Apotheken-Gespräch im Bundestag

Verhärtete Fronten im Versandhandels-Konflikt

Berlin - 27.01.2017, 12:50 Uhr

Wie geht es weiter mit dem Versandhandel? Weder die Politiker im Bundestag noch Versandapotheker und die ABDA können sich auf einen Kompromiss einigen. (Foto: dpa)

Wie geht es weiter mit dem Versandhandel? Weder die Politiker im Bundestag noch Versandapotheker und die ABDA können sich auf einen Kompromiss einigen. (Foto: dpa)


SPD: Gröhes Gesetz ist zu kompliziert und unsicher

Sowohl die SPD-Politiker als auch die Versandapotheker lehnen das Verbot aber weiterhin strikt ab. Insbesondere die Sozialdemokraten sollen beim gestrigen Gespräch nochmals auf das komplizierte Gesetzgebungsverfahren aufmerksam gemacht haben. Weil das von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe(CDU) geplante Gesetz von der EU-Kommission und allen anderen EU-Staaten notifiziert werden müsste, ist es aus Sicht der SPD überhaupt nicht klar, ob das Verbot noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden könnte. Und: Die Sozialdemokraten sollen auch davor gewarnt haben, dass man im Rahmen des Notifizierungsverfahrens mit Widersprüchen rechnen müsste.

Die SPD-Politiker Franke und Dittmar haben erneut für ihr Modell geworben, den Rx-Versandhandel einerseits zu erhalten und Rx-Boni gleichzeitig über das Sozialrecht einzuschränken oder zu verbieten. Für die ABDA sind aber auch diese beiden Ideen keine Alternative: Kritiker des SPD-Modells weisen darauf hin, dass von einer Regelung im Sozialrecht „nur“ GKV-Patienten betroffen wären. Offen wäre also, ob PKV-Patienten unbegrenzte Boni erhalten dürften. Versandapotheken-Chef Christian Buse favorisiert ein Höchstpreismodell, bei dem Apotheken ihre Preise innerhalb eines gewissen Korridors selbst festlegen können. Aber auch den „Boni-Deckel“ der SPD hatte Buse im Interview mit DAZ.online als „charmant“ bezeichnet.

Neben der inländischen Problematik sollen sich die Gesprächsteilnehmer auch damit befasst haben, ob die ausländischen Versandapotheken weiterhin dem Rahmenvertrag angehören dürfen, wenn sie Patienten aus Deutschland Rx-Boni gewähren. Zur Erklärung: Der Vertrag zwischen Kassen und Apothekern sieht eigentlich ein striktes Boni-Verbot vor. Dem Vernehmen nach soll der Verband europäischer Versandapotheken (EAMSP) allerdings vorgetragen haben, dass aus juristischer Sicht nichts dagegen spreche, wenn DocMorris und Co. Boni anbieten und gleichzeitig von den Vorteilen des Rahmenvertrages profitieren. Wie sich die Politik zu diesem Punkt verhielt, ist unklar.

Von einer inhaltlichen Einigung oder einem Kompromiss soll die Runde laut Aussagen mehrerer Teilnehmer weit entfernt gewesen sein. Allerdings soll das nicht das letzte Gespräch gewesen sein: In der gleichen Zusammensetzung wollen sich Apotheker, Versender und Politiker in den kommenden Wochen mehrfach treffen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

SPD

von Frank Zacharias am 27.01.2017 um 14:18 Uhr

Wenn die Damen und Herren der SPD nicht auf Zeit spielen würden, wäre das Gesetz durchaus innerhalb der Legislaturperiode zu verabschieden. Dass im Notifizierungsverfahren Bedenken angemeldet werden können, stimmt zwar. Aber diese müssen dann nur vom Gesetzgeber beantwortet werden. Auf den Ihnalt des Gesetzes haben diese Einwände keinen Einfluss.

Zudem ist es keineswegs unklar, was im Rahmenvertrag steht. Es gibt sogar ein BGH-Urteil, dass die Kumulation von Vorteilen aus verschiedenen Verträgen unzulässig ist. Ausserdem sind die ausländischen Versender dem Vertrag freiwillig beigetreten, um die Herstellerrabatte erstattet zu bekommen. Sie wussten und wissen, was im Vetrag steht.
Recht wäre es, wenn rückwirkend retaxiert würde und die Versender von der GKV-Belieferung für 2 Jahre ausgeschlossen werden. auch das steht im Vertrag.

Da sich aber DocMorris einen D.... drum schert, was im Vertrag steht, geht auch eine Regelung über das Sozialrecht nicht. Denn rechtlich greifbar bei einem Verstoss sind die Holländer nicht, siehe bereits verhängte Ordnungsgelder.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: SPD - Klartext für Nichtjuristen und Hallo Heiko - lesen bildet.

von Christian Timme am 27.01.2017 um 17:14 Uhr

Mehr als interessant, bitte mehr ... Kleine Anregung für Genosse Heiko oder üben wir nur weiter "Handzeichen wie Merkel?".

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