Valproinsäure

Aufklärung auch in Deutschland gefordert

Paris / Berlin - 30.01.2017, 12:00 Uhr

Valproat kann bei ungeborenen Kindern zu schwerwiegenden Fehlbildungen führen. (Foto: romaset / Fotolia)

Valproat kann bei ungeborenen Kindern zu schwerwiegenden Fehlbildungen führen. (Foto: romaset / Fotolia)


Valproinsäure: Letztes Mittel der Wahl in der Schwangerschaft

Ein Bericht der französischen Aufsichtsbehörde IGAS kommt zu dem Schluss, dass man spätestens ab 2004 Patientinnen auf neue, bedenkliche Erkenntnisse hätte hinweisen müssen. Trotzdem kam es danach in Frankreich noch zu tausenden Schwangerschaften unter der Einnahme der Arznei. Die Gesundheitsbehörden und Hersteller unternahmen nach Einschätzung der IGAS zu wenig, um Aufklärung zu betreiben. Auch auf europäischer Ebene habe es an Reaktionsbereitschaft gemangelt.

Nicht gesichert ist angesichts der Verschreibungszahlen auch, ob deutsche Ärzte weiterhin Valproat in der gefährdeten Gruppe nur noch als Mittel der letzten Wahl verschreiben.

Kathrin Vogler ist gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Bundestag, sie hat die Kleine Anfrage mitverfasst. Als Reaktion auf das Antwortschreiben sagte sie, die Bundesregierung versuche, die Bedeutung des Themas in Deutschland herunterzuspielen. Sie forderte umfassend zu untersuchen, wie viele geschädigte Kinder es in Deutschland gibt und ob die Behörden genug getan hätten, um das zu verhindern: „Aufklärung tut dringend Not‟, sagt Vogler.

Hinweis: Ein plötzliches Absetzen von Valproinsäure kann für Mutter wie auch das Kind erhebliche negative Folgewirkungen haben, sodass in jedem Fall eine Umstellung medizinisch engmaschig begleitet werden muss. Für viele Epilepsiepatienten gibt es alternative Arzneimittel. Die Substanz wird auch zur Phasenprophylaxe bei manisch-depressiven Erkrankungen eingesetzt. Für die Psychiatrie hält der Berliner Embryonaltoxikologe Christof Schaefer den Arzneistoff jedoch ohnehin für entbehrlich. 



Irene Habich, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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