröffentlicht. „In früheren Studien haben wir im Tiermodell nachgewiesen, dass der Botenstoff cyclisches Guanosinmonophosphat (cGMP) die Bräunung der weißen Fettzellen fördert“, berichtet Alexander Pfeifer, Direktor des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Bonn, der seit Jahren auf diesem Gebiet forscht (https://www.pharmakologie.uni-bonn.de/aktuelles).
Als neuen Ansatzpunkt griffen die Forscher auf einen Wirkstoffkandidaten (BAY-41-8543) zurück, der strukturell einem Mittel gegen Lungenhochdruck (Riociguat) ähnelt und den cGMP-Spiegel erhöht. Übergewichtige Mäuse, die mit dem Wirkstoff behandelt wurden, verloren binnen sechs Wochen zwölf Prozent an Gewicht. Ob die Substanz auch im Menschen unerwünschte weiße in erwünschte braune Fettzellen umwandelt, müsse aber erst noch bewiesen werden.

Gerngroß C, Schretter J, Klingenspor M, Schwaiger M, Fromme T. Active brown fat during 18FDG-PET/CT imaging defines a patient group with characteristic traits and an increased probability of brown fat redetection. J Nucl Med. 2017 Jan 19. pii: jnumed.116.183988. doi: 10.2967/jnumed.116.183988. [Epub ahead of print]



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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