Tübinger Wissenschaftler

Malaria-Impfstoff verspricht vollständigen Schutz

Tübingen - 16.02.2017, 11:30 Uhr

Malaria-Parasiten werden durch den Stich der weiblichen Anophelesmücke übertragen. Der Parasit Plasmodium falciparum ist für einen großen Teil der Malaria-Erkrankungen weltweit und nahezu alle Todesfälle verantwortlich. (Foto: auimeesri / Fotolia) 

Malaria-Parasiten werden durch den Stich der weiblichen Anophelesmücke übertragen. Der Parasit Plasmodium falciparum ist für einen großen Teil der Malaria-Erkrankungen weltweit und nahezu alle Todesfälle verantwortlich. (Foto: auimeesri / Fotolia) 


Starke Immunantwort ausgelöst

In den meisten Gruppen waren zumindest einige Teilnehmer vor dem Erreger geschützt. Jene neun Probanden, die die höchste Dosis dreimal im Abstand von 28 Tagen erhielten, waren für den Zeitraum von mindestens zehn Wochen vollständig geschützt. „Durch die Impfung mit einem lebenden und zuerst nicht abgeschwächten Erreger ist es uns ganz offensichtlich gelungen, eine sehr starke Immunantwort auszulösen“, wird Erstautor Mordmüller in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Nun will das Team die Vakzine in Gabun über mehrere Jahre testen.

Bei der höchsten Dosis erhielten die Teilnehmer mehr als 51.000 Sporozoiten. Darin sieht Jürgen May vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, der an der Studie nicht beteiligt war, eines der Hauptprobleme bei der Herstellung des Impfstoffes: „Die Sporozoiten müssen aus den Speicheldrüsen von Mücken herauspräpariert werden.“ Dies sei für Forschungszwecke zu bewältigen, behindere aber eine Herstellung im großen Maßstab. Außerdem könne die große Vielfalt der Malaria-Erreger in der Natur den Schutzeffekt beeinträchtigen.

Auch der Impfstoff RTS,S habe im Labor sehr gute Schutzwirkung erzielt, bei Feldversuchen habe er jedoch nur etwa ein Viertel der Geimpften geschützt. Derzeit gebe es etwa 30 bis 50 ernsthafte Versuche, einen Malaria-Impfstoff zu entwickeln. Dies sei bei P. falciparum deshalb schwieriger als bei Bakterien oder Viren, weil der Parasit sich während seines Lebenszyklus mehrmals verändere.

Erst im Januar hatte ein Team aus Seattle eine Vakzine mit genetisch abgeschwächten Malaria-Erregern vorgestellt. Bei den zehn Teilnehmern hatte sich die völlig neuartige Impfung als gut verträglich erwiesen und zudem eine deutliche Immunantwort ausgelöst. Die von den Menschen gebildeten Antikörper hatten humanisierte Mäuse vor einer Infektion mit dem Parasiten geschützt. Aber auch dieser Ansatz hat das gleiche Problem wie jener der Tübinger Forscher: Derzeit können die Sporozoiten nur in Anopheles-Mücken produziert werden, aus deren Speicheldrüsen sie dann isoliert werden müssen.



dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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