Europa, Deine Apotheken – Großbritannien

Zwischen Staatsversorgung und einem Markt ohne Regeln

London - 28.12.2016, 19:55 Uhr

Im staatlichen Gesundheitswesen Großbritanniens sollen bis 2021 insgesamt 28 Milliarden Euro eingespart werden. (Foto: DAZ.online)

Im staatlichen Gesundheitswesen Großbritanniens sollen bis 2021 insgesamt 28 Milliarden Euro eingespart werden. (Foto: DAZ.online)


Wie in einem Gesundheitssystem absolute staatliche Kontrolle und komplette Deregulierung einiger Marktbereiche aufeinander prallen können, zeigt das Beispiel Großbritannien. 

Einerseits besitzen die Briten eines der am stärksten kontrollierten Krankenversicherungssysteme Europas. Gleichzeitig lassen sie multinationale Gesundheitskonzerne an der Versorgung entscheidend mitwirken. Trotzdem herrschen Zustände, die sich Friedemann Schmidt und Fritz Becker seit Jahren wünschen.

Der britische National Health Service (NHS) ist eines der staatlichen Krankenversicherungssysteme in Europa, das fast ausschließlich steuerfinanziert ist. Jedes der zum Vereinigten Königreich gehörenden Länder hat einen eigenen NHS, wobei die Systeme in Wales, Schottland und Nordirland dem englischen NHS ähneln. Trotzdem können die Landesparlamente in London, Edinburgh, Cardiff und Belfast wichtige strukturelle und finanzielle Fragen über ihre Krankenversicherungssysteme selbst entscheiden.

Die Verteilung der Gelder an die Leistungserbringer wird aber dezentral in regionalen Gremien ausgehandelt. In England gibt es beispielsweise regionale Unterbehörden des NHS (Clinical Commissioning Groups), die über die Verteilung der Gelder entscheiden. Diese Gremien funktionieren ähnlich wie hierzulande der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), in dem Vertreter der Leistungserbringer und der Versicherer zusammenkommen, um über die Erstattungsfähigkeit von Leistungen zu entscheiden.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Wirklichkeit

von Reinhard Rodiger am 28.12.2016 um 15:56 Uhr

Das klingt so als ob das Ideal wäre und unsere Oberen in ihrer Fixierung bestärken .
Die Erträge werden um 20-40 % sinken. Etwa ein Viertel wird das nicht überleben. Distribution wird zentralisiert und automatisiert und damit entwertet . Das bedeutet Kapitaleinsatz, der nur von den Großen erwirtschaftet wird. DIenstleistungen sind zT gedeckelt - jedenfalls die , die hier als wahre Zukunft angepriesen werden(MUR).
Es soll ja gespart werden und nicht die Kosten anderswo wieder reingeholt werden.Wichtiger als hier ist die Einbindung in die Erstversorgerfunktion zur Entlastung der gnadenlos überlasteten Ärzte.Da ist schon ein interessanter Bereich, der haupsächlich von Preisunterschied und der leichteren Zugänglichkeit befeuert wird.Ohne die langen Wartezeiten gäbe es das nicht.Sind Personalengpässe eine Berufslegitimation?

Es wird der eine angestammte Bereich stranguliert und dessen Ausgleich wird den Großen überlassen, die ihre Macht dann ausspielen können.Da gibt es keinen Wettbewerb mehr, oder Interesse an Patientennöten.Alles in ein oder zwei Händen.

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