Andreas Storm

Neuer DAK-Chef fordert Digitalisierungs-Masterplan

Stuttgart - 04.01.2017, 12:55 Uhr

Der neue DAK-Vorstand Andreas Storm macht sich für die Digitalisierung des Gesundheitswesens stark. (Foto: DAK Gesundheit)

Der neue DAK-Vorstand Andreas Storm macht sich für die Digitalisierung des Gesundheitswesens stark. (Foto: DAK Gesundheit)


Das Rx-Versandverbot sei „im Zeitalter der Digitalisierung“ absolut nicht zeitgemäß, sagt der neue DAK-Vorstand Andreas Storm. Die Geschichte der elektronischen Gesundheitskarte bezeichnet er als „Drama“ – und fordert von der Bundesregierung einen Masterplan für die Digitalisierung des Gesundheitswesens.

Seit dem 1. Januar 2017 ist der frühere saarländische Gesundheitsminister Andreas Storm (CDU) Vorstandsvorsitzender der DAK Gesundheit. Storm übernimmt den Vorstandsposten von seinem Vorgänger Herbert Rebscher – und wird vor einigen Herausforderungen stehen: Nach früheren hohen Beitragserhöhungen sah sich die Kasse sogar gezwungen, Insolvenzgerüchte zu dementieren.

Im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ gab Storm sich nun zuversichtlich, dass eine Neuorganisation der Kasse wie auch Kostenreduktionen weitere Anstiege des Zusatzbeitrages verhindern könnten. Auch will er 15 Prozent des Personals abbauen – allerdings ohne Entlassungen.

„Ein Drama“

Als wesentlichen Schwerpunkt seiner Tätigkeit bei der DAK hat sich der neue Vorstand offenbar die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorgenommen. „Es könnte wesentlich besser laufen, etwa bei der elektronischen Gesundheitskarte“, erklärte Storm gegenüber der Zeitung. „Deren Geschichte ist ein Drama.“ Schon vor zehn Jahren hätte sie deutlich mehr Funktionen haben sollen, als es aktuell der Fall ist.

„Sinnvoll wäre zum Beispiel eine Übersicht über die Einnahme von Medikamenten“, erläuterte Storm. Doch es ginge nur „in winzigen Schritten“ voran. „Die Regierung sollte nach der Bundestagswahl deshalb einen Masterplan für die Digitalisierung des Gesundheitswesens vorlegen“, forderte er. „Das wäre dringend nötig.“

Rx-Versandverbot ist „absolut nicht zeitgemäß“

Storm hält jährliche Fortschrittsberichte für wichtig, um die Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Auch brauche es an manchen Stellen Kompromisse. „Bei Fragen des Datenschutzes müssen wir nach allen Diskussionen zu Ergebnissen kommen“, erklärte er gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“.

Aus seiner Sicht ist das von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) geplante Rx-Versandverbot überhaupt nicht akzeptabel. „Ich halte das im Zeitalter der Digitalisierung für absolut nicht zeitgemäß“, betonte Storm. Als die rot-grüne Koalition 2003 gemeinsam mit der Union die Weichen für den Arzneimittelversandhandel legte, war Storm mit von der Partie. Damals war er noch als CDU-Bundestagsabgeordneter zuständig für Gesundheitspolitik.

Für die Verbesserung der Versorgung von Patienten sei die Digitalisierung eine Chance. „Die Kassen brauchen aber klare Grenzen“, forderte der DAK-Chef. Es dürfe nicht dazu kommen, dass Gesundheitsrisiken individualisiert werden und beispielsweise Übergewichtige mehr zahlen. „Das wäre das Ende des Solidarprinzips“, betonte Storm. „Der Beitrag darf nicht vom Bauchumfang abhängen.“

Vertrauliche Preise „nicht nachvollziehbar“

Seinen Parteikollegen Gröhe bezeichnete er im Interview als „sehr erfolgreichen Gesundheitsminister“. Doch beim Arzneimittelversorgungs-Stärkungsgesetz sieht Storm noch erheblichen Handlungsbedarf – insbesondere beim Thema Arzneimittelkosten. „Wir zahlen leider manchmal Mondpreise, und das nicht nur bei Krebsmitteln, bei denen sich die Preise nicht immer am Nutzen und Innovationsgrad der Medikamente orientieren“, kritisierte der Kassenchef. Das geplante Gesetz würde „so gut wie nichts“ hiergegen unternehmen.

So sei die geplante Umsatzschwelle von 250 Millionen Euro „viel zu hoch“, ab der der Erstattungsbetrag rückwirkend gelten soll. „2015 wären nur drei Medikamente davon überhaupt betroffen gewesen“, bemängelte Storm gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. „Diese Obergrenze muss drastisch abgesenkt werden.“ Vertrauliche Rabattpreise hält der DAK-Chef für „nicht nachvollziehbar“. „Es gibt keinen Beleg dafür, dass vertrauliche Preise zu höheren Rabatten führen, wie die Pharmaproduzenten behaupten“, erklärte er. 



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7 Kommentare

Digitalisierung der Verwaltung ist auch schon erfunden !

von Ratatosk am 04.01.2017 um 18:47 Uhr

Möchte den Chef aber nicht ohne Hilfe zurücklassen !

