Großhändler

Wie steht es wirklich um die AEP?

Berlin - 20.02.2017, 11:50 Uhr

Damals eine Revolution: Wie geht es dem Großhändler, der vor 4 Jahren den Markt aufmischte, heute wirklich? (Foto: DAZ)

Damals eine Revolution: Wie geht es dem Großhändler, der vor 4 Jahren den Markt aufmischte, heute wirklich? (Foto: DAZ)


Dass der ehemalige Celesio-Chef Dr. Fritz Oesterle beim Großhändler AEP mitmischt, hatte in der vergangenen Woche für viel Aufruhr in der Branche gesorgt. Die Geschäftsführung von AEP hat ein Interview mit DAZ.online zu diesem Thema kurzfristig abgesagt. Gleichzeitig kursieren Gerüchte, dass die AEP Geldprobleme hat. Auch die vom Großhändler überlieferten Kundenzahlen werden in der Branche hinterfragt.

In der vergangenen Woche hatte DAZ.online darüber berichtet, dass Dr. Fritz Oesterle im November 2016 zum einzelvertretungsberechtigten Vorstand der Adhuc AG bestellt wurde. Durch diesen Schachzug nimmt er fortan regelmäßig an den Gesellschaftersitzungen der AEP teil, da die Adhuc AG einen kleinen Anteil an der Mutter-Holding hält. Warum Oesterle diesen Schritt unternommen hat, blieb zunächst unklar, er wollte sich dazu nicht äußern.

Die AEP-Geschäftsführung und einer der größeren Gesellschafter, Dr. Nikolaus Fuchs, erklärten gegenüber DAZ.online, dass Oesterles Einfluss auf das Unternehmen marginal sei. Ein Interview, in dem die Hintergründe dieser Entwicklungen geklärt werden sollten, sagte AEP-Chef Jens Graefe am heutigen Montagmorgen spontan ab. Stattdessen übermittelte die AEP ein offizielles Statement.

Darin heißt es: „Die Initiatoren dieser Berichte haben zum Ziel, der AEP zu schaden sowie individuelle Ziele zu verfolgen.“ Nochmals spielt das Management den Einfluss des ehemaligen Celesio-Chefs herunter. „Herr Dr. Oesterle hält, zusammen mit anderen Gesellschaftern über eine Beteiligungsgesellschaft, einen geringen Anteil (< 5%) an der Holding, die wiederum alle Anteile an der AEP hält. Diese indirekte Beteiligung resultiert aus einem persönlichen Kontakt mit Herrn Prof. Fuchs aus der Projektphase der AEP, die mittlerweile mehr als vier Jahre zurückliegt. Wesentliche und bestimmende Gesellschafter (> 75%) der AEP sind die Österreichische Post, Herr Dr. Bartenstein und die Fonds von Herrn Prof. Fuchs, die ein langfristiges und strategisches Interesse an der AEP haben“, heißt es in der Mitteilung.

Stimmen die AEP-Kundenzahlen?

Fraglich war ohnehin, wie groß Oesterles Einfluss bei der Gründung des Großhändlers im Jahre 2012 war. Oesterle war damals Mitglied im Aufsichtsrat des Medizinprodukte-Herstellers Eckert & Ziegler, der ebenfalls einen Anteil an der AEP hält. Außerdem wird kolportiert, dass Oesterle den Mitgründer Dr. Fuchs vor der AEP-Gründung beraten hatte. Die AEP-Geschäftsführung teilte am heutigen Montag jedoch mit, dass das Geschäftsmodell in den vergangenen Jahren von AEP selbst geprägt worden sei, von der Gründungsidee sei nur noch wenig vorhanden.

Fraglich ist auch, wie groß der Marktanteil des „neuen“ Großhändlers inzwischen wirklich ist. Im vergangenen Jahr hatte Graefe in einem Interview mit DAZ.online erklärt, dass man etwa 15 Prozent der Apotheker zu seinem Kundenstamm zähle. Kürzlich hatte das Unternehmen die Elac-Kooperation als Partner gewinnen können. In der heutigen Mitteilung spricht AEP inzwischen von einem Marktanteil von rund 20 Prozent. Ob diese Zahlen stimmen, lässt sich nur schwer beweisen. Hört man sich in der Branche um, heißt es oft, dass die AEP in der Tat viele Apotheker zum Kundenstamm zählt. Nur wenige sollen allerdings regelmäßig, also täglich bestellen.

Auch über den finanziellen Zustand des Unternehmens gibt es immer mehr Gerüchte. Der Branchendienst Apotheke Adhoc hatte in der vergangenen Woche berichtet, dass die AEP-Leitung in mehreren Gesellschafter-Sitzungen um mehr Geld gebeten habe. Zwischen den Gesellschaftern sei aber Streit über die Investitionen ausgebrochen.

Zu den Finanzen äußerte sich AEP heute nur am Rande. In der Mitteilung hieß es vage: „Die AEP ist ein Wachstumsunternehmen und investiert laufend in steigendes Working Capital, in den Ausbau der Kapazitäten, in die Weiterentwicklung der IT sowie in Wachstum. Das hierfür benötigte Kapital ist geplant und Teil des Business Plans. Die Hauptgesellschafter der AEP haben dieses Kapital in der Vergangenheit zur Verfügung gestellt und sich für die Zukunft langfristig verpflichtet. Sämtliche erforderlichen Finanzmittel für weiteres Wachstum sind genehmigt und stehen der AEP uneingeschränkt zur Verfügung.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Ex-Celesio-Chef steigt bei Großhändler AEP ein

Oesterle ist zurück

Jens Graefe (AEP) zur Rabattfixierung im Großhandel

„Heilberuflich orientierte Apotheken müssen die Zeche zahlen“

Großhändler AEP feiert seinen 10. Geburtstag / Rückblick auf eine bewegte Geschichte

Vom Rebell zur festen Größe

Wettbewerbszentrale versus AEP

Skonti nur in Grenzen?

Pharmagroßhändler AEP

McKesson-Managerin folgt Jens Graefe

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.