Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

05.03.2017, 07:45 Uhr

Warum sich SPD-Politiker für ausländische Versender einsetzen? Mein liebes Tagebuch... (Foto: Andi Dalferth)

Warum sich SPD-Politiker für ausländische Versender einsetzen? Mein liebes Tagebuch... (Foto: Andi Dalferth)


Der digitale Wandel oder besser das, was sie darunter verstehen (Päckchen packen z. B.), ist für Gesundheitspolitiker und Kassenbosse das Goldene Kalb, um das sie Hand in Hand mit ausländischen Versandapotheken tanzen. Dass sie bei ihren euphorischen Freudentänzen unsere kleinen Apotheken zertrampeln, merken sie nicht. Arzneiversandhandel ist unverzichtbar, sagt digitaltrunken der BKK-Chef. Heißt es schon bald: Lieber Amazon als Apotheke vor Ort?

27. Februar 2017

Berlin ist abgehoben, weit weg von der Basis. Mein liebes Tagebuch, damit meine ich mal nicht unsere Berufsvertreter, sondern die SPD. Die Gesundheitspolitiker der SPD auf Bundesebene mauern, bewegen sich nicht. Sie wollen den Rx-Versand erhalten und kommen stattdessen mit weltfremden Vorschlägen wie temporäre Boni-Begrenzung um die Ecke. Eine andere SPD trifft man dagegen in den Ländern: Wo man auch hinschaut, bekennen sich hier die SPD-Politiker zu einem Rx-Versandverbot und stellen sich hinter die Apotheker. Im Land, an der Basis erkennen sie den Wert der Apotheke vor Ort und dass die flächendeckende Versorgung nicht durch Internetapotheken ersetzt werden kann. Jüngstes Beispiel ist der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke. Zuvor hatten sich auch schon die niedersächsische Gesundheitsministerin Cornelia Rundt und der gesundheitspolitische Sprecher der NRW-SPD, Michael Scheffler, pro Rx-Versandverbot ausgesprochen. Mein liebes Tagebuch, vielleicht sollten Lauterbach, Dittmar, Franke und Co. mal raus aus ihren Berliner Burgen in die Niederungen ihrer Länder gehen, um zu erfahren, was Apotheke heißt, und um zu sehen, wie Apotheke geht. 

Ewiggestrige verkämpfen sich in einem Stellungskrieg, den sie nicht gewinnen können, und die Digitalisierung ist auch im Gesundheitswesen nicht mehr aufzuhalten – meint DocMorris Chef Olaf Heinrich in einem Gespräch mit der Frankfurter Rundschau. Mein liebes Tagebuch, die Ewiggestrigen sind digital vernetzt, machen Nacht- und Notdienste, geben BtM für Schwerstkranke ab, bereiten Rezepturen für lau, beraten vor Ort und liefern alle Arzneimittel gerne am gleichen Tag auch nach Hause. So sieht’s aus! Was kann da ein Päckchenpacker besser? Und nochmal: Was ist digital am Päckchenpacken und -verschicken? Meinen die Versender etwa den Bestellvorgang, der nur zum Teil per Internet erfolgt? Nur als Merksatz für den DocMorris-Chef: Die Vor-Ort-Apotheken haben Internet, sind per Mail und viele per Homepage, Facebook und WhatsApp erreichbar. Interessant auch, wie Heinrich das Verbot des Versandhandels in 21 europäischen Ländern interpretiert: Das sei etwas ganz anderes, weil nämlich eine Reihe von Ländern den Versandhandel nicht verboten, sondern ihn nie eingeführt habe. Darauf muss man erstmal kommen. Seltsame Sicht auf die Dinge. Und weil’s so nett ist, noch ein Bonmot: Den Apothekern gehe es darum, ihren Markt mit aller Macht zu verteidigen und abzuschotten. Mein liebes Tagebuch, so sind sie, die bösen Apotheker. Aber zum Glück gibt es DocMorris, der seine Pfründe überhaupt nicht mit aller Macht verteidigt und der bei einem Rx-Marktanteil von einem Prozent doch niemand platt machen will, nein. DocMorris als Kapitalgesellschaft darf halt leider keine Apotheken in Deutschland betreiben, deswegen bleibt nur ein bisschen Versandhandel, wenn man in Deutschland dabei sein möchte, jammert Heinrich. Mein liebes Tagebuch, mir kommen die Tränen. Sag mal, wer hat DocMo eigentlich auf den Markt gerufen? 

