Kundenzeitschriften

„Zeit Doctor“ macht der Apotheken Umschau Konkurrenz

Berlin - 03.03.2017, 07:00 Uhr

Neue Strategie: Der Hamburger Zeit-Verlag will sein Gesundheitsmagazin Zeit Doctor ab sofort auch über Apotheken vertreiben. (Foto: dpa)

Neue Strategie: Der Hamburger Zeit-Verlag will sein Gesundheitsmagazin Zeit Doctor ab sofort auch über Apotheken vertreiben. (Foto: dpa)


In diesen Tagen wird in vielen Apotheken eine neue Kundenzeitschrift ausgelegt: Das Gesundheitsmagazin „Zeit Doctor“ des Zeit-Verlages soll in Großstadt-Apotheken für Kunden angeboten werden. Welche Ziele „Die Zeit“ mit diesem Schritt verfolgt, will der Verlag nicht kommunizieren. Mit Blick auf Zielgruppe und Themensetzung dürfte sich das Produkt als direkte Konkurrenz zur Apotheken Umschau sehen.

Das Magazin „Zeit Doctor“ gibt es schon länger. Seit Dezember 2015 liegt es vier Mal pro Jahr den Printausgaben der Zeit im Tabloid-Format bei. Außerdem veröffentlicht die wöchentlich erscheinende Zeit in jeder zweiten Ausgabe unter dem Titel „Zeit Doctor“ eine Themenseite, auf der zumeist Ratgeber-Beiträge stehen. Der Verlag hat sich nun dazu entschieden, dieses Produkt auszubauen und eine groß angelegte Vertriebskampagne gestartet.

Unter anderem wird seit Anfang März ein anderes Papier für „Zeit Doctor“ verwendet, auch das Format soll laut Verlag nun „handlicher“ sein. Die Beileger in der Zeit tragen künftig den Namen „Zeit Doctor Extra“. Und das Gesundheitsmagazin selbst soll nun außerhalb der Zeit über völlig neue Vertriebswege an die Leser gebracht werden. In einer Mitteilung teilte der Verlag dazu mit: „Außerdem wird Zeit Doctor künftig in ausgewählten Metropolen auch über Apotheken, Wellnesshotels und Medizinische Versorgungszentren vertrieben.“

Auf Nachfrage von DAZ.online wollte der Zeit-Verlag weder mitteilen, in wie vielen Apotheken das Magazin ausliegt, noch nach welchen Kriterien die Apotheken ausgesucht werden und welche „Metropolen“ gemeint sind. Auch über die finanziellen Rahmenbedingungen für die Apotheker wollte der Verlag nichts verraten. Einem Medienbericht zufolge will das Verlagshaus das Magazin in den Apotheken an Kunden „verschenken“. Dem Bericht zufolge soll die Veröffentlichung zunächst in den Städten Hamburg, Berlin, München, Frankfurt, Stuttgart, Leipzig, Hannover und Köln erhältlich sein.

Apotheken-Umschau für „Solvente“

Blickt man auf Zielgruppe und Inhalte des Heftes, wird schnell klar, dass sich „Zeit Doctor“ mit seinem neuen Vertriebskanal „Apotheke“ zumindest einen gewissen Teil der Apotheken-Umschau-Leserschaft abgreifen will. Laut Zeit-Verlag ist das Magazin für „gesundheitsorientierte und solvente“ Leser gedacht. Allerdings will der Verlag auch explizit Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen ansprechen. Der Verlag zitiert in diesem Zusammenhang eine Umfrage, nach der sich 80 Prozent der Zeit-Leser für Gesundheitsthemen interessieren. Mehr als 450.000 Leser der Zeit gehen demnach ein- bis drei Mal in der Woche in die Apotheke.

Die regelmäßigen redaktionellen Rubriken verraten, was die Leser von dem Heft zu erwarten haben. Dabei sind einige Ratgeber-Themen, bei denen beispielsweise Experten Gesundheitstipps geben oder medizinische Begriffe und Indikationen „einfach“ erklärt werden. In regelmäßigen Kolumnen steuern auch externe Autoren, wie etwa bekannte Ärzte, Artikel bei. Hinzu kommen konkrete Fallbeispiele, also Krankheits- oder Genesungsgeschichten.

Claudia Wüstenhagen, redaktionelle Leiterin von „Zeit Doctor“, erklärt in einer Mitteilung zur Neuausrichtung des Produktes: „Das große Interesse an Zeit Doctor bestärkt uns darin, die Leser noch umfassender in Gesundheitsfragen zu informieren und ihnen auch in kontroversen Debatten als ehrlicher Vermittler Orientierung zu bieten.“

Auf Nachfrage wollte der Verlag außerdem nicht mitteilen, in welcher Auflage das Magazin künftig über Apotheken vertrieben wird. Bis die Veröffentlichung zu einer spürbaren Konkurrenz der Apotheken Umschau wird, dürfte allerdings einige Zeit vergehen. Die zwei Mal pro Monat in den meisten Apotheken ausliegende „Umschau“ des Wort und Bild-Verlages hat eine verbreitete Auflage von etwa 9,5 Millionen Exemplaren.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Kommt ZEIT kommt Rat ...

von Christian Timme am 03.03.2017 um 13:08 Uhr

Branchenfremder sucht "Dooropener" für Themen-Heft und fährt gleich mehrgleisig. Nix für Normalos und Buden, "Senator" muss schon sein. Miles & More for Pills ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Kommt ZEIT kommt Rat

von Nachdenker am 18.10.2017 um 7:48 Uhr

Es wird ZEIT, dass das Monopol des Wort&Bild Verlages gebrochen wird! Es wird ZEIT, dass die "Rundschau mit Rätsel und TV" endlich mal Konkurrenz bekommt. Vielleicht beginnen dann alle Apotheken mal über ihr Profil nachzudenken, ob sie Zeitungskiosk sind, die Umschau 2x oder 3x gar verschenken - auch ohne dass Patienten ein Rezept einlösen oder kaufen! Die Umschau ist mittlerweile so voller Werbung, dass ich Seriosität und Identifikation mit einer Apotheke nicht mehr erkennen kann.

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