Ayurveda und Co.

Indien will globales Zentrum für traditionelle Medizin werden

14.12.2016, 10:15 Uhr

Indien will  Ayurveda und andere traditionelle Therapierichtungen weiterentwickeln.  (Foto: maru1937 / Fotolia)

Indien will  Ayurveda und andere traditionelle Therapierichtungen weiterentwickeln.  (Foto: maru1937 / Fotolia)


Indien will zu einer weltweiten Drehscheibe für die traditionelle Medizin in Forschung und Praxis werden. Dies hat das indische AYUSH-Ministerium angekündigt. AYUSH steht für „Ayurveda, Yoga and Naturopathy, Unani, Siddha and Homoeopathy“. 

Indien und China sind auf der Weltbühne in vielerlei Hinsicht harte Konkurrenten. Gerade hat die chinesische Regierung ein Strategiepapier vorgelegt, um die traditionellen Heilverfahren im Land auszubauen.

Nun wurde beim 7. Welt-Ayurveda-Kongress Anfang Dezember in Kalkutta verkündet, dass Indien zum globalen Zentrum für die Praxis der traditionellen Medizin und Forschung werden soll. „Wir unternehmen konzertierte Anstrengungen zur systematischen Entwicklung von Ayurveda und anderen traditionellen Therapierichtungen in unserem Land.“ sagte Sripad Yesso Naik, Staatssekretär der Union für AYUSH, auf dem zahlenmäßig wohl größten Forum für Ayurveda und Integrative Medizin weltweit. „Für die Stärkung und Straffung dieses Systems bitten wir um Vorschläge und Ideen von Experten, die in die neue AYUSH-Politik einfließen sollen. " 

Internationale Vernetzung als Grundlage

AYUSH steht für „Ayurveda, Yoga and Naturopathy, Unani, Siddha and Homoeopathy“. In Indien gibt fast 800000 registrierte AYUSH-Heilkundler und zusätzlich schätzungsweise rund eine Million „community health workers“, das heißt Hilfs-Gesundheitspersonal in Rahmen der Primärversorgung in den Gemeinden, die die traditionelle Heilkunde ausüben. 

Die indische Regierung hat ein eigenes AYUSH-Ministerium. Zur Förderung der internationalen Vernetzung hat dieses bereits eine Reihe von „Memorandums of Undertanding“ (MoUs) mit Institutionen in verschiedenen Ländern zur bilateralen Zusammenarbeit in Forschung und Wissensaustausch unterzeichnet. „Mit der sich ändernden Dynamik der medizinischen Wissenschaften in den letzten Jahren ist das Interesse an dem traditionellen Gesundheitssystem auf der ganzen Welt wieder aufgelebt.“ betont AYUSH-Staatssekretär Naik. 

Exportförderung ebenfalls auf der Agenda

Außerdem will Indien die Ausfuhr von indischen Produkten der traditionellen Medizin in ausländische Märkte erleichtern. Derzeit exportieren ayurvedische Unternehmen diese als Nahrungsergänzungsmittel, weil Ayurveda in vielen Ländern nicht anerkannt ist. In einem Brief mit umfassenden Vorschlägen für das Wachstum der AYUSH - Industrie hat der Direktor der Maharshi Ayurveda Products Pvt Ltd in Neu Delhi Sanjay Srivastva die Regierung dringend aufgefordert, sofortige Schritte zu unternehmen, um die Ayurveda - Pharmakopöe Indiens an internationale Standards anzupassen. Wie das indische Pharmaportal „pharmabiz.com“ mitteilt, will das AYUSH-Ministerium, dass Lizenzen für neue Ayurveda, Siddha und Unani (ASU) Medikamente in Zukunft nur nach eingehender Prüfung durch eine Expertenkommission gewährt werden sollen, die für diesen Zweck gebildet werden soll.

Mehr als der ölige Stirnguss: Die ganzheitliche Sicht der ayurvedischen Medizin

Erschienen in DAZ Ausgabe 48/2015 im Rahmen eines Schwerpunkts zu „Spagyrik, Ayurveda, Bach-Blüten" als Teil  der DAZ-Reihe „Komplementäre Therapien".

Weitere Themen dieser Reihe: 

Qualität von Ayurveda-Produkten kritisch hinterfragen 

Nach Angaben der Deutschen Ärztegesellschaft für Ayurveda-Medizin (DÄGAM findet Ayurveda als ganzheitliches, komplementärmedizinisches Gesundheitssystem in der Therapie und Prävention von Erkrankungen auch in Deutschland einen rasant steigenden Zuspruch. Der Verband Europäischer Ayurveda-Mediziner und -Therapeuten e.V. (VEAT) betont, dass noch nicht in ganz Europa ein Zertifikat oder Diplom im Ayurveda-Bereich anerkannt ist. In Österreich und der Schweiz gibt es bereits offizielle Berufsbilder im Ayurveda

 Bezeichnungen wie „Ayurveda-Spezialist“, „Ayurveda-Therapeut“, „Klinischer Ayurveda Therapeut“ oder „ärztlich zertifizierter Therapeut“ seien schulinterne Bezeichnungen und bezeichneten keine staatliche Anerkennung im Sinne eines anerkannten, eigenständigen medizinische bzw. therapeutischen Berufs.

Mit der Verbreitung von Ayurveda im Westen kommen in Europa auch immer mehr ayurvedische Produkte auf den Markt: Massageöle, Tees, Kosmetikartikel, Nahrungsergänzungen und Kräuterpräparate. In den Medien wurde bereits verschiedentlich über Qualitätsmängel (z.B. Schwermetallbelastungen) ayurvedischer Produkte berichtet. Ein kritischer Blick ist deswegen angebracht. Der Verband Europäischer Ayurveda-Mediziner und -Therapeuten rät den Verbrauchern dazu, sich gezielt beim Anbieter zu informieren oder von einem Ayurveda-Praktizierenden beraten zu lassen. 


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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