28. Februar 2017

Dass Union und SPD beim Rx-Versandverbot keine gemeinsame Lösung finden, verspricht nichts Gutes. Jetzt wird sogar gemunkelt, dieses Thema könnte es bis in den Koalitionsausschuss schaffen, dem Spitzengremium der Regierungsparteien, besetzt u. a. mit Merkel, Seehofer und Gabriel. In diesem Elefanten-Gremium will niemand sein Gesicht verlieren und jeder will etwas aus der Sitzung mit nach Hause nehmen. Mein liebes Tagebuch, das sind die Kuhhandelssitzungen der Elefanten, bei denen es nicht immer um die beste Lösung geht: Stimme ich bei dem einen Gesetz deinem Vorschlag zu, musst du meinen Vorschlag beim andern Gesetz annehmen. Geschachere eben. Was dagegen wieder ein klein wenig Hoffnung gibt: Gröhe und Zypries, unsere neue SPD-Wirtschaftsministerin, wollen miteinander reden. Und außerdem geben die Bundestagsfraktionen selbst nicht auf und ringen um einen Kompromiss. Nächste Woche laden CDU-Nüßlein und SPD-Lauterbach Politiker und Apothekenexperten zu einem Fachgespräch ein. Die Hoffnung stirbt zuletzt. 

1. März 2017

Schluss mit Unterschriftensammeln – bis 1. März lief die ABDA-Unterschriftenaktion „Gesundheitssystem in Gefahr“ in den Apotheken. Kunden konnten sich mit ihrer Unterschrift zur Vor-Ort-Apotheke bekennen. Die Aktion war Teil der vom ABDA-Präsidenten angekündigten Initiative, nach dem EuGH-Urteil „aus allen Rohren“ schießen zu wollen. Ob die Aktion ein Knallfrosch war oder ein Donnerschlag wird sich noch zeigen, wenn die Unterschriften gezählt sind. Für Politiker beider Seiten war’s auf jeden Fall ein Kracher, der nicht begeisterte. Die Aktion habe Ängste geschürt, sei populistisch gewesen und antieuropäisch, meinte die SPD-Gesundheitspolitikerin Dittmar. Ach was, wirklich? Mein liebes Tagebuch, auf alle Fälle war’s eine Aktion, bei der man mit den Kunden ins Gespräch kommen und die Lage der Apotheke darstellen konnte. Und was wird nun aus den Unterschriften? Hoffen wir, dass die Aktion nicht endet wie die letzte große Unterschriften-Kampagne 2002, als Apotheken Unterschriften gegen den Versandhandel sammelten. Damals waren rund acht Millionen Unterschriften zusammengekommen, die die ABDA der parlamentarischen Staatssekretärin Schaich-Walch in mehreren Kisten übergab. Die Politik reagierte „not amused“, hinter den Kulissen hörte man, dass Ulla Schmidt richtig sauer gewesen sein soll und die Apotheker lange Zeit „unten durch waren“. Tja, das haben wir doch locker ausgehalten. Damals versprach die Politik vordergründig: „Rosinenpickerei werden wir nicht zulassen.“ Und was ist draus geworden?

Zum Beispiel findet der Chef des BKK-Dachverbands, Franz Knieps, den Rx-Versandhandel „unverzichtbar“. Wie das? Wo er doch selbst sagt, dass der Rx-Versand weniger als 1 Prozent des Rx-Umsatzes ausmache. Wie soll so etwas „unverzichtbar“ sein? Knieps hält auch die „Drohkulisse des Apothekensterbens“ für „absurd“. Mein liebes Tagebuch, vielleicht nimmt sich der BKK-Boss mal ein wenig Zeit zum Nachdenken. Vielleicht könnte ihm dann einfallen, dass ein ungleicher Wettbewerb zwischen ausländischen Versendern und deutschen Vor-Ort-Apotheken auf einmal immer mehr Menschen zu den Versendern abwandern lässt? Ist es für den BKKler noch so ein Rätsel, warum immer mehr kleine Geschäfte in den Städten schließen? Hat er schon mitbekommen, dass daran der Online-Handel schuld ist? Aber vermutlich will er gar nicht nachdenken. Denn das stünde seinen Zielen im Weg. Was er wirklich will: Preisvereinbarungen mit Versandapotheken. Es geht nur um Einsparungen für die Kassen. Ach ja, mein liebes Tagebuch, was Knieps auch noch sagte: Die Anforderungen an eine fachlich qualifizierte Beratung sei für alle Vertriebswege gleich hoch – „egal ob Apotheker vor Ort oder Pharmakologe an der Info-Hotline des Versandhändlers.“ Glaubt Knieps eigentlich, dass so eine Versandapotheke täglich 10.000 Kunden telefonisch kontaktiert? 

