Hat Apotheker Zubereitungen gestreckt?

Onkologe unterstützt Staatsanwalt bei Zyto-Ermittlungen

Essen - 31.01.2017, 13:35 Uhr

Schwere Vorwürfe: Der Apotheker soll Zytostatika gestreckt haben. Der Apotheker schweigt noch immer zu den Vorwürfen (Foto: DAZ.online)

Schwere Vorwürfe: Der Apotheker soll Zytostatika gestreckt haben. Der Apotheker schweigt noch immer zu den Vorwürfen (Foto: DAZ.online)


Mindestens dreistellige Zahl von Patienten

Die Auswertung der Unterlagen des Apothekers und der Liste der von ihm behandelten Patienten dauere an. Wie viele der Krebspatienten von möglicherweise gefälschten Zyto-Zubereitungen betroffen sein könnten, ist weiter unklar – „auf jeden Fall“ zumindest eine dreistellige Zahl, erklärt die Sprecherin auf Nachfrage. Die Recherche gestalte sich schwierig – auch da die Patienten ihre Ärzte von der Schweigepflicht entbinden müssen, bevor sie der Staatsanwaltschaft Auskunft geben können.

Der Apotheker soll teils auch in Straßenkleidung im Labor gearbeitet und zurückgegebene Infusionsmittel mehrfach verwendet haben. Die gegen ihn verhängte Untersuchungshaft wird laufend auf ihre Notwendigkeit geprüft, doch laut der Staatsanwaltschaft wird sie wohl noch nicht so bald enden. „Wenn es nach uns geht, sollte das noch eine Weile dauern“, erklärt die Sprecherin gegenüber DAZ.online.

Studienprobleme kein Fall für die Staatsanwaltschaft

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erklärte im Dezember, dass sie Kenntnis davon erhalten habe, „dass auch Prüfpräparate für klinische Studien in der betreffenden Apotheke hergestellt bzw. rekonstituiert worden sind“. Hiervon betroffene Studien-Sponsoren sollten dies der zuständigen Bundesoberbehörde „unverzüglich anzeigen“

„Wir wissen, dass der Apotheker an Studien teilgenommen hat“, bestätigt nun die Sprecherin der Staatsanwaltschaft auf Nachfrage. Dies betreffe jedoch wohl nicht den Vorwurf des Abrechnungsbetrugs – und unklar sei, ob es direkte Gefahren für Probanden gegeben habe. „Ob da jemand zu Schaden kommt, das können wir so wenig beurteilen wie bei den anderen Patienten“, erklärte die Sprecherin. „Das ist nicht unsere Baustelle.“



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.