Die GKV en haben immense Personalkosten durch ineffektive Prozesse, immer mehr selbstgestrickte Einzelverträge mit wie ausgewählten Versorgern etc. Man sollte den Kassen mal sagen daß der Computer schon erfunden ist und man durch gute interne Prozessoptimierung sehr viel Geld sparen kann, gut, daß heißt aber, daß man Ahnung davon haben müßte, was zu tun ist und den Willen es zu tun, wir werden es ja sehen. Ansonsten die alte Leier andere anbzuzocken durch bürokratische Nötigung, der Mann kommt ja aus der Politik, da macht man halt eine Verordnung und gut ist, in der Wirklichkeit geht es eben nicht so einfach.

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Digitalisierung und deshalb ...

von Ratatosk am 04.01.2017 um 18:36 Uhr

Der Man ist gut !? - fordert vom Bundestag Digitalisierung und völlig ohne logischen Kontext die Ablehnung des RX Versandes !
Von dem Bundestag, der seine gesamte EDV in die Tonne kloppen mußte, da nichts mehr zu sichern war !!

Ein typisch schäbiges Gelulle von überbezahlten Kassenapparatschicks, die aber eben leider gute Verbindungen zum Funktionärssumpf haben.
Der Supergau ist doch die Gesundheitsakte !
vom Burnout über psychische Probleme zum Tripper aus Tailand, demnächst auch von ihrem Erpresser/in.
Wer dann noch sagt, man könne es zuverlässig sichern, lügt offen, da es zu viele Beweise des Gegenteiles gibt, als daß man es noch auf Inkompetenz schieben könnte.
Einzelne Datenabgleiche für Diagnosen etc. Cts etc sind ja ok und nötig, aber das ist Blödsinn. Zusätzlich stellt sich die Frage, was bei einem Netzausfall passiert ! nicht mal mehr Notfallmedikamente könnnten ermittelt werden, aber klar, es hat ja noch nie einen Netzausfall etc. gegeben.

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Digitalis ierung

von Kerstin Kemmritz am 04.01.2017 um 16:50 Uhr

Digitalis ist tödlich, Digitalisierung (in den falschen Bereichen auch). Wie immer, macht erst die Dosis das Gift. Und da sollte man den Menschen und seine Zuwendung nicht gegen was Digitales ersetzen, wo das nicht gebraucht wird. Aber das wird er mit zunehmendem Alter wohl noch selbst erfahren, der Herr Storm.

Wo ich mir eher Digitalisierung vorstellen kann, ist übrigens bei den Krankenkassen. Da könnte man Unsummen sparen! Und wenn dann noch auf vorherige Genehmigung von Selbtsverständlichkeiten (wie Diabetikerzubehör, Hilfsmittel mit Festpreisen oder Festaufschlägen, Zusatznahrung usw.) verzichtet werden würde, könnte man sogar mal wieder in schwarze Zahlen kommen ...

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Drama

von Frank ebert am 04.01.2017 um 16:11 Uhr

Ein Drama ist der Anschlag in Berlin !

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Nicht zeitgemäß oder die Wiederauferstehung einer neuen Kausalität

von Bernd Jas am 04.01.2017 um 14:45 Uhr

1. Das RX-Versandhandelsverbot sei im Zeitalter der Digitalisierung absolut nicht zeitgemäß? Warum soll es dann im Zeitalter der Digitalisierung nicht zeitgemäß sein Heroin, Kokain, LSD, Cannabis etc. für den Versandhandel freizugeben. Diese Drogen sind zwar illegal, aber im Namen des digitalen Zeitalterichglaubesnicht.

2. Bei Fragen des Datenschutzes wenden Sie sich dann bitte an die Sellall Merchandis Marketingabteilung von Mok Dorris und Konsorten.

3. Das sind vielleicht Komiker; Personalabbau ohne Entlassungen. Personalkostenreduktion heißt da wohl eher das Zauberwort und ich hätte da auch schon eine Idee bei wem er da anfangen könnte.

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Perfide Drohungen

von gabriela aures am 04.01.2017 um 13:51 Uhr

Was hat der Versand, bzw. ein Verbot des RX-Versandes mit Digitalisierung zu tun ?
Blödes populistisches Gequatsche unter hinterhältiger Vermischung von Reizwörtern.
Digitalisierung soll Vorgänge erleichtern und beschleunigen.
Und da ist NICHTS schneller als die Vor-Ort-Apotheke ! Entweder hat sie die per mail bestellten RX-Präparate SOFORT abholbereit auf Lager oder zumindest binnen weniger Stunden lieferbar.
Der Versand braucht auch bei Mailbestellung mindestens einen weiteren Arbeitstag.
Oh..muß aufhören. Whatsapp-Bestellung plimpert

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AW: Perfide Drohungen

von Andreas Grünebaum am 04.01.2017 um 17:02 Uhr

Was kümmert es einen Herrn Storm, was mit den Apotheken passiert? Ist doch Aufgabe der Politik, die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln sicherzustellen.

Aus Sicht der GKV ist die Sache klar:
Rx-Versand + Boni + eGK = 1 Milliarde Einsparung (Betrag muss stimmen, weil das Argument bei der Politik sonst nicht zieht)

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