2. März 2017

Angenommen, wir bekommen ein Rx-Versandverbot: Dann hätten wir erstmal viel erreicht, nur eines nicht: Ruhe. Mein liebes Tagebuch, auch nach einem Rx-Versandverbotsgesetz werden die Diskussionen, Forderungen, Prozesse weitergehen, darauf sollten wir uns einstellen. Deutlich wurde das bei einem Besuch des CDU-Gesundheitspolitikers Tino Sorge beim Landesapothekerverband Sachsen-Anhalt. Er sprach sich zwar für das Gröhesche Gesetz aus, aber man müsse über eine Weiterentwicklung des Systems nachdenken, „um gerade in Zeiten des digitalen Wandels und in Hinblick auf die Versandthematik einen Wettbewerb mit gleichen Waffen unter solidarischer Beteiligung aller Akteure, ob Apotheker vor Ort oder ausländische Versandapotheke, zu ermöglichen.“ Man sieht, die Digitalfalle schnappt da immer wieder zu. Und irgendwie sollen alle, Vor-Ort- und ausländische Versandapotheken, „solidarisch“ beim Wettbewerb dabei sein. Wie auch immer sich der Politiker das vorstellen mag, mein liebes Tagebuch, nach solchen und ähnlichen Weiterentwicklungen rufen nicht nur er. Und der digitale Wandel, das Goldene Kalb unserer Gesundheitspolitiker, ist immer dabei. So gesehen waren unsere hinter uns liegenden Apothekenjahre ein Ausflug auf den Ponyhof.

3. März 2017

Seit über einem Vierteljahr beschäftigt das EuGH-Urteil und seine Folgen die Politik, die Apotheker, die Krankenkassen. Gestritten wird um sichere und verlässliche Arzneimittelversorgung, ja, aber es geht auch um Geld. Böse Zungen sagen, es geht nur um Geld. Aber das stimmt so nicht. Nun ja, bei den Kassen wäre ich mir da allerdings nicht so sicher. Die muten ihren Versicherten so einiges zu, nur um Geld zu sparen, von den billigsten Rabattarzneimitteln, die nicht lieferbar sind, über knisternde, auslaufende Windeln bis hin zu Zytoverträgen, die für Patienten nur Nachteile bringen. Freilich, bei uns Apothekers geht es auch ums Geld: Wir fürchten einen unfairen Preiswettbewerb mit ausländischen Versendern, den wir nicht gewinnen können, ohne unsere Strukturen zu zerstören. Bliebe nämlich der Rx-Versand unter EuGH-Bedingungen, also mit freien Rx-Preisen durch ausländische Versandapotheken, mag die eine oder andere Kasse ein paar Euro sparen und einige Patienten sich über ein paar Euro Boni freuen. Aber in wenigen Jahren wird es dann wahrscheinlich die eine oder andere Apotheke nicht mehr geben. Es werden Überlegungen aufkommen, ob wir Apotheken noch alles so leisten können wie bisher, ob wir andere Strukturen brauchen…  Es wird eine Erosion unseres Apothekenwesens einsetzen. Nehmen das die Politiker in Kauf, wenn sie vom digitalen Wandel, von mehr Wettbewerb, vom „wertvollen Versandhandel“ träumen? Oder können sie sich einfach nicht vorstellen, dass das alles eintreten wird? Vorsicht, es könnte alles sogar schneller gehen als gedacht! Der Superversender Amazon hält nicht still. Mit Büchern fing er klein an, heute liefert er fast alles, arbeitet an der same-day-delivery und kümmert sich sogar um Frischware, sprich Lebensmittel wie Obst, Fleisch, Fisch und Gemüse. Er ist ein Vollsortimenter, fast. Arzneimittel fehlen ihm noch, doch auch daran soll er, wie man hört, arbeiten. In- und ausländische Versandapos unter den Fittichen und im Auftrag von Amazon und das bei freiem Rx-Versand – sieht so der „digitale Wandel“ aus, von dem unsere Gesundheitspolitiker so schwärmen? Und was vor diesem Hintergrund, mein liebes Tagebuch, immer bizarrer wird: Warum kämpfen SPD-Gesundheitspolitiker so vehement für die Beteiligung von zwei, drei niederländischen (zum Teil schweizerisch/saudiarabischen) Versandapotheken? Richtig crazy, oder? Und nehmen dafür in Kauf, dass kleine inhabergeführte Betriebe bei uns eingehen? Mensch Lauterbach, Ihr SPD-Politiker habt es jetzt in der Hand, unsere Arzneiversorgung zu bezahlbaren Preisen und zu einer hervorragenden Qualität und Verlässlichkeit sicherzustellen – stimmt endlich fürs Rx-Versandverbot!  


