Kunden- und Umsatzangaben

Wie verlässlich sind die Zahlen der Versandapotheken?

Berlin - 26.12.2016, 12:45 Uhr

Wie viel denn nun? Recherchen von DAZ.online zufolge sind die Angaben der Versandapotheken hinsichtlich ihrer Bestellungen und ihrer Kundenzahl nicht wirklich schlüssig. (Foto: wes)

Wie viel denn nun? Recherchen von DAZ.online zufolge sind die Angaben der Versandapotheken hinsichtlich ihrer Bestellungen und ihrer Kundenzahl nicht wirklich schlüssig. (Foto: wes)


Verlässliche Informationen fehlen

Anders als DocMorris antworteten die Europa Apotheek und Shop-Apotheke B.V. gar nicht auf eine Anfrage von DAZ.online. Und auch in Deutschland geben viele Versandapotheken ihre Umsatzzahlen nicht bekannt – so schreibt Apotal auf Anfrage nur, dass täglich etwa 10.000 Pakete an ihre knapp 2,6 Millionen Kundenadressen verschickt werden. Apo-Rot meldet „über 2 Millionen“ Kunden, von denen täglich mehr als 20.000 online oder vor Ort einkaufen. Nur die Versandapotheke medpex erklärt, dass ihr Umsatz in diesem Jahr erstmalig über 100 Millionen Euro lag – bei 250.000 Paketen pro Monat und über 2,5 Millionen Kunden.

Es ist also schwierig, auf Grundlage derartiger Zahlen den Anteil der deutschen Verbraucher zu schätzen, die bereits Arzneimittel online gekauft haben. Einerseits wird ein Teil der Kunden auch bei mehreren Shops kaufen, so dass diese in den Zahlen mehrfach auftauchen – und andererseits sind viele der Kunden von Versandapotheken keine Arzneimittel-Käufer. Apo-Rot schätzt beispielsweise, dass die Verteilung zwischen OTC- und Rx-Arzneimitteln auf der einen und sonstigen Produkten wie Nahrungsergänzungsmittel oder Kosmetika auf der anderen Seite bei rund 70 zu 30 liege.

Um für Aufklärung zu sorgen, dürften daher die Zahlen interessant werden, die der BVDVA nun zusammenstellt. Doch wenn auch hier nur alle Einträge in den Kundenkarteien aufsummiert werden, wäre die Gesamtzahl wohl kaum aussagekräftig. So bleiben sowohl die Gegner als auch die Befürworter des Rx-Versandverbots offenbar belastbare Zahlen schuldig – denn auch der ABDA wird immer wieder vorgeworfen, nicht ausreichend belegen zu können, wie die wirtschaftliche Situation der  Apotheken eigentlich aussieht.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

Warum fragt man nicht einfach die, die es wissen sollten .....

von Gunnar Müller, Detmold am 28.12.2016 um 15:34 Uhr

Per E-Mail v. 26.12.
"Belieferung durch Ausländische Versandapotheken
Offener Brief an: AOK NordWest, AOK-Bundesverband, GKV-Spitzenverband

Sehr geehrter Herr Ackermann,
sehr geehrter Herr Litsch,
sehr geehrte Frau Dr. Pfeiffer,

als Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse bitte ich Sie um Mitteilung folgender Angaben bezüglich der Mitglieder der von Ihnen vertretenen Krankenkasse/n:
Wie hoch ist der Anteil der Mitglieder, die bei ausländischen Versandapotheken Arzneimittel zu Lasten der Krankenkasse/n beziehen?
Wie viele Mitglieder sind es in absoluten Zahlen?
Wie viele Packungen an Rx- bzw. non-Rx-Arzneimittel beziehen diese Mitglieder über ausländische Versandapotheken?
Wie hoch ist dieser Anteil am jeweiligen Gesamtumfang?
Wie hoch ist der Nettoumsatz der Rx- sowie der non-Rx-Arzneimittel, die von diesen über ausländische Versandapotheken bezogen werden?
Wie hoch sind diese Anteile am jeweiligen gesamten Rx-/non-Rx-Netto-Umsatz?

Da diese Zahlen offensichtlich momentan auch von der Politik benötigt werden, erlaube ich mir, entsprechende Kreise nachrichtlich zu beteiligen.
Mit freundlichen Grüßen"

Reaktion/Antwort bislang: -
Zur ggf. weiteren Verwendung als Anschreiben an Ihre gesetzliche KK. Viel Spaß beim Schreiben.

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reines Wunschdenken

von Alfons Neumann am 23.12.2016 um 2:31 Uhr

DoMo u. Co. biegen sich die Zahlen so zurecht wie´s halt gerade passen tut - postfaktisch eben !
Und Spargel-Karl + Konsorten ignorieren es einfach (z.B. Unterschied Umsatz<->Gewinn??) - wohl für ihre Lobby ...

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Trickser und Täuscher

von G. Wagner am 22.12.2016 um 21:27 Uhr

Es ist das alte und übliche Lied: Versender täuschen und tricksen - mal mit (zu) hohen, mal mit (zu) niedrigen Zahlen - je nach politischer Opportunität. Und die Multiplikatoren in Medien und Politik? Einer schreibt vom anderen ab - gut, dass die Zahlenspielereien und Pseudo-Statistiken der Freunde des Versandhandels und Fremdbesitzes enmal hinterfragt werden.

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Viele Besteller und geringer Marktanteil?

von Andreas Grünebaum am 22.12.2016 um 19:21 Uhr

Also wenn ich wüsste, dass der halbe Ort in den letzten Jahren schon einmal bei mir in der Apotheke gekauft hat und ich dennoch nur einen Marktanteil von < 1% hätte, müsste ich mir Gedanken machen ;-)

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Es gibt keine AAA-Zahlen und schon gar nicht im Versandhandel

von Christian Timme am 22.12.2016 um 18:49 Uhr

Wenn jedes Top-Unternehmen, gegen Honorarzahlung, mit AAA-Zertifikat auftrumpft und 5 Min. später die Vollpleite hinlegt, ist das völlig normal. Da war doch 2008 irgendwas?. Jeder nach seiner Façon oder wie aktuell von DocMorris: Über 40% der Deutschen haben bereits Medikamente online bestellt. Nur leider nicht bei uns.

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