Nutzenbewertung

Palbociclib fällt beim IQWiG durch

Stuttgart - 02.03.2017, 12:30 Uhr

Das IQWiG ist nicht überzeugt vom Brustkrebsmittel Ibrance. (Foto: Pfizer)

Das IQWiG ist nicht überzeugt vom Brustkrebsmittel Ibrance. (Foto: Pfizer)


Wo es Daten gibt, überwiegen die Nachteile

Die einzige  Gruppe, in der es vom IQWiG als verwertbar angesehene Daten gab, war die Erstlininientherapie bei Frauen nach der Menopause. Hier wurde in zwei Studien Palbociclib plus Letrozol gegen Letrozol alleine getestet. Relevante Unterschiede? Die waren bei mehreren Endpunkten wie Morbidität oder gesundheitsbezogene Lebensqualität Fehlanzeige.

Und beim Gesamtüberleben waren die Unterschiede statistisch nicht signifikant. Bei diesem Endpunkt führt der Hersteller die Ergebnisse zum progressionsfreien Überleben als Surrogatparameter ins Feld. Onkologische Arzneimittel werden oft auf Basis solcher Surrogatparameter zugelassen, da sich manchmal erst nach Jahren zeigt, ob sie tatsächlich lebensverlängernd wirken. Diese Surrogatparameter müssen aber validiert sein. Das habe der Hersteller für das progressionsfreie Überleben zwar versucht, schreibt das IQWiG in seiner Bewertung, die herangezogene Methode sei grundsätzlich geeignet gewesen. Allerdings bilde der Studienpool, den der Hersteller verwendet, die Fragestellung  nicht angemessen ab. Er beinhalte zum einen nur Studien, die zwei Monotherapien vergleichen – Palbociclib kann aber laut Zulassung nur als Kombinationstherapie eingesetzt werden. Zum anderen werden Studien zu Palbociclib bei der Auswertung nicht mit berücksichtigt.  In einer eigenen Auswertung kam das IQWiG dann zu dem Schluss, dass sich das progressionsfreie Überleben  in dieser Therapiesituation nicht als Surrogatparameter für das Gesamtüberleben eignet. Ein Zusatznutzen ist folglich nicht abzuleiten.

Schwere Nebenwirkungen treten unter einer Kombinationstherapie mit Palbociclib deutlich häufiger auf. Da es nach Ansicht des  IQWiG aber keinen Vorteil bei anderen Endpunkten gibt, der diesen Nachteil aufwiegt, kommt das Institut insgesamt zu dem Schluss, dass für Erstlininientherapie  nach der Menopause der Nutzen der neuen Therapie geringer ist als der von Vergleichstherapien. 

In Freiburg produziert

Die Bewertung des IQWiG wird nun dem G-BA vorgelegt, der dann endgültig über den Zusatznutzen entscheidet. Ibrance® ist in insgesamt über 50 Ländern zugelassen. Es wird in Freiburg/Breisgau für den weltweiten Markt hergestellt. In den USA haben die Erlöse die Erwartungen bereits übertroffen. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

EU-Zulassung für Palbociclib

Neue Wirkstoffklasse gegen Brustkrebs

Neuer Kinase-Inhibitor Kisqali

Ribociclib erhält EU-Zulassung bei Brustkrebs

Aktualisierte S3-Leitlinie zum Mammakarzinom berücksichtigt Abemaciclib und Co.

Jetzt auch CDK4/6-Inhibitoren empfohlen

Palbociclib erweitert Behandlungsspektrum des Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinoms

Erster CDK4/6-Inhibitor gegen Brustkrebs

Phase-III-Studie vorzeitig beendet

Neuer Kinase-Inhibitor zur Brustkrebs-Therapie

Nivolumab bei schwarzem Hautkrebs

IQWiG: Zusatznutzen für bestimmte Patienten

Im zweiten Anlauf: Doch ein Zusatznutzen für Sipuleucel-T (Foto: textune/ Fotolia.com)

Doch Zusatznutzen für Sipuleucel-T bei Prostatakrebs

1 Kommentar

Palbociclib

von Jürgen Barth am 03.03.2017 um 10:10 Uhr

Seit November zugelassen und schon in fachärztlichen Leitlinien --> http://www.ago-online.de/fileadmin/downloads/leitlinien/mamma/Maerz2016/de/2016D%2019_%20Endokrine%20und%20zielgerichtete%20Therapie%20metastasiertes%20Mammakarzinom.pdf
man kann Vergleichsstudien ja auch so bestimmen, dass das herauskommen muss. Wenn dann noch ein Cross-Over erlaubt oder vorgeschrieben ist, wird der härteste Parameter in der Onkologie -OS-overall survival- immer verwässert. Das weiß das IQWiG auch.....

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.