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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20 Kommentare

Das kleine Szenario der Digitalisierung aus Murksmany ...

von Christian Timme am 06.03.2017 um 7:17 Uhr

Wenn der Algorithmus aus Indien entscheidet, welches nicht lieferbare Arzneimittel durch welches Arzneimittel, das ganz zufälligerweise zur Verfügung steht, ersetzt wird. Wenn persönliche und vertrauliche Gesundheitsdaten von deutschen Patienten eine Einreise in die USA verhindern, weil diese Daten bei Amazon von den zuständigen Behörden abgerufen werden. Wenn das RXVV nicht in Deutschland umgesetzt wird, werden wir zum Spielball der Digitalisierung. Für was brauchen wir dann noch Datenschutz "made in Murksmany" wenn mir Alexa am Morgen eine Erinnerung schickt oder anruft, bestelle deine Arzneimittel bis zum ... ab Übermorgen hast du keine mehr zum ... und da hätten wir noch etwas besonderes, nur für dich ... Sollte das Internet einmal "Aussetzer" bekommen, wieviel Menschen liegen dann irgendwo bereits ... in der eigenen Wohnung, es sei denn Amazon Echo ruft rechtzeitig den Notarzt ... aus Paderborn (Illinois) zu Hilfe. Schöne neue Welt, wenn erst mal der Strom ausfällt, ist es für viele von uns bereits zu spät. Hoffentlich Allianz versichert ... oder gut zu wissen wem wir das zu verdanken haben ...

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Wettbewerb

von Reinhard Rokitta am 05.03.2017 um 21:04 Uhr

Da sitzt ein Drogendealer im Gefängnis und möchte sein Geschäft weiter betreiben. Die Schwierigkeiten liegen in der Überwachung durch die Aufsicht, durch andere Insassen, die den gleichen Zweck verfolgen, durch die Gefängnisordnung u.v.m. Ein anderer Drogendealer betreibt sein Geschäft außerhalb des Gefängnisses und sucht sich dort die lukrativsten Kunden aus. Und zahlreiche Behörden unterstützen ihn bei seinem Tun. Das ist der sog. "Wettbewerb". Fiel mir als - natürlich absolut unrealistischer - Vergleich ein zwischen uns und einer ausländischen Versandapotheke :-)

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Uneinsichtigkeiten und tiefe Einblicke

von Bernd Jas am 05.03.2017 um 16:12 Uhr

Tja Chris,
da sachse wat.
Wäre schon schön mit erweiterten Kompetenzen und vor allem auch bezahlten Leistungen für alle Gesundheitspartner, z.B. für Tätigkeiten außer Haus (evtl. auch auf neu Deutsch "Homekarre", heißt: da kommt die Apotheke mitte Karre direkt zu denen nach Hause), was im Moment nur mit Einzelgenehmigung und hohem Bürokratieaufwand bei immobilen Patienten möglich ist. Hausbesuche wie bei den Ärzten, mit Chiplesegerät für Krankenkassenkarten, Blutdruckmessung, Blutwerte ermitteln, anmessen von Kompressionsstrümpfen, regelmäßige Sichtung der Hausapotheke, Grippeimpfung, Folgeverordnungen, Gutachten zur Sicherheit im Wohnbereich, und so weiter. Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Alles per Ziffern abrechenbar und vor allem alles - nicht digital leistbar! -
Das wäre doch mal eine bezeichnende Sortimentserweiterung.
Nicht so der Weg über vegane Brotabstriche ...uaah, da krieg ich selbst ´n Föhn, oder Poster mit Werbung für die hauseigene grün schillernde Gesundheitsprostituierte, wahlweise mit fify Grauzellstichen oder als Boy verkleidet.
...na na, jetzt geht´s aber wieder durch...
Eine Gute Idee hätte ich noch für die Berliner Freilaufzone:
Gesundheits-Musikunterricht für Politiker, denen könnten wir dann in house die Flötentöne so richtig...
Jetzt is´aber gut.
Nein, Garantie für unser Überleben ist immer noch die Spezialisierung. Mit allem anderen landen wir, wie im Zeitalter der bisher für Deutschland katastrophal verpennten Elektromobilität, neben den Tankstellen als Nischensupermarkt. Und dafür braucht man keine Apotheker(innen).

