Interview Dr. Georg Nüßlein (CSU)

„Die SPD muss jetzt was für die Apotheken tun“

Berlin - 01.02.2017, 07:00 Uhr

Aufruf für den Koalitionspartner: Der CSU-Gesundheitsexperte Georg Nüßlein fordert die SPD auf, sich in Sachen Rx-Versandverbot zu bewegen. (Foto: dpa)

Aufruf für den Koalitionspartner: Der CSU-Gesundheitsexperte Georg Nüßlein fordert die SPD auf, sich in Sachen Rx-Versandverbot zu bewegen. (Foto: dpa)


„Das Rx-Versandverbot bleibt der Königsweg“

DAZ.online: Wäre die Union denn bereit, auf Lauterbachs Kompromissvorschlag einzugehen? Er hatte ja vorgeschlagen, dem Rx-Versandverbot zuzustimmen, wenn dafür die Zuzahlungen für Chroniker komplett wegfielen.

Nüßlein: Das ist ein Kuhhandel, bei dem die eine Forderung mit der anderen nichts zu tun hat. Wir werden uns daher darauf nicht einlassen und verfolgen weiterhin das Ziel, gemeinsam mit der SPD das Verbot zu verabschieden.

DAZ.online: Warum ist das Verbot des Rx-Versandhandels aus Ihrer Sicht denn die beste Lösung?

Nüßlein: Wir müssen nach dem EuGH-Urteil alles dafür tun, um unsere Versorgungsstrukturen aufrechtzuerhalten. Es ist ein Irrglaube, dass der Versandhandel die Arzneimittelversorgung auf dem Land sichern könnte, wenn dort Apotheken wegfielen. Die Apotheker leisten gute und wichtige Dienste, wir müssen deshalb die Apotheke vor Ort erhalten. An dieser Frage hängen doch auch viel wichtigere Entwicklungen: Überlegen Sie einmal, wie viele Menschen in Apotheken arbeiten. Wenn es diese Arbeitsplätze auf dem Land nicht mehr gäbe, hätten wir ein Problem. Und auch aus gesundheitspolitischer Sicht muss es darum gehen, die Apotheker zu stärken. Die Rolle der Apotheker für die Versorgung auf dem Land wird in den kommenden Jahren nämlich wichtiger werden.

DAZ.online: Die Apothekenexpertin bei der SPD, Sabine Dittmar, warnt ja vor dem Rx-Versandverbot, weil dann die Versorgung einiger Spezial-Versandapotheken wegfallen würde, die Patienten mit besonderen Krankheiten deutschlandweit beliefern.

Nüßlein: Bei dem Gesetz zum Verbot des Rx-Versandhandels wird es sehr wichtig sein, nicht alles mit einer großen Klatsche kaputtzuschlagen. Für solche speziellen Fragen müssen wir Lösungen finden. Und das machen wir ja auch: Wir haben im Referentenentwurf beispielsweise Ausnahmen für den wichtigen Botendienst der Apotheken festgehalten, damit dieser weiterhin rechtssicher praktiziert werden kann.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Gesundheit auf dem EU-Abstellgleis.

von Christian Timme am 01.02.2017 um 8:34 Uhr

Ich sitze im Auto, höre den Motor, die Räder rollen, das Fahrzeug bewegt sich. Leider nur ein Traum, die Karre steht und ein paar emsige Ameisen heben sich einen Bruch. Deutsche Gesundheitspolitik in der Endlosschleife, die Uhr läuft weiter bis September. Dann kommt eine kleine Neubesetzung und natürlich: Ein kompletter Neustart. Deutschland 4.0 spielt Europa 1.0

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.