Hochsauerlandkreis

Amtsapotheker hat vier Apotheken zwangsgeschlossen

Sundern / Geseke / Finnentrop - 24.02.2017, 15:45 Uhr

Aufregung im Hochsauerlandkreis: Der Amtsapotheker hat persönlich unter Polizeischutz vier Apotheken geschlossen. (Foto: Heiko Küverling / Fotolia)

Aufregung im Hochsauerlandkreis: Der Amtsapotheker hat persönlich unter Polizeischutz vier Apotheken geschlossen. (Foto: Heiko Küverling / Fotolia)


Amtsapotheker soll gegen die Wand getreten haben

Es gab insgesamt keine Veränderung bei der Betriebsführung“, sagt Reuther. Das sei eine Begründung des Amtsapothekers. Lukassowitz vermutet allerdings, dass seine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Stockebrand auch Anteil an der Sache haben könnte. Man habe sich von Beginn an gegenseitig nicht leiden können, schildert der 60-Jährige. Beim ersten Besuch in der Hauptoffizin soll Stockebrand laut Lukassowitz gegen die Wand getreten haben, dass der Putz abfiel, von einem „Saustall“ in lauter Tonlage gesprochen und einen Ordner durch die Apotheke geworfen haben – so schildert es Lukassowitz. Dass er stets Widerspruch eingelegt habe, wie auch jetzt, vermutet der Apotheker ebenfalls als Grund. „Ich lasse mir halt nichts so einfach gefallen“, sagt der Apotheker. Auch, dass er sich bei anderen Apothekern unbeliebt gemacht habe mit Werbeaktionen, niedrigen Preisen und einem Bonussystem, was er gegen den Widerstand von Kollegen in seiner Apotheke eingeführt habe, vermutet Lukassowitz als eigentlichen Hintergrund.

Stockebrand wollte sich zu diesen Vorwürfen leider nicht persönlich äußern. Beim Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) weiß man allerdings nicht zu berichten, dass sich anderen Apotheker über den Amtsapotheker beschwert hätten. „Mir sind da keine Fälle bekannt“, sagt Sebastian Schwintek, Geschäftsführer des AVWL. „Wenn es so einen konkreten Fall von offensichtlicher Ungerechtigkeit gäbe, würden wir uns natürlich für unsere Apotheker einsetzen“, sagt er.

Apothekerkammer sieht die Schließung in der Summe als gerechtfertigt

„Das waren jetzt allerdings insgesamt keine Lappalien mehr“, sagt Michael Schmitz, Sprecher der Apothekerkammer Westfalen-Lippe über die Vorwürfe gegen den Apothekeninhaber. Das sei wie beim Autofahren, wenn zu viele Verstöße zusammenkämen – „zu viele Punkte“ – dann müsse eben ein Schlussstrich gezogen werden.

„Beispielsweise wurde dem Apotheker bereits vor vier Jahren die Erlaubnis zum Ausbilden Pharmazeutisch-kaufmännischer Angestellter entzogen, weil er die PKAs fortwährend auch im Verkauf einsetzte“, sagt Schmitz. Die Kammer sei in dem Verfahren angesprochen worden, ob man die Zuverlässigkeit des Apothekers noch als gegeben ansehen und der Kammervorstand habe das verneint, sagt Schmitz. „Da aufgrund der uns bekannten Fälle von einer gröblichen und beharrlichen Zuwiderhandlungen gegen zentrale Vorschriften des Apothekenrechts auszugehen ist, die die persönliche Zuverlässigkeit zur Leitung einer Apotheke infrage stellen, bewerten wir das so, dass diese den Widerruf der Betriebserlaubnis rechtfertigen.“ Die 54 Seiten an Vorwürfen seien schließlich auch eng beschrieben, sagt Schmitz. Auch wenn die Apothekenschließung ein gravierender Schritt sei, den er in 15 Jahren als Sprecher der Kammer noch nicht erlebt habe, sei das hier gerechtfertigt.