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AW: Uneinsichtigkeiten und tiefe Einblicke

von Christian Timme am 05.03.2017 um 16:37 Uhr

Sorry für diesen kleinen Eingriff in einen schon guten Text. Ja, Garantie für unser Überleben ist immer noch die richtige Spezialisierung, auch mal anders gedacht. Mit allem anderen landen wir, wie im Zeitalter der bisher für Deutschland katastrophal verpennten Elektromobilität, neben den Tankstellen als Nischensupermarkt. Und dafür braucht man keine Apotheken, so wie man sie heute kennt. Sie wurden doch schon bis zur Unkenntlichkeit von der Politik "moduliert".

Paradigmenwechsel

von Reinhard Rodiger am 05.03.2017 um 15:21 Uhr

Es ist kein Zufall, dass sich mit Herrn Knieps jemand meldet, der einer der geistigen Väter der Förderung des Machtmissbrauchs der Krankenkassen und einer Entwertung der Leistungserbringer meldet. Rot-Grün war verantwortlich für die Verharmlosung der Arzneimittel und Öffner der Schleusen für Finanz/Rendite-fehlsteuerung.Zeigt sich Lernfähigkeit bei der SPD in anderen Missachtungsgebieten(Agenda 2010), so ist das hier nicht zu erkennen.Im Gegenteil, sie zeigt hier ein Verhalten der Missachtung der Folgen der Art, die schon einmal ihre Glaubwürdigkeit zerstört hat. Warum?

Die Freigabe der Preise für Rx-Arzneimittel via Versand ist der Katalysator für einen Paradigmenwechsel. Dieser besteht in einem Bündnis von Marktmacht der Krankenkassen mit der preiselastischen Übermacht eines Mega-Logistikers und Marktakquisiteurs (zB Amazon).
Das braucht vielleicht noch Lernzeit, aber die Messer werden gewetzt.Verdrängung durch Kapitaleinsatz ist angesagt.
Das Ergebnis ist Verschwinden der "Netzknoten", der zum Mitspielen zu Kleinen, der Flächenversorgung. Da wird ein Herr Knirps nicht müde, diesen ja durch seine Denkweise bereits initialisierten Prozess herunter zu spielen.Das ist grobe Irreführung.1% Versandanteil ist nur vermeintlich niedrig.Errreicht dieser Rx-Anteil doch zwei Drittel des Umsatzes,ein Drittel bleibt für OTC.etc- bei wesentlich schwächerer Marge.Also werden alle Register gezogen, dies auszuweiten.Alle Lügen zu Optimierung durch "economies of scale" werden angewandt, obwohl die Beispiele zeigen, dass dies nur der Renditenerhöhung zu Lasten der Patienten geht (USA etc). Förderung dieses Prozesses ist geistige Brandstiftung. Das sollte die Politik, zuerst die SPD verstehen.

Es ist kein Geheimnis, dass die Verringerung der Margen-nichts anderes ist die Folge der Preisfreigabe- zur Mengensteigerung zwingt.Mit allen Mitteln.Dies führt zur Zerstörung des Systems und ist wegen der Drohung neuer Hochpreisdiktate nicht zukunftsfähig.

Es geht also um eine ganz andere Debatte als das Schicksal der Apotheken.Der Auftraggeber muss sich auf seine Verantwortung besinnen oder ehrlich sagen, dass ein funktionierendes System geschleift wird.Wahlzeiten sind für diese Frage günstig.Es geht um eine gesellschaftliche Veränderung und die Auslieferung der Patienten/Kunden an einen Algorithmus der Big-shots. Das ist gefährlich, das nicht sehen zu wollen,angesichts vorhandener Auswirkungen in anderen Ländern.

Soweit zur perspektivisch düsteren Lage.Was kann getan werden, das zu verhindern?

Der wichtigste Ansatz wäre, den Führungsanspruch für menschengemässe Versorgung deutlicher zu stellen und die Risiken durch kapitalbedingte Strukturveränderungen klarer darzustellen.Mit professionellen Mitteln.Das ist gegen den Mainstream, aber angesichts der Gerechtigkeitsdebatte auch nicht hoffnungslos.Dazu bietet sich ein Auslassversuch an.

