Michael Fuchs (CDU)

Einziger Apotheker im Bundestag sieht Rx-Versandverbot kritisch

Berlin - 18.12.2016, 17:45 Uhr

Für den Rx-Versand: Der einzige Apotheker im Bundestag, Michael Fuchs (CDU), hat sich dafür ausgesprochen, den Rx-Versandhandel zu erhalten. (Foto: dpa)

Für den Rx-Versand: Der einzige Apotheker im Bundestag, Michael Fuchs (CDU), hat sich dafür ausgesprochen, den Rx-Versandhandel zu erhalten. (Foto: dpa)


Lauterbach will Extra-Honorar für Beratungskabine

Dass ausgerechnet Fuchs nun Stimmung gegen das Rx-Versandverbot in der Unionsfraktion macht, hat für die Apotheker einen bitteren Beigeschmack – ist er doch der einzige approbierte Pharmazeut im Parlament. Zwischen 1969 und 1973 studierte Fuchs in Erlangen und Bonn Pharmazie. 1977 eröffnete er mit seiner Frau eine gemeinsame Apotheke in der Heimatstadt Koblenz. Die Apotheke gibt es auch heute noch, mitten im Stadtzentrum, in der Nähe des Hauptbahnhofes. Die Familie Fuchs hat sie inzwischen verkauft, die Offizin wurde modernisiert.

In der Politik machte sich Fuchs als Wirtschaftsexperte einen Namen, er gilt als Interessenvertreter der Industrie und der Arbeitgeber. Aus gesundheitspolitischen Themen und somit auch aus der Apotheken-Regulierung hielt sich der Pharmazeut aus den vergangenen Jahren komplett heraus – bis er sich nun in die Debatte rund um den Versandhandel einmischte.

Und auch in der SPD bleibt das Rx-Versandverbot eines der wichtigsten, aktuellen gesundheitspolitischen Themen. SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach bekräftigte in einem Interview mit dem „Spiegel“ seine Forderung nach einer Reform des Apothekenhonorars. Erstmals präsentierte Lauterbach auch einen konkreten Vorschlag, wie er den Apothekern für Beratungsleistungen mehr Geld zukommen lassen will. Der Sozialdemokrat schlägt vor, dass Apotheker Extra-Honorare bekommen, wenn sie sich eine Beratungskabine einrichten. Auch Beratungsgespräche zu Wechselwirkungen sollen den Apothekern mehr Geld einbringen, sagte Lauterbach.

Was Lauterbach in seiner Kampagne gegen das Rx-Versandverbot bislang nicht erwähnt hat, ist dass sich ein Teil seiner eigenen Partei gegen eine Reform des Apothekenhonorars noch in dieser Legislaturperiode wehrt. Das von Sigmar Gabriel (SPD) angeführte Bundeswirtschaftsministerium hat im vergangenen Jahr ein Gutachten zum Apothekenhonorar in Auftrag gegeben, das erst im kommenden Herbst präsentiert werden soll. Gabriels Ministerium hatte sich bereits mehrfach dagegen ausgesprochen, das Apothekenhonorar vor dem Erscheinen des Gutachtens zu reformieren. 



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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7 Kommentare

Einziger Apotheker im Bundestag...

von Land-Apothekerin, Andrea am 19.12.2016 um 21:13 Uhr

Der "Kollege" Fuchs (soll ich ihn wirklich so nennen?) zeigt beeindruckend, wie wir uns untereinander einig sind; die Flut kommt und jeder schielt nur angstvoll zu dem Nachbarn und hofft, dass seine eigene Sandburg höher ist.
Naja, ich nehme an, seine Schäfchen sind auf seiner Burg schon lange im Trockenen... oder hat jemand noch ein Stockwerk finanziert?

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Apotheker ?

von Ratatosk am 19.12.2016 um 18:51 Uhr

Wer von der Volkskohle lebt hat andere Prioritäten. Ebenso denken manche an die Anschlußverwendung. Sein beruflicher Schwerpunkt liegt ja interessanterweise auch im Großhandel und Außenhandel und der Immobilienverwaltung. Außer einer kurzen Zeit hat Herr Fuchs nicht das geringste mit einer normalen Apotheke am Hut, sondern spielt in der Ebene der Konzerne - und die haben eben ein Interesse am Rosinenpicken. Ob es Verbindungen hierzu gibt, ist kaum zu sagen, da Herr Fuchs gegen Transparenz der Nebeneinkünfte eingestellt ist, somit sind die Interessenlage in dieser Hinsicht nicht beurteilbar.
Informativ sind hier jedoch Wikipedia und Abgeordnetenwatch,de .

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Digitalisierung ?!

von Bernd Jas am 19.12.2016 um 11:51 Uhr

"-wir können Veränderungen im Zuge der Digitalisierung nicht ausblenden.“
Eben, ganz Ihrer Meinung; denn, wir müssen und dürfen nicht die vermeidbaren und vor allem die nicht zwingenden Folgen der Digitalisierung hinnehmen. Dieser Automatismus ist nicht zielführend und erst recht nicht hinnehmbar.
Veränderungen durch Digitalisierung müssen eben mit analogem Sachverstand nachgebessert und angepasst werden. Und dieser Sachverstand benennt hier das RX-Versandhandelsverbot.

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Liebe Leserinnen und Leser, wir freuen uns, wenn unsere Nachrichten Sie zur Debatte anregen. Bitte verzichten Sie dabei jedoch auf Beleidigungen. Viele Grüße Ihre DAZ.online-Redaktion
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Beratungskabinenhonorar ?

von gabriela aures am 18.12.2016 um 20:51 Uhr

So frech hat sich noch kein Politiker der Apotheker als Steigbügelhalter für DocMo bedient !
Ja klar, damit wird über Bande das noch völlig unregulierte und vermutlich illegale Modell "Hüffenhardt" von DocMorris präventiv schon mal gesetzlich vorinstalliert, legalisiert und später von DocMo den Kassen honorarfrei angeboten.
Für wie bescheuert hält uns der Kerl eigentlich ?

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Güterabwägung

von Christian Giese am 18.12.2016 um 18:25 Uhr

Der Kollege Fuchs möge halt mal sein Rechtsverständnis gegen die Folgenkaskade ohne Rx-Versandverbot abwägen.
So schwer kann´s doch nicht sein, auch wenn man versandverbotskritisch ist.

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