Auch müsse das öffentliche Interesse an einer ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung der Bevölkerung, die auch eine gesetzeskonforme Führung oder Leitung einer Apotheke voraussetzt, Vorrang haben vor den wirtschaftlichen Interessen des Apothekenleiters, erklärt der Kammersprecher. „Im Übrigen kann er als angestellter Apotheker weiterhin tätig sein“, sagt Schmitz. Von Vorwürfen gegen den Amtsapotheker hinsichtlich Aktenwerfen und anderem Verhalten habe er noch nichts gehört und kommentiert: „Das sind möglicherweise alternative Fakten.“

Derzeit wickele Lukassowitz noch die übrigen Bestellungen der Kunden ab, sagt er. Er habe zwar Widerspruch gegen die Schließung eingelegt, aber das könne ja noch mindestens zwei Wochen dauern, bis sich da was tue. „In der Zeit habe ich ja noch laufende Kosten und muss etwa die Filialleiter bezahlen“, sagt er. Das werde wahrscheinlich den Konkurs seines Unternehmens mit insgesamt 15 Mitarbeitern bedeuten. Derzeit wisse er noch nicht, wie es weitergehen solle, sagt Lukassowitz.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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7 Kommentare

Apotheke

von Biene am 01.03.2017 um 16:31 Uhr

Wer Herrn Lukassowitz mal kennen gelernt hat,weiß das es so kommen musste.In diesen 2 Apotheken in Sundern habe ich nie mehr etwas gekauft und für die Zukunft werde ich es auch so halten.

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Verirrt?

von H. Vogel am 24.02.2017 um 18:40 Uhr

Haben sich da zwei mehr oder weniger nieveauvolle Kommentare unter den falschen Beitrag verirrt...?

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AW: Verirrt...

von Dr Schweikert-Wehner am 25.02.2017 um 7:53 Uhr

Ohne die Hintergründe zu kennen kamen wir auf das Thema Fachkräftemangel bei wachsenden Aufgaben und Vorschriften.

Schulz -Asche

von Frank ebert am 24.02.2017 um 18:08 Uhr

Warum sollte Schulz-Asche anders sein wie die Liste des Grauens der Ahnungslosen : Göring-Eckhardt, Roth, Künast, Peter, Bender, Özdemir,Hofreiter und Beck. Von solchen Menschen die in ihrem noch nichts geleistet haben ist man abhängig. Es ist eine Schande !

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laut Politik und facebook-Kommentaren...

von Christiane Patzelt am 24.02.2017 um 17:24 Uhr

...scheint uns doch die Sonne aus dem Hintern! Personalnöte existieren überhaupt nicht-im Gegenteil, Frau Kordula Schulz-Asche hat sich bei facebook beschwert, dass es immer mehr Pharmaziestudierende und Apotheker gibt! Werte Kollegen, Sie leben laut Politik im Paralleluniversum und alle Daten und Zahlen, die wir hinlegen, sind laut Grünin unglaubwürdig--sie will im marckwordtschen Sinne Fakten, Fakten, Fakten. Also langweilen wir die verantwortlichen gesundheitspolitischen Sprecher nicht mit unserem brüllharten Alltag und den ewigen Überstunden und sonntags-Arbeiten. Wir werden vor aller Öffentlichkeit von allen Seiten totgespart -- das nennt man das Feld bestellen für unsere Freunde aus den Niederlanden. Nur -- wie wollen die denn ohne Personal lokale Apotheken betreiben? Ich sags euch: gar nicht! Ein Teil online, der Rest im Supermarkt! Ich habs schon deutlich vor Augen, ihr nicht?

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AW: laut Politik und facebook-Kommentaren ...

von Dr Schweikert-Wehner am 24.02.2017 um 19:30 Uhr

Bester Kommentar seit langem. Vielen Dank. You make my day.

Ost-West

von Dr Schweikert-Wehner am 24.02.2017 um 15:57 Uhr

Der HSK liegt nicht im Süd-Westen, sondern im Süd-Osten von NRW. Wenn der PTA-Mängel so weiter geht werden wir das noch häufiger erleben müssen.

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