Völlig aus dem Focus sind die Engpasssituationen, die durch diese Geisteshaltung (nur billig ist gut) erzeugt werden.Das sind gute,nachvollziehbare Beispiele zu den Folgen renditeorientierter Politik.Weitere Beispiele zu den Folgen renditenorientierter Politik sind darzulegen - auch in anderen Bereichen (Operationsoptimierung,Upcoding etc)

Die Nachfrage nach Beleg des aktuellen und perspektivischen Nutzens ist deutlicher zu befriedigen. Wieviel Fehler und damit Kosten vermieden werden, wieviel "kleine" Arztbesuche und Kosten wir ersparen bzw ersparen können.Ich glaube einfach, der Alltag ist zu unbekannt.Er wird zu stark unterbewertet.

Intellektuelle Auseinandersetzung mit den Ideologiebefrachteten Meinungsbildnern

All das ist nicht neu, muss nur konzertiert verabreicht werden.
Das Wort "Rx-Versandverbot ist die Lösung" signalisiert das Falsche. Die Katalysatorwirkung einer Preisfreigabe zerstört das System.Alternativlos.







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Lösungsansatz eines Nicht-Pharmazeuten ... für CP ...

von Christian Timme am 05.03.2017 um 11:57 Uhr

Eine "sinnvolle" Sortimentserweiterung" auch im digitalen und logistischen Bereich wäre mehr als sinnvoll. Sie (sie) sollten auch mal über das "Konkurrenz- und Wettbewerbsverhalten" untereinander nachdenken. Das "Subsidiaritätsprinzip" neu zu beleben, ich meine das so wie es gerade geschrieben wurde und noch mehr ... könnte ebenfalls dienlich sein. Dazu noch ein paar "richtige Ehrenamtler" und eine Prise "sinnvoller Krawall" und natürlich "Deregulierung" und "meine" Wunschliste ist verkürzt. Das sollte erstmal reichen ... viel Erfolg ... wir werden ja sehen ob es zur "Generierung und Auferstehung" reicht ...

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Uneinsichtigkeiten

von Christiane Patzelt am 05.03.2017 um 10:38 Uhr

Diese Woche zeigte einmal mehr, ein Mehr an Daumenschraube ist noch drin! Was haben wir auf den social-media-Plattformen mit den Politikern diskutiert, es ist erschütternd, welche Halsstarrigkeit die Bundespolitiker zeigen! Keiner glaubt an die Macht des Kapitals von Versendern und Konzernen -- sie glauben ernsthaft, Großkapital steuern zu können! Wie gut so etwas gelingt, sehen wir u.a. bei den Banken, die wiederholt zur Zeit am ganz großen Rad drehen.

Erschütternd auch, wie Versender uns vor-Ortler mundtot machen. Da wenden sich Kollegen per Brief an die Politik und nicht eine Woche später erhalten sie über 15 Seiten Abmahnschreiben inklusive Unterlassungserklärung plus Strafzahlung! Jetzt frage ich euch bitte, wie kann das denn sein? Wie kann denn ein Einzelner, der für viele von uns spricht, so herausgezogen und verprügelt werden? Hackt es jetzt? Die Institutionen, die angeblich nur Oma Trudchen auf dem platten Land versorgen möchten, zeigen hier ihre wahre Fratze--und alles, was nicht in deren Meinung passt, wird gesperrt, abgemahnt, verurteilt und mundtot gemacht! Schöne neue Welt! Dieses Verhalten ziehen sich die Politiker gerade groß, das werden die zukünftigen Partner der Krankenkassen--ich ertappe mich fast bei "Schadenfreude".

Was hat das alles mit mir zu tun? Ich berate nun nicht mehr zu "Waren der besonderen Art", sondern ich verkaufe Konsumgüter. Dieser Paradigmenwechsel ist ein gewollter, in dem Augenblick, in dem Ulla Schmidt den Versand zuließ. Die Bemühungen der ABDA, uns ins "medizinische" ziehen zu wollen, kann gar nicht gelingen, denn wir sind nicht mehr die Wächter der Waren der besonderen Art. Das Arzneimittel hat (nur scheinbar!) seine Gefährlichkeit verloren, ein Jeder kann jetzt sein eigener Apotheker sein, stehen ja alle Infos im Netz (btw, seit dem Menschen sich AM ergoogeln können, ist der Erklärungsbedarf/Beratungsbedarf enorm gestiegen). Es ist erklärter politischer Wille, sich den Apotheker zu sparen--wir werden nur als Logistiker wahrgenommen und Logistik kann amazon viel besser/billiger/digitaler.

