Heimversorgende Apotheken

Hoffnungsschimmer beim Innovationsfonds

Berlin - 10.01.2017, 17:01 Uhr

Chance für Apotheker: Der G-BA hat einem Forschungsprojekt einen Zuschlag aus dem Innovationsfonds erteilt, an dem heimversorgende Apotheken und vier Apothekerkammern beteiligt sind. (Foto: dpa)

Chance für Apotheker: Der G-BA hat einem Forschungsprojekt einen Zuschlag aus dem Innovationsfonds erteilt, an dem heimversorgende Apotheken und vier Apothekerkammern beteiligt sind. (Foto: dpa)


Die erste Ausschüttung des Innovationsfonds war für die Apotheker eigentlich schon als Niederlage abgestempelt. Nun stellt sich aber heraus, dass die Pharmazeuten in einem anderen Bereich des Fonds doch mit einem Projekt zur Arzneimitteltherapiesicherheit zum Zuge kommen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) will ein Forschungsprojekt bewilligen, an dem vier Apothekerkammern und heimversorgende Apotheker beteiligt sind.

Die Apotheker verbinden mit dem Innovationsfonds einige Hoffnungen: Ist er doch eine Möglichkeit, die von der ABDA so heiß umworbenen pharmazeutischen Dienstleistungen in einem vergüteten Modellprojekt zu testen. Und so „funktioniert“ der Fonds: Der Gesetzgeber hatte ihn im vergangenen Jahr etabliert. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) sollte demnach einen Innovationsfonds bilden, der zwei große Töpfe hat: für innovative Versorgungsprojekte sowie für vielversprechende Ideen aus der Versorgungsforschung. Für die praktizierten Versorgungsmodelle werden jährlich 225 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, für die Forschungsprojekte weitere 75 Millionen Euro.

Die Pharmazeuten hatten sich mit mehreren Versorgungsmodellen für die erste Ausschüttung aus dem größeren Topf beworben – und waren mit allen Anliegen gescheitert. Die wenigen bezuschussten Projekte zur Arzneimitteltherapiesicherheit klammern die Beteiligung der Apotheker so gut wie aus. Vielmehr schien der Fokus bei der ersten Trance der Versorgungsprojekte darauf zu liegen, telemedizinische und digitale Lösungen zu unterstützen.

Kurz nach Jahresbeginn hat der G-BA allerdings die bezuschussten Bewerber des kleineren Topfes für die Versorgungsforschung bekanntgegeben. Und bei genauerem Hinschauen fällt auf: An einem Projekt sind die Apotheker maßgeblich beteiligt. Konkret geht es um das Vorhaben mit dem Namen „HIOPP-3-iTBX“. Arbeitstitel: „Angemessene und sichere Medikation für Heimbewohnerinnen mit Hilfe einer interprofessionellen Toolbox (AMTS‐Toolbox)“

Medikamentenreviews von Apothekern

Antragsteller ist die Medizinische Hochschule Hannover. Beteiligte Konsortialpartner sind mehrere Universitäten in vier Bundesländern (Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern) sowie das AQUA-Institut für Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen. Die Apotheker tauchen zwar nicht als Konsortialpartner auf. Dem Vernehmen nach sind aber alle Apothekerkammern aus den oben genannten Ländern an der Vorbereitung des Projektes beteiligt gewesen.

Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Arzneimitteltherapiesicherheit von Pflegeheimbewohnern zu verbessern. Es ist von einer „kontrollierten Interventionsstudie mit Beteiligung von Apothekern, Pflegefachkräften und Hausärzten mit 760 Bewohnern in insgesamt 32 Einrichtungen der Langzeitpflege“ die Rede. Weil der Zuschlag des G-BA für die Projekte im Moment noch vorläufig ist, haben die Bewerber noch keine Details veröffentlicht. Auch zur Honorierung der Apotheker und Hausärzte ist bislang nichts bekannt.

Projekt könnte fläechendeckend ausgerollt werden

Allerdings verrät das Zuschlagspapier des G-BA noch einiges zum Projekt selbst: Apotheker sollen den Heimpatienten „apothekerinitiierte Medikamentenreviews“ anbieten. Außerdem soll wohl in Zusammenarbeit mit den Ärzten ein Pool an bereits erprobten Interventionshilfen zur Arzneimitteltherapiesicherheit, eine sogenannte „AMTS-Toolbox“ erarbeitet werden. Durch diese Maßnahmen erhoffen sich die Konsortialpartner, die Rate an inadäquaten Verordnungen über Neuroleptika und anderen Arzneimitteln zu senken. Als sekundäre Ziele werden die Vermeidung von Stürzen, Hospitalisierungen und Hausarztkontakten sowie die Verbesserung der Lebensqualität angegeben.

Ein Zuschlagskriterium des G-BA bei den Innovationsfonds-Projekten war, dass die Vorhaben zu einem späteren Zeitpunkt flächendeckend ausgerollt werden könnten. Im Fall vom Apotheker-Projekt HIOPP-3 ist vorgesehen, dass alle Beteiligten Heilberufler ein Change-Management-Handbuch erstellen, in dem sie gewissermaßen einen „Fahrplan“ für pharmazeutische Interventionen festhalten.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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