Der Ausweg aus dem Dilemma? Arbeiten am Kunden/Patienten! Wir müssen dem, der für unsere Leistung bezahlt zeigen, warum er das auch weiterhin tun sollte! Wir sind in der gleichen Situation, wie jeder vor-Ort-Händler, der gegen den online-Handel anstinken muss! Damit sollten wir umgehen lernen! Wie? Beraten, empfehlen, Verkäufe ausschlagen, wenn nicht sinnvoll, Dienstleistungen erweitern, im Dorf/Ort auch bei Strassenfesten engagieren, Laden schön und fit halten, etc...ja, alles voll stressig, aber nur weil man Pharmazie studiert hat, machen die Märkte vor einem nicht halt! Wir sind doch aber auch nicht auf den Kopf gefallen! Wollt ihr noch ne Weile auf die Politik warten? Da kannste aber lange warten, auch am 09.03. wird für uns nichts Gescheites rauskommen. Vergesst das "Protegieren für...", das exisitiert nicht mehr! Aber den "Tante-Emma-Weg" geht nur, wer nicht mehr in seine Apotheke investiert (Zeit,Geld,Ideen,Personal).

Macht euch unabhängig von der Zuneigung der Politik, es bricht euch nur das Herz.

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AW: Uneinsichtigkeiten ... bis zum Herzstillstand.

von Christian Timme am 05.03.2017 um 11:22 Uhr

Mit ein paar gebrochenen Herzen lässt es sich ja noch leben, das Herz kann aber noch mehr ... nicht nur ... sondern auch ...

SPD

von Frank Ebert am 05.03.2017 um 10:35 Uhr

Was für ein Geschrei bei Tengelmann und Opel. Aber wenn es um wirklich viel geht, versagen die Subjekte warum auch immer gnadenlos. Eine Schande von welchen Blinden man abhängig ist. Ps: Das Skontiurteil wird dann für das endgültige Ende für viele Apotheken sein .

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Sie können, sie wissen es nur noch nicht ...

von Christian Timme am 05.03.2017 um 10:34 Uhr

Gnädige Frau, Ich rede hier nicht Amazon & Co. herbei!. Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, von Pharmazie habe ich keine Ahnung aber von ein paar Dingen schon. Den letzten Absatz unterschreibe ich BLIND. Und jetzt, sorry, Ars.. hoch und los, ich meine so richtig und nicht nur ... Sie wissen genau was ich meine ... lassen sie mal den alten Knochen raus ... Sie können natürlich auch ein "Ehrenamt in Berlin" annehmen... Ich entschuldige mich nochmals in aller Form ... und noch was ... die Lösung muss von der Mehrheit der (unabhängigen) Apotheker kommen ... und zwar schnell ...

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Expertise

von Bernd Jas am 05.03.2017 um 9:46 Uhr

Einen schönen guten Morgen Herr Ditzel,

es werden Politiker und Apothekenexperten geladen.
Ich meine ich sähe schon, wer da wieder engagiert sitzt.

Wer wie Ulla Schmidt mehrere Millionen Unterschriften ignoriert, hat als Demokrat nichts in der Politik verloren und erst recht keinen Grund sauer zu sein, sondern sollte sich dafür durch Grund und Boden schämen und verabschieden. Deshalb, ist sprichwörtlich so jemand dann für immer unten durch.
Die SPD kann sich glücklich schätzen, wenn Sie bei der anstehenden Bundestagswahl annähernd so viele Kreuzchen sammelt wie wir Unterschriften gegen deren verschrobene Ideen.

Genau Herr Ditzel,
" – stimmt endlich fürs Rx-Versandverbot!"
Wir stimmen mit, und zwar mit noch mehr als über zweihundert Tagen Zeit und täglich vielen Millionen Patientenkontakten.

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Expertise

von Bernd Jas am 05.03.2017 um 9:45 Uhr

Einen schönen guten Morgen Herr Ditzel,

es werden Politiker und Apothekenexperten geladen.
Ich meine ich sähe schon, wer da wieder engagiert sitzt.

Wer wie Ulla Schmidt mehrere Millionen Unterschriften ignoriert, hat als Demokrat nichts in der Politik verloren und erst recht keinen Grund sauer zu sein, sondern sollte sich dafür durch Grund und Boden schämen und verabschieden. Deshalb, ist sprichwörtlich so jemand dann für immer unten durch.
Die SPD kann sich glücklich schätzen, wenn Sie bei der anstehenden Bundestagswahl annähernd so viele Kreuzchen sammelt wie wir Unterschriften gegen deren verschrobene Ideen.

Genau Herr Ditzel,
" – stimmt endlich fürs Rx-Versandverbot!"
Wir stimmen mit, und zwar mit noch mehr als über zweihundert Tagen Zeit und täglich vielen Millionen Patientenkontakten.

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AW: Expertise ... für Apothekenkunden

von Christian Timme am 05.03.2017 um 9:59 Uhr

Der Multiplikator tickt ... 24.09.17

CrossSelling ...

von Christian Timme am 05.03.2017 um 8:22 Uhr

Die Apotheken sind durch die ApBetrO im Angebot eingeschränkt, genau hier liegt das Potential für Amazon. Das komplete Einkaufsverhalten inclusive aller persönlichen RX-Informationen now im "BIG Cross-Selling" von AMAZON. Tickt es jetzt?.

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AW: CrossSelling

von Chrisitiane Patzelt am 05.03.2017 um 10:11 Uhr

Werter Herr Timme,
wie wäre denn die Lösung? Stellen Sie sich vor, dass die Erweiterung unseres Sortiments die vor-Ortler rettet? Ich war vor 2 Jahren in England, die Apotheken dort verkaufen Kaffeemaschinen, Föne, Toaster und Smoothies plus vegetarische Brotaufstriche. Ohne ewig-Gestrig wirken zu wollen Herr Timme, aber DAS ist nicht die Art Geschäft/Apotheke, die ich führen möchte. Ja, der Paragraph 25 in der Apothekenbetriebsordnung ist etwas eingrenzend, da könnte aber auch ein Sinn hinter stecken.
In Ihren Kommentaren höre ich stets schwere Kritik, dass wir InhaberInnen uns überhaupt nicht kümmern und uns die Felle zurecht davon schwimmen. Wäre Ihre Generation Apotheker anders in der Öffentlichkeit aufgetreten, hätten wir so manches Dilemma gar nicht. Der Apotheker mit Koffer voller Geld ist eher in den 80ern entstanden, wir "Kinder" dieser Generation müssen uns mit Neiddebatten auseinander setzen, die gar nicht mehr zutreffend sind. Meine Generation Apotheker steht heute mit einer 70-80Wochenstundenleistung auf der Messerklinge--ein Ritt, der mit Hochschulausbildung und auskömmlichen Leben nix mehr gemein hat.

Ich kann Ihnen aber sagen, was ich durchaus toll fände. Wenn wir Apotheker unsere Dienstleistungen erweitern dürften, die die ach so überlasteten Hausarztpraxen entlasten würden.
Statt den Mediplan nur beim Doc zu lassen...
Statt die Grippeimpfung nur beim Arzt zu lassen...
Statt die Folgeverordnungen immer nur über den Doc laufen zu lassen... naja, Beispiele gibt es im Globalpharmazeutischen genug...
Ich kann ja in meiner Apotheke träumen, was ich will, die richtigen Weichen muss unsere Berufspolitik stellen.

AW: CrossSelling

von Hans G. Vischer am 05.03.2017 um 12:41 Uhr

Sehr geehrter Herr Timme, ich weiß nicht von was Sie viel Ahnung haben, aber von Thema zu dem Sie sich äußern haben sie wenig. Lassen Sie doch einfach die Leute reden, die in dem Metier erfahren sind, auch wenn sie manchmal nicht beweisbare Behauptungen aufstellen.Ihre Kommentare sind nicht hilfreich. M.f.G. Hans G. Vischer

AW: CrossSelling

von Christian Timme am 05.03.2017 um 16:07 Uhr

Sehr geehrter Herr Vischer, nur zu, ich höre ... tun Sie sich bitte keinen Zwang an ...

AW: CrossSelling in Echtzeit?

von Christian Timme am 05.03.2017 um 16:50 Uhr

Denkt das Metier noch ... ?

AW: CrossSelling in Echtzeit?

von Christian Timme am 05.03.2017 um 16:51 Uhr

Denkt das Metier noch ... ?

AW: Keine Ahnung, keiner hilft, noch nicht mal das Metier ...

von Christian Timme am 05.03.2017 um 21:18 Uhr

Sehr geehrter Herr Vischer,
vielen Dank für diese ausführliche Diskussion. Ich habe behauptet das ich keine Ahnung von Pharmazie habe und dann werfen Sie mir das auch noch vor. Da Sie immer noch nicht wissen wovon ich Ahnung haben könnte, kann ich ja beruhigt sein darüber , das Sie keine Ahnung davon haben über was wir hier überhaupt reden. Das zu Ihrem Metier in dem Sie sich ja so gut auskennen, ohne dazu etwas sagen zu können ... Diskussionen mit Apothekern aus dem Metier könnten ja soviel Spaß machen ...

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